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Montag, 19. Mai 2025

Spezialpassat: Kampf um die HU - Runde 1


Der Spezialpassat hat als Kombi im allgemeinen und als Bauststellenfahrzeug im speziellen kein leichtes Leben. Immer muss er schwer schleppen oder ziehen. Hunde, Werkzeug und Baumaterial im Innenraum sind für den Pflegezustand auch nicht gerade förderlich. Vor lauter Baustress kommt man nicht dazu mal eine ordentlich Wäsche oder Service zu machen. So kann man auch mal ein paar Monate mit der fälligen Hauptuntersuchung hinten dran sein. Das wäre soweit ja nicht schlimm, wenn man wüste das die Prüfung bestimmt positiv ausfällt. Ehrlicherweise wissen wir das es so nicht sein wird. 



Trotzdem wollen wir das unmögliche möglich machen und versuchen innerhalb einer Woche alles zu reparieren und die ersehnte Plakette abzugreifen. Dafür dürfte mehr als nur eine neue Glühbirne oder etwas Öl wegwischen erforderlich sein. Um nicht ganz unvorbereitet aufzulaufen schauen wir uns den Passat erstmal zuhause auf der Hebebühne an. Den völlig verölten Motor kann man schon mal nicht übersehen. Die Frage ist nur woher das Zeug kommt. Hier müssen wohl diverse Dosen Kaltreiniger geopfert werden um die Quelle ausfindig zu machen. Immerhin rostet der Motor dafür nur minimal.



Das selbe lässt sich leider nicht über die restliche Karosserie sagen. Hier wurde in den letzten 15 Jahren schon mehrmals mit dem Schweißgerät gearbeitet um das Leben dieses Passat zu verlängern. Dieses Mal sind das Bodenblech unterm Beifahrersitz und der Bereich vom Schweller unterhalb der linken A-Säule betroffen. Ehrlicherweise gäbe es noch zwei oder drei weitere neuralgische Stellen, wie den Scheibenrahmen der Frontscheibe und beide hintere Radläufe. Aber die sind noch ausreichend stabil für hier und heute. 



Das selbe glauben und hoffen wir auch für die deutlich hörbar quietschende Wasserpumpe. Die Neue liegt zusammen mit einem neuen Zahnriemen und zwei Keilriemen ebenfalls im Kofferraum für den Einbau bereit. Aber ohne frische Hauptuntersuchung macht es wenig Sinn sich um solche langfristigen Baustellen zu kümmern. Um die HU zu bestehen müssen wir unter anderem auch die Abgasuntersuchung bestehen. Dabei haben wir bzw. der Spezialpassat sich vor zwei Jahren schon ziemlich schwer getan. Wir spekulieren auf eine defekte/altersschwache Lambdasonde und haben daher ebenfalls Ersatz besorgt.



In der Hoffnung das es ein relativ schneller und einfacher Akt ist, beginnen wir mit dem Tausch der Sonde. Um diese zu erreichen würde es theoretisch reichen den Schlauch zwischen Luftfiltergehäuse und Drosselklappe zu demontieren, den Stecker neben dem Motorlager lösen und die Sonde herausdrehen (SW22). In der Praxis ist die Sonde meistens ziemlich festgegammelt, darum haben wir sie in den letzten Tagen mehrfach mit Kriechöl eingesprüht. Leider reicht der Bauraum zwischen Karosserie und Krümmer nicht aus so dass unser Spezialschlüssel nicht passt. Darum schrauben wir das Hosenrohr vom Krümmer ab (SW17) und gewinnen ein bisschen mehr Platz. Mit einem Maulschlüssel kommen wir zwar von unten gerade so dran, aber gedreht bekommen wir die Sonde nicht. 



