Im letzten Bericht zum Polo 9N mit dem Schüttelfrost-Syndrom haben wir den Zylinderkopf des Dreizylindermotors bereits erfolgreich amputiert. Jetzt soll es mit der Arbeit weitergehen. Der Kopf wird geprüft und dann kann hoffentlich auch schon alles wieder zusammengebaut werden. Natürlich mit einer neuen Zylinderkopfdichtung.
Da an der alten mehrlagigen metall-ZKD keinerlei Beschädigungen sichtbar sind, wollen wir vor der Montage einer neuen Dichtung ganz sicher sein, dass es nicht irgendwo anders eine Undichtigkeit gibt. In Frage kommen dabei Haarrisse im Zylinderkopf und der Zylinderwand oder ein Verzogener Kopf bzw. Motorblock. Beim Motoreninstandsetzer wird der Kopf mit einem Haarlineal und Fühlerlehre auf eine ebene Oberfläche und mittels Farbeindringverfahren auf Risse geprüft. Beide Prüfungen bleiben ohne Befund.
Zurück in der heimischen Garage werden nochmal alle Dichtflächen für den Zylinderkopf, den Nockenwellendeckel und den Steuerkettenkasten von altem Dichtmaterial gereinigt. Jetzt ist auch die letzte Gelegenheit nochmal die Kanäle für Motoröl und Kühlwasser sowie alle Gewindebohrungen von irgendwelchen Fremdkörpern zu befreien die bei der Demontage ihren Weg hier hin gefunden haben. Dann kommt die neue Kopfdichtung auf den Motorblock - die richtige Orientierung ist dabei besonders wichtig und wird im Regelfall vom Hersteller durch einen Aufdruck deutlich angezeigt.
Den Zylinderkopf samt Auslasskrümmer und Katalysator zurück auf den Motorblock zu bekommen ist keine ganz leichte Aufgabe, aber mit einem zweiten Helfer ist es doch machbar. Die Kopfdichtung und die Auflagefläche am Zylinderkopf dürfen dabei nicht beschädigt werden! Zusammen mit der neuen Kopfdichtung bekommt der Motor auch 8 neue Zylinderkopfschrauben. Diese dürfen bei den meisten Motoren nur ein einziges Mal verwendet werden. Im Lieferumfang enthalten ist auch eine Anleitung in welcher Reihenfolge und mit welchem Drehmoment und Drehwinkel die Schrauben angezogen werden müssen. Ein Drehmomentschlüssel und eine große Knarre sind hier unerlässlich. In unserem Fall bekommt der Motor im ersten Rundgang 30Nm für alle Schrauben, dann 90° und nochmal 90° Anzugswinkel.
Bevor irgendwas dazwischen kommt, installieren wir den Kühlwasseranschluss am Zylinderkopf und füllen das Kühlsystem wieder auf. Wäre doch zu ärgerlich wenn dieses wichtige Detail in Vergessenheit gerät und der Motor überhitzt. Danach wird erstmal die Ansaugbrücke wieder festgeschraubt und die Leitung der Abgasrückführung samt Ventil befestigt. Da die Leitung recht steif ist muss man ein bisschen rumprobieren bis sie an beiden Enden richtig sitzt. Den Stecker und die Vakuumleitung kann jetzt auch montiert werden.
Unten am Motor muss das Kabel der 1. Lambdasonde wieder angeschlossen und die Schrauben vom Krümmerflansch, Katalysatorhalter und Auspuffrohrhalterung festgeschraubt werden. Sofern die Demontage nicht all zu lange zurück liegt sollte man viele Bauteile und Schrauben einfach zuordnen können. Oder man macht es wie wir und malt sich eine Skizze vom Motor auf ein Stück Pappe und steckt alle Schrauben an den entsprechenden Platz.
Jetzt können wir die Zylinderkopfhaube (mit den Nockenwellen drin) aufsetzen und festschrauben, das Anzugsmoment beträgt für die Inbusschrauben 10Nm+90°. Das selbe Anzugsmoment erhalten auch die Halteböcke der Nockenwellen, nur für den Fall das hier versehentlich auch Schrauben gelöst wurden. Sofern die Absteckwerkzeuge an der Kurbel- und den Nockenwellen noch richtig sitzen, kann jetzt direkt mit der Montage von den Nockenwellenrädern und der Steuerkette begonnen werden. Wie das funktioniert haben wir schon beim Steuerkettenwechsel berichtet.
Einen Hinweis zur Montage der Lichtmaschine; wie wir zwischenzeitlich herausgefunden haben, wird die LiMa nicht einfach mit Schrauben am Motorblock befestigt sondern zusätzlich durch Klemmung. Um die LiMa einfacher wieder einbauen zu können müssen diese verschiebbaren Klemmbacken zurückgedrückt werden. Dazu die Schraube ein Stück weit einschrauben (LiMa getrennt vom Motor und mit leichten Hammerschlägen auf die Schraube alles zurück treiben.
Mit Kühlwasser im System, Öl in der Ölwanne und allen anderen Teilen wieder dort wo sie hin gehören, ist die Zeit reif für einen ersten Startversuch. Und wie nicht anders erwartet springt der kleine Dreizylinder Motor direkt an und läuft rund. So rund wie dieser Motor nur laufen kann. Die Aufwärmphase nutzen wir für eine Sichtkontrolle am Motor. Nirgends tritt Öl oder Kühlwasser aus. Nur der Krümmer dampft ein wenig weil hier beim putzen Bremsenreiniger und Ölreste drauf gekommen sind. Sobald das Thermostat geöffnet hat, füllen wir nochmal Kühlwasser auf. Unabhängig von der aktuellen Laufleistung erhält der Motor im Anschluss noch einen Ölwechsel samt Filter. Nur für den Fall dass doch irgendwelche Verschmutzungen im Motor unterwegs sind.
Damit ist unser Tagwerk beendet. Insgesamt dauerte die Aktion drei volle Tage und kostete rund 100€ für Dichtungen, Schrauben und Kleinteile. Das Werkzeug zum Abstecken und für die Nockenwellenräder ist seit dem Steuerkettentausch im Portfolio und hat uns nichts mehr gekostet. Auf der Fahrt nach Hause lief der Wagen schon mal ohne Auffälligkeiten. Jetzt können wir nur noch abwarten und hoffen dass es auf Dauer so bleiben wird.
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