Der Herbst steht nicht nur vor der Tür, er sitzt schon im Wohnzimmer. Das heißt über kurz oder lang werden wir wetterbedingt kaum noch Gelegenheit haben mit dem Oldtimer (oder Motorrad) irgendwo hin zu fahren und andere Menschen mit ähnlich gelagerten Interessen zu treffen. Darum wollen wir den heutigen Sonntag nochmal nutzen und Herschel aus der Garage holen. Ziel der Reise ist das Automobil Picknick am Naturparkplatz Weserbogen. So öffnen sich am nicht mehr ganz so frühen Sonntag Vormittag die Garagentore und das spärliche Sonnenlicht spiegelt sich im verchromten Kühlergrill. Dann wollen wir doch mal schauen ob der Motor auch bei weniger hohen Temperaturen anspringen will.
Auf der Autobahn Richtung Hannover überholen uns tatsächlich ein paar ältere Autos, ob sie auch das selbe Ziel wie wir haben können wir noch nicht sagen. Im Zweifelsfall holen wir sie früh genug wieder ein. Herschel ist kein Rennauto. Ausserdem ist es viel zu gemütlich auf der vorderen Couch zu sitzen und die Herbstlandschaft vorbeifliegen zu sehen. Offensichtlich zieht ein amerikanischer Kombi im heutigen Straßenverkehr noch immer den einen oder anderen Blick auf sich, so haben alle beteiligten Parteien etwas davon. Irgendwann haben wir unser Ziel erreicht und sehen den Naturparkplatz vor uns.
Einige Autos stehen hier schon versammelt herum. Aber für Herschel findet sich auch noch ein schattiger Parkplatz, neben uns stehen ein Firebird und ein ElCamino. Schon mal kein schlechter Start. Gar nicht weit weg von uns befindet sich eine mobilen Imbissbude die hier für Verpflegung sorgt. Die steuern wir jetzt erstmal an, solange noch nicht all zu viel los ist. Auf dem Weg dorthin stehen noch ein paar amerikanische Automobile verschiedenster Baujahre, aber keine Kombis. Ob das heute wohl den ganzen Tag noch so bleiben wird? Mit einer Bratwurst in der Hand setzen wir uns ins Auto und essen erstmal.
Hätten wir die Heckklappe damals schon mit den passenden Ersatzteilen reparieren können, wäre sie jetzt der perfekte Picknicktisch. Das müssen wir in den nächsten Monaten unbedingt mal richtig machen. In der Zwischenzeit gehen wir zu Fuß weiter über den Parkplatz und schauen wer noch so gekommen ist. Das Spektrum reicht jetzt schon vom tiefergelegten Golf 2&3 über mehrere Bundeswehr T3 Bullis und natürliche eine reihe alter Mercedes und Porsche ist fast alles vertreten. Aber immer noch kein zweiter amerikanischer Kombi. Dafür kommt gerade ein echter alter Vorkriegsrennwagen aus der Distanz angeknattert. Bei diesem Wetter im offenen Auto zu fahren und noch dazu mit einem 1917 Elgin Long Tail, ist schon keine komfortable Art zu Reisen.
Ehrlicherweise müssen wir aber sagen dass der Wagen auch nur die letzten 2km auf eigener Achse gelaufen ist und den restlichen Weg im geschlossenen Trailer überbrückt hat. In jedem Fall bildete sich schnell eine Scharr von interessierten Menschen die sich den Rennwagen von nahem anschauen wollten. Wann hat man sonst schon mal die Gelegenheit dazu so etwas in freier Wildbahn zu sehen und zu hören. Besonders die schiere Anzahl von Hebeln und Instrumenten im doch ziemlich engen Cockpit beeindrucken uns. Das man hier im Rennbetrieb nicht alleine klar kommen kann ohne einen Maschinisten auf dem Beifahrersitz verstehen wir nur zu gut. Ansonsten muss der Fahrer immer noch mit der Bremsanlage dem Getriebe und dem Handling kämpfen wenn er irgendwie über die Ziellinie kommen will.
Wesentlich neuer und vermutlich etwas langsamer aber ähnlich ungewöhnlich sind zwei Dreiräder die auf dem herbstlichen Laub parken. Ein Reliant Robin als Pickup und ein Bond Bug. Das es dieses Dreirad auch als Lieferwagen Version gab wussten wir auch noch nicht. Was nicht heißen soll das diese englischen "Automobile" außerhalb von Mr.Bean Filmen eine große Bekanntheit bei uns hatten. In jedem Fall sehr interessant das sie heute Mittag hier auf der Wiese stehen. Direkt daneben parkt eine Reihe japanische Autos in verschiedensten Stufen von Originalität und Tuning.
Ein paar Meter weiter trafen wir einen VW T3 Fahrer der sich gerade einen Kaffee auf der Ladefläche seiner DoKa Pritsche kocht. Und für den Fall das er sich hin setzen möchte steht dort noch ein Ledersitz aus einem alten BMW 5er - natürlich mit funktionierender Sitzheizung damit es nicht kalt am Hintern wird. Das hätten wir mal mit den Stühlen vom grauen Autogas Siebener machen können. Nachdem das Gespräch über die diversen Umbauten, Reparaturen und Pannen beendet ist gehen wir weiter und schauen was sonst noch da ist. Zum Beispiel ein top erhaltener Audi 100 5E mit alten DIN Kennzeichen. Das ist mal wirklich ein schöner Anblick und erinnert uns daran dass wir ja auch noch so eine Baustelle zuhause stehen haben.
Früher oder später müssen wir da auch mal weiter machen. Aber in der Zwischenzeit gibt es noch das eine oder andere (jüngere) Alltagsauto das vorher unsere Aufmerksamkeit benötigt. Wer wirklich jetzt und hier Aufmerksamkeit benötigt ist ein weißer amerikanischer Kombi der sich neben Herschel einparkt. Da müssen wir erstmal vergleichen wer den Längeren hat. Und wie sich ein 1989er Oldsmobile so von einem 1979er Ford unterscheidet. Dafür das es zwei völlig verschiedene Konzerne sind, erkennt man doch verdammt viele Gemeinsamkeiten. Von der langen flachen Schnauze über die Holzoptik im Innenraum mit Breitband-Tacho über das aufrecht stehende Reserverad hinten rechts im Kofferraum. Entweder haben damals alle Firmen voneinander abgeschrieben oder dieses Fahrzeugkonzept hat damals einfach die absolute Perfektion erreicht.
Diese Theorie bestätigt kurze Zeit später ein Pontiac Bonneville Kombi aus den frühen Achtzigern der auf den Parkplatz rollt als wir gerade wieder aufbrechen wollen. Den Besitzer bekommen wir zwar nicht zu Gesicht aber gut aussehen tut der Wagen definitiv. Trotzdem steht er wohl zum Verkauf. Uns reicht ein einziger amerikanischer Kombi vollkommen aus. Aber die Idee mit dem Logo auf der Tür gefällt uns. Vielleicht sollten wir Coroner oder so drauf schreiben. (Automobile) Leichen beschauen wir aus dem einen oder anderen Grund doch ziemlich regelmäßig. Natürlich fing es auf dem Weg nach Hause direkt nochmal an zu Regnen aber eine Wäsche bekommt Herschel heute nicht mehr, das machen wir erst wenn er von seiner Schönheits-OP zurück gekommen ist.










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