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Freitag, 8. Februar 2019

Abschied auf Raten von Nicks Polo 2

Wo soll man anfangen und wo aufhören wenn man ein Auto für den Verkauf fit machen will? Reicht es schon wenn man den Aschenbecher ausleert und die alten Kennzeichen abschraubt. Oder muss es das Komplettprogramm vom Aufbereiter inklusive Smartrepair und frischer Inspektion sein? Genau diese Frage haben wir uns auch gestellt als es an der Zeit war Nicks Polo weiter aufzuhübschen.

Unsere Entscheidung sieht so aus; alles was mechanisch kaputt ist, wird repariert. Schönheitsfehler die sich mit vertretbarem Aufwand beheben lassen, werden behoben und der Rest bleibt so wie er ist. In der Preisklasse die wir anstreben zählt der Rest-TÜV und ein zuverlässig anspringender Motor mehr als glänzender Lack oder ein neuwertiger Innenraum. Darum kümmern wir uns jetzt um die kaputten Klappmechanismen der beiden Vordersitze und der Rücksitzbank. Für ein dreitüriges Auto ist es doch relativ wichtig das man die Sitze umklappen kann um hinten einzusteigen. Dieser Fehler ist wieder typisch VW Polo 6N, Golf II und III; die Drahtseile leiern aus und wenn man am Hebel zieht werden die beiden Fanghaken unten am Sitz nicht weitgenug angehoben um die Lehne freizugeben.
Entweder man kauft sich jetzt ein Set neue Seilzüge oder man macht es wie wir und kürzt einfach die Seile bis alles wieder passt. Dazu muss der Sitzbezug der Sitzlehne an seiner Unterseite geöffnet werden (schwarze Kunststoffleiste aufhebeln) und dann vorsichtig umgekrempelt und nach oben geschoben werden bis man an das Innenleben heran kommt. Idealerweise hat man jetzt einen Helfer der die Fanghaken und den Hebel betätigt während man das Seil kürzt. Bei einem der Sitze reichte es den Draht um eine dicke Schraube zu wickeln damit die Länge passt, beim anderen Sitz mussten wir den Seilzug durchtrennen, kürzen und mit dicken Lüsterklemmen wieder verbinden. Nur nicht zu viel abschneiden, sonst hält die Lehne hinterher gar nicht mehr.
Apropos Sitzlehne. Auf der Fahrerseite ist die äußere Sitzwange der Lehne schon bis aufs Füllmaterial durchgescheuert. Das ist ausnahmsweise mal kein Mangel der nur bei VW Polo 6N auftritt. Bei jedem Ein- und Aussteigen schiebt man sich aus dem Sitz und nutzt den Stoffbezug ab. Da der Rest vom Sitz auch nicht mehr wirklich schön ist, belassen wir es dabei einen Flicken über das Loch zu nähen und im Anschluss alles unter einem Schonbezug zu verstecken. Dann bemerkt hoffentlich auch niemand wie unsauber der Flicken vernäht ist.
Die Rücksitzbank bzw. ihr Polsterbezug hat die letzten 20 Jahre deutlich besser überstanden. Hier hat der Schonbezug seinem Namen alle Ehre gemacht. Dafür gibt es hier ein anderes Problem; die Griffe zum Entriegeln der Lehne sind abgebrochen. So können keine sperrigen Gegenstände transportiert und keine neue Sitzüberzüge aufgespannt werden. Keine Ahnung ob das ein typischer Defekt beim VW Polo 6N ist. Wir müssen jedenfalls eine praktikable Lösung finden. Vorher muss die Bank erstmal umgeklappt werden. Dafür benötigt man lediglich einen langen Schlitzschraubendreher mit dem man vom Kofferraum aus, an der Verkleidung vorbei gegen die Fanghaken drücken und diese anheben kann. Der schwerste Teil dabei ist es die Haken auf beiden Seiten gleichzeitig zu entriegeln.
