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Montag, 23. September 2024

In meinem Opel bin ich Kapitän - Schiffbruch im Vectra (Teil 3)

 


Wasser nahezu gänzlich verteilt im Auto. Da stellt sich schon zurecht die Frage, wo das Wasser überhaupt eintritt, damit es sich so dermaßen großflächig ausbreiten kann. Es war ja sowohl im Kofferraum als auch im Fahrgastraum feucht. Eigentlich gibt es da doch nur eine Möglichkeit, wo das Wasser eindringen kann, oder? Zeit für eine systematische Fehlersuche.

Mit einem Gartenschlauch und einer Gießkanne ausgerüstet, spritzen wir alle fraglichen Stellen ab und schauen genau, ob wir einen Wassereintritt beobachten können. Unser erster Kandidat ist das Schiebedach. Hier passiert es gerne schon einmal, dass die Abläufe verstopfen oder die Ablaufschläuche sich an der Kassette lösen. Das haben wir 2016 schon beim VW Polo festgestellt. VW hat damals auf eine zusätzliche, mechanische Befestigung der Ablaufschläuche an der Schiebedachkassette verzichtet. Doch im Laufe der Zeit reicht die Haftwirkung des Schlauches nicht aus und rutscht durch mechanische Belastungen wie Vibrationen vom Anschluss ab. Damals haben wir den Schlauch wieder aufgesteckt und mit einem Kabelbinder fixiert. Sollte hier im Vectra vielleicht das gleiche Problem vorliegen? Vielleicht hat sich ja auch deshalb der Kleber des Dachhimmels gelöst, weil genau dort die Feuchtigkeit eintritt. Also testen wir vorsichtig mit der Gießkanne die Abläufe. An allen vier Ecken lassen wir das Wasser in die Schiebedachkassette einlaufen. Schon nach kurzer Zeit, tropft das Wasser wie vorgesehen unter dem Auto ab, genau dort wo auch die Ablaufschläuche ankommen. Es besteht also Durchfluss. Im Innenraum ist auch nichts zu erkennen: keine Flecken, keine Wassertropfen, keine Feuchtigkeit. Die Schiebedachabläufe müssen also in Ordnung sein. 

Weiter geht die Fehlersuche am Heck des Vectras, denn immerhin hat sich dort auch eine sehr große Menge Wasser gesammelt und die Vermutung liegt daher nahe, dass dort auch Wasser eindringt. Soweit es ging, bauten wir die Seitenverkleidungen auseinander, um auch dort nachgucken zu können. Zunächst nahmen wir uns die linke Seite vor. Ein kleiner Sprühstoß aus dem Gartenschlauch über die Antenne und schon sah man, wie das Wasser die Teleskopantenne hinunterlief. Das Wasser sammelte sich unterhalb der Antenne auf dem Kofferraumboden und floss den eingestanzten Versteifungsrillen entlang durch den Kofferraum. Damit haben wir schon einmal einen Übeltäter enttarnt. Doch kam es nun aus der Antenne selber oder aus der Abdichtung zwischen Kotflügel und Antenne? Mit einem Papiertuch und etwas feiner dosierten Wassermengen konnten wir feststellen, dass das Wasser direkt zwischen Kotflügel und Antennenkopfabdichtung eintritt. Sobald also Wasser den Kotflügel hinunter floss, landete unweigerlich auch Wasser links im Kofferraum hinter der Filzverkleidung. 

 


Die Antenne kann aber nicht die einzige Stelle sein. Immerhin sind im Kofferraum auch auf der rechten Seite Laufspuren von Wasser erkennbar und die Versteifungsrillen führen nicht zur rechten Fahrzeugseite. Dazwischen befindet sich auch noch die Reserveradmulde, so dass das Wasser hier zunächst reinlaufen müsste, bevor es die gegenüberliegende Seite erreichen kann. Also sprühten wir erneut das Heck des Vectra ab, dieses Mal aber auf der rechten Seite. Schon nach wenigen Sekunden ergoss sich ein kleines Rinnsal an der Stelle, wo sonst der Verbandskasten hinter der Filzabdeckung untergebracht ist. Wir verfolgten die Wasserspur soweit es geht hinter das Blech vom Radkasten und mussten feststellen, dass es scheinbar von der Tankklappe aus in den Innenraum läuft. Läuft hier möglicherweise das Regenwasser durch das Loch für den Verriegelungsbolzen der Zentralverriegelung in den Kofferraum? Genau lässt sich das wohl erst beim Auseinanderbauen feststellen und ergründen.

