Die Ambulanz ist startklar und frisch gewaschen, das Gepäck schon verstaut und wir haben endlich Feierabend. Also rein in den Caddy und losbrettern zum Flugplatz Rheine-Eschendorf. Wir wollen eine Rallye fahren. Dieses Jahr mit drei Leuten im Auto, ob das am Ende hilft oder nicht werden wir dann sehen. Jetzt hoffen wir einfach nur auf möglichst wenig Stau und Verzögerungen. Immerhin ist vorläufig kein Regen angesagt - so gut funktionieren 50 Jahre alte Scheibenwischer dann doch nicht.
Tatsächlich verlaufen die knapp 120km anreise völlig Problemlos. Unser Reisetempo liegt bei knapp 100, da fühlt sich der Wagen wohl und wir können mit offenen Fenstern fahren - ohne funktionierende Klimaanlage werden wir an diesem Wochenende sicher noch häufiger ins Schwitzen kommen. Dafür sammeln wir schon die ersten positiven Reaktionen der anderen Verkehrsteilnehmer die uns überholen und Winken oder Fotos machen. Daran muss man sich auch erstmal gewöhnen. Mit dem blauen THW Mercedes haben wir letztes Jahr nicht annähernd soviel Aufmerksamkeit erregt. Dafüür mussten wir aber auch nicht so häufig tanken. Das machen wir jetzt erstmal.
Die Kombination aus vermutlich durstigem V8 Benzinmotor mit Vergaser, relativ kleinem Tankinhalt (geschätzt 55 Liter) und einer Tankuhr die immer nur zwischen 1/3 und und 1/2 hin und her wandert, gibt uns wenig Sicherheit wie weit wir denn nun wirklich fahren könnten bevor uns der Sprit ausgeht. Darum stoppen wir planmäßig einmal am Tag bei der Tankstelle und füllen auf. Erster Zwischenverbrauchswert 19L/100km. Der nächste Halt ist am Flugplatz wo wir herzlich empfangen und unter stilechter musikalischer Begleitung (Ray Parker jr.) aufs Gelände rollen. Nur noch schnell das Zelt aufbauen.
Danach folgt die offizielle Begrüßung aller Teilnehmer (wir waren nicht die Letzten) durch die Rallye-Orga und dann Abendessen im Flugplatztestaurant. Für heute gibt es nichts mehr zu tun ausser die Startnummern anzubringen und sich bei einem oder mehreren Kaltgetränken mit den anderen Teams zu unterhalten, viele waren schon im letzten Jahr am Start aber das eine oder andere neue Gesicht ist doch zu sehen. Damit wir kein Risiko von Lackschäden am Caddy eingehen, kleben wir die Startnummern auf Magnetfolie und packen diese auf die hinteren Seitentüren. Hedwig soll schließlich ihre Herkunft nicht verraten.
Nach einer überraschend bequemen Nacht im Zelt auf der Luftmatratze, gibt es am nächsten Morgen ein deftiges Frühstück im Restaurant und dann müssen sich alle Fahrzeuge der Größe nach sortiert zum Start aufstellen. Da wir offiziell zu den Pkws zählen, sind wir im Convoy deutlich weiter vorne als im letzten Jahr. Das ist schonmal gut weil es wirklich keinen Spaß macht den ganzen Tag durch die Dieselwolke der restlichen Lkws zu fahren die mit im Feld sind. Bei uns stinkt es einfach nur nach Sprit. Die genaue Reiseroute ist uns nicht bekannt, darum gilt es bloß nicht den Anschluss zu verpassen.
Unser erstes Reiseziel ist die Firma Schlingmann Feuerwehrfahrzeuge in Dissen. Nachdem alle Rallyefahrzeuge einen Parkplatz gefunden haben, beginnt der Rundgang draußen auf dem Hof wo die neuen Fahrgestelle auf ihren Aufbau warten. Hier war ich vor ungefähr acht Jahren schon einmal. Seit dem hat sich schon wieder viel verändert. Die Produktion wurde noch weiter technologisiert und automatisiert. Selbst wenn hier weiterhin hunderte Leute arbeiten, werden viele Aufgaben von Automaten erledigt. Allein die Edelstahlrohre für den Aufbau auszuschneiden übernimmt ein Laser. Der Bediener muss nur noch neue Stangen nachlegen wenn sie alle abgelängt sind.
Mit passend ausgeschnittenen Nut- und Federverbindungen ist es möglich das Grundgerüst ohne viel Nachzumessen oder Verwechselungsgefahr zusammenzustecken. Fast wie bei Ikea Möbeln. Ziemlich schlau und eine echte Zeitersparnis. Trotzdem dauert es mehrere Wochen bis ein nacktes Fahrgestell zum vollständigen Einsatzfahrzeug ausgebaut wird. Die Lieferzeit wird darum auch nicht in Monaten sondern in Jahren kalkuliert. Nach dem die Schweiß- und Lackierarbeiten erledigt sind wird der nahezu vollständige Aufbau ins nächste Werk überführt wo die Hochzeit stattfindet und die Innenausstattung sowie Elektrik final installiert werden.
Knapp zwei Stunden dauert die gesamte Führung inklusive Abschlussbild. Für uns ist der Tag damit noch lange nicht vorbei. Nächste Station ist ein kleines Restaurant dessen Zufahrt und Parkplatz kaum für die größeren Lkws ausreicht, aber irgendwie klappt es dann doch für alle Teilnehmer eine Lücke zu finden. Frisch gestärkt beginnt die zweite Phase dieses Tages: das Qualifying; wir fahren jetzt nicht einfach weiter in Kolonne zurück zum Flugplatz sondern jedes Team muss sich selbst mit dem Roadbook durchschlagen und unterwegs kleine Rätsel lösen um Bonuspunkte für den morgigen Tag zu sammeln.
Irgendwann haben auch wir trotz strömendem Regen den Weg nach Hause gefunden und natürlich nochmal getankt (Zwischenverbrauch 18.5L/100km). Der restliche Abend verläuft wieder nach dem selben Schema; Abendessen im Restaurant, versacken im "Durstigen Disponenten" und schlafen im Zelt. Wie der zweite Rallyetag verlaufen ist und ob uns die Hitze zum Verhängnis geworden ist, berichten wir beim nächsten Mal.
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