Damit hier in Zukunft nicht immer so fummelig die Entriegelung betätigt werden muss, nehmen wir einfach zwei lange Kabelbinder die wir genau dort an den Fanghaken befestigen wo zuvor die originalen Griffe montiert waren. Das klappt auch noch in Verbindung mit den neuen Überzügen für die Sitzbank. Die Montage ist wie immer fummelig und je nach Fahrzeug passen die Bezüge mal mehr und mal weniger gut. Immerhin hat dieser Polo keine Airbags in den Sitzen so dass wir uns um diesen Aspekt keine Gedanken machen müssen. Egal ob die neuen schwarz-blauen Überzüge jedermann gefallen oder nicht. Es ist definitiv eine Verbesserung zum Ausgangszustand. Bis auf die Kopfstützen ist die Passform auch gar nicht so schlecht wie zu Anfang befürchtet.
Damit kommen wir auch schon fast zum Ende dieses Autos. Ein kaufwilliger Interessent im weiteren Bekanntenkreis hat sich bereits gefunden. Nur ein Detail verhindert derzeit noch das Geschäft; der Tacho funktioniert nicht. So kann man nicht wirklich gut auf der Straße fahren und vorschriftsmäßig ist es auch nicht. Der Fehler ist schon länger bekannt und beim letzten Besuch hatten wir schon den Tachogeber am Getriebe getauscht, was offenbar keine Lösung war. Dann liegt der Fehler vermutlich beim Kombiinstrument selbst. Wie gut dass dieses Teil schon Selbstdiagnose-Fähig ist. Einfach den Tageskilometer-Rückstellknopf drücken und festhalten, Zündung einschalten, Zündung ausschalten, Zündung einschalten und den Knopf loslassen. Mit dem Rückstellknopf kann man nun durch 7 verschiedene Menüs springen die mehr oder weniger viel Aussagekraft haben.
Menü 1: Wegstreckenimpulszahl, sollte bei allen Linkslenker-Modellen 3956 sein. Menü 2: Anzeigemodus für die Uhr 1=24h 3=12h. Menü 3: Kennzahl vom Tacho und Drehzahlmesser. Menü 4: Zylinderzahl Benzinmotor bzw. Übersetzungsverhältnis beim Dieselmotor. Menü 5: Segmenttest der LCD Anzeige. Alle Blöcke müssen erscheinen (299999). Menü 6: Impulse vom Tachogeber, pro Radumdrehung erhöht sich der Wert um 7. Menü 7: Motordrehzahl. Wenn wir das Menü 6 aufrufen und eine Probefahrt machen, bleibt dieser Wert konstant bei Null. Anscheinend erkennt der Tacho das Signal vom Drehzahlsensor nicht. Wir wagen ein Experiment und besorgen ein gebrauchtes Kombiinstrument für kleines Geld und bauen es ein.
Zuvor müssen die drei Schrauben der Lenksäulenverkleidung, zwei Schrauben der Tachoblende und zwei Schrauben am Kombiinstrument selbst entfernt werden. Dann kann die komplette Einheit ein Stück nach vorne gezogen und der Stecker auf der Rückseite abgesteckt werden. Anders als beim VW Transporter kann das Kombiinstrument hier relativ bequem durch das Lenkrad hindurch entnommen werden. Das neue KI wird in gleicher Weise eingebaut und der anschließende Funktionstest beweist das unsere Idee richtig war; der Tacho zeigt wieder an. Nun stimmt der Kilometerstand zwar nicht mehr, aber dafür weiß man nun wieder wie schnell man gerade fährt.
Nachdem alles wieder zusammengebaut ist, kann der Polo endlich an seinen neuen Besitzer übergeben werden. Hoffentlich hat er lange Freude an seiner Neuerwerbung. Und wenn nicht dann war es zumindest keine allzu große Fehlinvestition.  

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