Aber zunächst gilt es, das Auto weiter abzusprühen, um mögliche weitere Undichtigkeiten ausfindig zu machen. In der Tat konnten wir noch feststellen, das an den Lamellen der Kofferraumzwangsbelüftung bei großen Wassermengen und starkem Strahl aus der Gartenschlauchbrause einige Wasserspritzer durch die Gummilamellen drangen. Aber das konnte unmöglich so große Wassermassen erklären, zumal im normalen Beregnungsfall die Lamellen ausreichend abdichteten. Diese Stelle können wir also (vorerst) getrost vernachlässigen. Wir kontrollieren unzählige weitere Stellen, die möglicherweise in Frage kommen, konnten aber keine Undichtigkeiten feststellen. Auch die Dreiecksfenster an der C-Säule kontrollierten wir, denn in Internetforen wird immer wieder davon berichtet, dass hier die Klebung und Abdichtung im Laufe der Jahre nachlässt und immerhin ist der Vectra schon 29 Jahre alt. Bei unserem Exemplar scheint jedoch soweit noch alles in Ordnung zu sein. Auffällig ist, dass bislang alle gefundenen undichten Stellen im Heck des Fahrzeugs liegen. Die Teleskopantenne sollte unser erster Reparaturkandidat werden. Sie ist wesentlich besser zugänglich als die Tankklappe und verspricht daher eine schnellere Erfolgsquote. Nach so viel Vorlauf und Arbeitseinsatz beim Trocknen können wir nun jedes Erfolgserlebnis gebrauchen! 

 Exkurs: Teleskopantenne ausbauen

Wir demontierten zunächst die Antenne. Dafür muss das Antennenkabel (Überwurfmutter) und die Masseverbindung (Kabelschuh an Karosserie, mit Schraube gesichert) gelöst werden. Nun kann man am Antennenfuß die Halteschelle lösen und die Antenne mit einem beherzten, kräftigen Griff nach unten in den Kofferraum herausziehen. Der Antennenkopf, der zu einer Kugel geformt ist, löst sich dann aus der Dichtung heraus. Mit einem ebenfalls kräftigen Griff und kontinuierlichen Zug kann man mit der bloßen Hand nun die Antennenkopfdichtung aus dem Kotflügel herausziehen. Auf Zangen haben wir bewusst verzichtet, um im Kunststoff keine Kratzer zu hinterlassen (was sich nachträglich als eine weise Entscheidung herausstellte).  

Die Antennenkopfdichtung ist nicht verklebt und hat auch sonst keine eingebaute Dichtung, was uns ehrlich gesagt wundert, denn dadurch sind Undichtigkeiten vorprogrammiert. Vermutlich hat das Kunststoffteil früher mal besser abgedichtet, als es neu und elastischer war. Aber die Alterung hinterlässt so ihre Spuren. Wir bestellten daraufhin im Internet ein Nachbauteil, da es laut Auskunft des freundlichen Opelhändlers als Original nicht mehr erhältlich ist. Das hatten wir schon befürchtet.

Einige Tage später kam die neue Antennenkopfdichtung an. Leider mussten wir recht schnell feststellen, dass die Passform alles andere als gut war. Die Dichtung saß so locker im Kotflügel, dass wir sie ohne Probleme um die eigene Achse drehen konnten. Auch die Wasserprobe mit der Gießkanne brachte erwartungsgemäß keine Besserung. Es ist wie so häufig bei fahrzeugspezifischen  Nachbauteilen: Gut gemeint, aber schlecht gemacht! Hier sei an die Reparatur des Wasserflansches am Passat erinnert, der aufgrund der schlechten Passform nur mit zusätzlichem Teflonband aus dem Sanitärbedarf zum Abdichten gebracht werden konnte.

Wir entschieden uns dann dafür, aus der Not eine Tugend zu machen und besonnen uns auf unseren Findungsreichtum: Wir nahmen die originale Antennenkopfdichtung und setzten sie mit dauerelastischem Sikaflex ein. Aus der Kartusche setzten wir eine umlaufende Klebewurst (nicht zu dick, aber auch nicht zu dünn) auf die Dichtung, setzten sie in der grob passenden Richtung am Kotflügel an und drückte sie ins Loch. Um die exakt richtige Position zu finden, montierten wir die Antenne wieder, damit auch nach dem Trocknen des Klebers die Flucht der Antenne zur Austrittsöffnung passt. Das überschüssige Sikaflex wischten wir noch sauber ab, damit auf dem Lack möglichst keine Spuren zurückbleiben. Hierbei zeigte sich erneut, dass Papierhandtücher ungeeignet sind, um Klebstoffe abzuwischen. Die alten Baumwolllappen (zerschnittene alte Kleidungsstücke) aus der Werkstatt nahmen die überschüssige Klebemasse viel Besser vom Lack ab, als alles andere. 

Nach 24 Stunden Trocknungszeit konnten wir dann erfreut feststellen, dass die Antenne die Dichtheitsprüfung mittels Gießkanne bestanden hat! Die erste Reparatur war erfolgreich! Hoffen wir, dass die Undichtigkeit an der Tankklappe ebenso einfach wie schnell zu reparieren ist. Doch so wie wir uns kennen, sollte uns spätestens hier das Glück verlassen! 

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