Damit wir nicht mehr Zeit verlieren als nötig, schneiden wir einfach den Stecker vom Kabel ab, so passt ein Ringschlüssel auf die Sonde und lässt sich mit entsprechend viel Kraftaufwand aber ohne Risiko des Abrutschen losbrechen. Die neue Sonde kann im Vergleich dazu wesentlich leichter und mit einem offenen Maulschlüssel reingeschraubt werden. Damit wir nicht zu schnell sind, wirft uns der VW direkt den nächsten Stock zwischen die Beine; zwei von vier Kabeln im Steckergehäuse zur Lambdasonde fahrzeugseitig sind abgerissen. Das heißt wir brauchen ein neues Gehäuse, neue Dichtungen und neue Kontakteinsätze. 



Bis wir diese in Händen halten kümmern wir uns erstmal um die Ölleckage. Mittlerweile sind wir uns ziemlich sicher das es nur an der Ventildeckeldichtung liegt. Die wurde zwar irgendwann in der Vergangenheit bereits einmal getauscht aber das muss ja nichts heißen. Um sie zu tauschen müssen wir die Zahnriemenabdeckung entfernen (zwei Klammern) und alle Schrauben vom Ventildeckel entfernen (SW10). Anschließend den Deckel abnehmen, die alte Gummidichtung entfernen, die Kontaktflächen gründlichst von allen Rückständen befreien und dann mit der neuen Dichtung alles wieder zusammensetzen. Da wir ziemliche Pessimisten sind, packen wir noch eine dünne Wurst Dichtmasse auf beide Seiten der neuen Dichtung und schrauben alles wieder zusammen (16Nm).



Trotz Lieferrückständen kann der lokale VW Händler binnen 48 Stunden die nötigen Einzelteile besorgen und wir uns einen Reparaturkabelstrang klöppeln. Das lässt sich einfacher realisieren als den kurzen originalen Kabelstrang im Motorraum mit neuen Pins auszustatten. Bleiben wir mal gespannt ob der Motor jetzt andere Werte bei der Untersuchung liefern wird. Bis dahin kümmern wir uns um die letzte uns bekannte große Baustelle: die Karosseriearbeiten. Dafür muss nur der Beifahrersitz ausgebaut werden (Sicherungsbolzen bzw. Schraube vorne am Verstellhebel entfernen und Sitz nach hinten ausfädeln). Dann klappen wir den Teppich und die Dämmmatte aus dem Weg und können eigentlich direkt die Flex ansetzen. 



Da wir aber erstens schlaue Füchse sind und zweitens an unserem Leben hängen, haben wir natürlich vorher die Unterseite vom Blech inspiziert und festgestellt das genau dort die Kraftstoffleitungen verlaufen. Die würden höchstwahrscheinlich nicht lange überleben wenn wir flexen oder schweißen werden. Damit nichts passiert lösen wir die Leitungen aus ihrer Halterung, klappen sie zur Seite und wickeln einen nassen Lappen drumherum. Das sollte reichen. Mit dem Druckluftwinkelschleifer trennen wir das verrostete Blech rund um den Karosseriestopfen heraus und schnitzen anschließend ein neues Stück als Ersatz zurecht. 



Zusätzlich entfernen wir den Unterbodenschutz von unten und das Dämmmaterial von der Oberseite. Das würde sonst ebenfalls dazu neigen Feuer zu fangen. Eine Schutzdecke rund um die Reparaturstelle sollte den Innenraum vor Schäden bewahren. Wenn ringsherum immer wieder einzelne Schweißpunkte gesetzt werden hält sich die Hitze in Grenzen und das Brandrisiko wird minimiert. So bekommen wir das neue Blech mit der Karosserie verbunden und müssen nicht allzu viel glatt schleifen. Das selbe Spiel wiederholen wir an der A-Säule und sprühen zum Abschluss alles mit Rostschutzfarbe ein. 



Ob das alles geholfen hat und dem Prüfer unsere Arbeit zusagt werden wir hoffentlich in einer Woche berichten können. Bis dahin bitten wir um Geduld und gedrückte Daumen. Es wäre doch sehr schade um eines der letzten überlebenden Gründungsmitglieder aus dem SZK-Fuhrpark.

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