Freitag, 19. Januar 2018

Worauf man beim Gebrauchtwagenkauf stößt


Beim Autokauf und noch viel mehr beim Gebrauchtautokauf kommt es neben der Auswahl des richtigen Modell für die eigenen Bedürfnisse drauf an ein möglichst gutes Exemplar zum angemessenen Preis aufzuspüren. Der letzte Punkt entscheidend sich während und nach der gründlichen Besichtigung und Probefahrt. Ein perfektes Anschauungsobjekt ist dieser Skoda Fabia Kombi den wir kaufen wollten. Bloß gut das wir genauer hingeschaut haben.



Am Telefon klang der kleine Skoda nach einem echten Schnäppchen, er gehört einer älteren Frau die ihn nicht mehr fährt und alle Erledigungen zu Fuß und mit dem Fahrrad bewältigen kann. Das Auto ist schlicht überflüssig und soll Platz machen auf dem Hof des Miethauses. Die Laufleistung ist für das Alter relativ niedrig und von Unfällen oder Kampfspuren ist nichts bekannt. Da lohnt sich doch glatt die Zeit für Anreise und Besichtigung freizumachen. Vielleicht finden wir ein echtes Schnäppchen für unsere Bekannte die ein Auto hat dessen Tage gezählt sind und nun Ersatz sucht.


So stehen wir ein paar Tage später bei leichtem Regen draußen rund um das Objekt der Begierde und versuchen einen ersten Eindruck zu sammeln. Offenbar ist die Karosserie wirklich noch gut in Schuss. Rost ist bei dieser Baureihe ohnehin kein großes Thema und die Spaltmaße lassen auf keine schweren Parkrempler schließen. Nur eine kleine Delle in der Heckklappe ist zu verzeichnen, damit lässt sich leben. Für die weitere Betrachtung müssen wir den Schlüssel haben und uns im Fahrzeug umschauen. Spätestens jetzt ist es an der Zeit uns bei der Verkäuferin zu melden. Wenn irgendwie möglich versuchen wir uns einen ersten Eindruck ohne Ablenkung durch den Verkäufer/in zu machen.


Mit dem Schlüssel in der Hand stehen wir schon vor dem ersten Hindernis; die Türen lassen sich nicht mit der Funkfernbedienung für die elektrische Zentralverriegelung öffnen. Offenbar ist die Batterie platt, wie wir nun erfahren steht das Auto schon seit über einem halben Jahr unbewegt an seinem Platz. Das heißt sobald die letzte HU fällig gewesen wäre wurde das Auto stillgelegt. Auffälligkeit Nummer 1. Mit dem Schlüssel kann die Fahrertür manuell entriegelt werden und dank Walters Hilfe kann die Bordbatterie überbrückt werden. Nach wenigen Umdrehungen des Anlassers läuft der Motor. Keine besonderen Geräusche oder Vibrationen feststellbar, doch nach gut 30 Sekunden schlägt das Kombiinstrument Alarm; Kühlwasserstand niedrig! Auffälligkeit Nummer 2. Also sofort Motor aus und nach dem Problem suchen. 


Im Motorraum sieht alles ganz ordentlich aus, mal abgesehen von einigen Spinnweben und viel Laub. Das passt zur langen Standzeit unter freiem Himmel. Der Kühlwasserausgleichsbehälter ist staubtrocken und am Ölpeilstab hängt brauner Schleim. Auffälligkeit Nummer 3. Das sieht nach einer kaputten Zylinderkopfdichtung aus. Kühlwasser gelangt ins Motoröl und vermischt sich dort, dieser Pudding kann nicht wie Motoröl durch die Kanäle im Motorblock gepumpt werden um alle Lagerstellen zu schmieren. Damit wäre die Fehlermeldung und der Streifen Klebeband auf dem Kombiinstrument  erklärt. Die störenden Warnsignale wurden einfach (zu lange) ignoriert. Auffälligkeit Nummer 4! Die im Display aufleuchtende Serviceintervallanzeige passt perfekt ins Gesamtbild.


Beim ersten Start war aus dem Auspuffrohr keinerlei weißer Dampf sichtbar, dieser ist ein typischens Phänomen wenn Kühlwasser in den Brennraum gelangt. Nur ist in diesem Fall wohl einfach kein Wasser mehr im Motor vorhanden das noch eingesaugt werden könnte. Mit reinem Leitungswasser im Kühlsystem kann der Motor zumindest kurzzeitig betrieben werden ohne Schäden zu verursachen. Auch wenn das Auto nicht zugelassen ist, können auf dem Parkplatz zumindest die Kupplung und das Getriebe in ihrer grundsätzlichen Funktion geprüft werden. Die festgerosteten Bremsen an der Hinterachse machen uns einen Strich durch die Rechnung - der Fabia bewegt sich keinen Zentimeter. Dann machen wir eben mit dem Aussencheck weiter. 


Die Reifen sind knapp vier Jahre alt und haben noch tiefes Profil, ganz weit kann der Wagen in der letzten aktiven Zeit also nicht gefahren sein, das erklärt auch den allgemein niedrigen Kilometerstand. Die Bremsen an der Vorderachse sehen noch ganz ordentlich aus. Auf der Fahrerseite wurde wohl vor gar nicht allzu langer Zeit die Antriebswelle demontiert und angeblich komplett erneuert. Sehr ungewöhnlich bei der geringen Laufleistung. Das selbe gilt für die ebenfalls neue Lichtmaschine. Es wurde ganz klar einiges Geld in den Wagen investiert. Aber warum fährt man dann nicht damit? Auffälligkeit Nummer 5. Der Innenraum und Kofferraum sind noch komplett mit persönlichen Sachen gefüllt und wurden für den bevorstehenden Verkauf nicht ausgeräumt. Erschwerend kommt ein Schimmelbefall auf Sitzen und Lenkrad dazu. Hier konnte oder wollte sich niemand mehr um den Skoda kümmern.

In Anbetracht der gefundenen Auffälligkeiten und dem unklaren Aufwand dieses Auto wieder fahrbereit zu machen, kommt der Kauf nicht zur Stande. Auch wenn der Wagen für uns nur wenige Hundert Euro kosten würde. Am Anfang klang alles so Vielversprechend aber die kaputte Kopfdichtung und eventuelle Folgeschäden können richtig ins Geld gehen, Ausgaben die sich in Anbetracht des ansonsten eher mittelmäßigen Pflegezustandes einfach nicht rentieren. Dann doch lieber etwas mehr bezahlen und direkt ein gut erhaltenes Exemplar kaufen.

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