Montag, 5. November 2018

Polo AZQ - Die Dichtung hälts im Kopf nicht aus


Die lange Leidensgeschichte dieses Polo 9N mit dem 1.2l Dreizylinder Raketenmotor geht in eine neue Runde. Nach dem im Oktober 2017 die Steuerkette getauscht wurde schien die Welt zunächst wieder in Ordnung zu sein, doch im Winter zeigten sich die alten Probleme von neuem. Der Motor läuft nach dem Kaltstart erstmal nur auf zwei Zylindern. Also müssen wir uns wieder auf die Suche nach der Ursache machen.


Kurz nach dem die Steuerkette getauscht wurde leuchtete die Motorkontrollleuchte mal wieder auf. Der Fehlercode wies auf eine Fehlstellung der Kurbel und Nockenwellen zueinander hin. Eine anschließende Kontrolle mit den Absteckwerkzeugen bestätigte diese Meldung. So durften wir die Arbeit direkt nochmal wiederholen und alles richtig einstellen. Eine Verbesserung des Motorlaufes erreicht wir damit jedoch nicht. Nur die Arbeitszeit konnte dank der gemachten Erfahrungen deutlich verkürzt werden.


Da die Zündspulen bereits getauscht worden sind und auch ein durchwechseln der Zündspulen und Einspritzdüsen von einem Zylinder zum nächsten keinerlei merkbaren Einfluss auf das Problem hat, folgten wir fast jedem halbwegs plausiblen Hinweis und Empfehlung. Darunter auch die Reinigung der Drosselklappe von Öl und sonstigen Ablagerungen. Dafür muss nur die Abdeckung vom Motor entfernt, ein Stecker abgesteckt und vier Schrauben gelöst werden und schon haben wir die Drosselklappe in der Hand.


In Anbetracht der Laufleistung und den bekannten Problemen die eine Abasrückführung mit sich bringt, ist es für uns keine große Überraschung wie es in der Ansaugbrücke aussieht. Alles voller Ruß und Ölreste. Mit Bremsenreiniger und Zahnbürste rücken wir den Ablagerungen zur Leibe. Eigentlich müsste man für ein optimales Ergebnis auch noch die gesamte Ansaugbrücke abbauen und sauber machen. Aber das ist uns fürs Erste doch zu viel Arbeitsaufwand. So bauen wir alles wieder zusammen und wagen einen neuen Probelauf. Subjektiv läuft der Motor im Leerlauf nun minimal ruhiger, aber das kann auch Einbildung sein. Unser Hauptproblem besteht nach wie vor.

 

Es ist Zeit nochmal ganz logisch an das Problem heran zu gehen. Dazu müssen erstmal die Begleitumstände geklärt werden die Vorliegen wenn der Wagen auffällig ist; immer wenn es kalt wird und eigentlich nie wenn es warm ist. Damit wäre auch ein elektronisches Problem möglich. Jedoch passt dazu nicht die Erkenntnis das der Fehler in der Regel nur einmal am Tag auftritt, egal wie lange das Auto danach wieder still steht. Das klingt schon eher nach einem mechanischen Problem. Vielleicht verliert einer der Hydrostössel für die Ventilbetätigung seinen Öldruck zu schnell und kollabiert über Nacht? Das kann schon dafür sorgen dass ein Ventil nicht so weit öffnet und deswegen ein Zylinder nicht sauber mit läuft.


Die weiteren Symptome (leichter Öl und Kühlwasserverbrauch) haben wir bisher als Modelltypische Schwäche abgetan und uns nichts weiter dabei gedacht. Doch jetzt gibt es einen neuen Ansatz; was ist wenn der Motor eine defekte Zylinderkopfdichtung hat und dadurch geringe Mengen Kühlwasser in einen Zylinder gepresst werden und so beim ersten Startvorgang die Zündkerze nass wird. Dann gibt es keinen guten Zündfunken und der Motor läuft auf zwei Zylindern. Nach einigen Metern ist die Kerze wieder trocken und alles funktioniert so wie gehabt.


Erstmal eine schöne Theorie. Aber ohne stichhaltige Beweise wollen wir uns die Arbeit sparen. Eine Zylinderkopfdichtung zu tauschen ist schon recht aufwändig und dauert seine Zeit, von den notwendigen Dichtungen und Schrauben die in jedem Fall getauscht werden müssen ganz zu schweigen. Um ganz sicher zu gehen dass die ZKD wirklich defekt ist, gibt es eindeutige Indizien; 1. Wasser im Motoröl, 2. Öl im Kühlwasser, 3. CO im Kühlwasser (Abgase im Kühlwasser), 4. Druck auf dem Kühlsystem obwohl der Motor noch kalt ist und erst wenige Sekunden läuft.


Genau so wie im letzten Fall beschrieben, verhält es sich bei diesem Polo. Ein CO Test in der Werkstatt bestätigt dies nochmal. Damit wäre auch geklärt wie wir die nächsten Wochenenden verbringen werden. Bevor der eigentliche Zylinderkopf abgenommen werden kann, muss erstmal all das gemacht werden, was wir auch beim Wechsel der Steuerkette schon tun mussten. Wie das geht, haben wir hier beschrieben. Dann geht es weiter mit den Schrauben zur Ansaugbrücke, der AGR-Leitung samt Ventil und dem Auspuffkrümmer. Wir haben uns dazu entschlossen den Krümmer samt Katalysator am Zylinderkopf zu belassen - wer weiß wie fest die Schrauben sitzen und ob sie heile gelöst werden können.


Der Auspuff ist mit einem Halter am Motorblock und drei Schrauben am Flansch des Katalysator befestigt. Der Katalysator ist ebenfalls mit einer Schraube unten am Motorblock befestigt. Jetzt ist auch die passende Zeit das Kabel der oberen Lambdasonde abzustecken und nach oben zu ziehen, damit hier später nichts hängen bleibt. Weiter geht es mit dem Ventildeckel, wobei der Name hier nicht wirklich passt. In dieser Zylinderkopfhaube befinden sich auch die beiden Nockenwellen samt Halteböcken. Damit die Böcke bleiben wo sie hin gehören dürfen nur die je vier Schrauben am äußeren Umfang (oben und unten) und sowie genau in der Mitte zwischen den Zündkerzenlöchern gelöst werden.


Eigentlich dürfte jetzt nichts mehr dagegen sprechen den Deckel vom Motor abzunehmen und vorsichtig abzulegen. Es tropft währenddessen noch weiter Öl aus dem Teil, also besser man überlegt sich vorher einen geeigneten Ablageplatz. Bevor der Zylinderkopf auch runter darf muss noch das Kühlwasser abgelassen und der getriebeseitige Kühlwasserflansch vom Zylinderkopf abgeschraubt werden. Unten am Kühler befindet sich ein Ablassventil genau für solche Fälle. Als nächstes Folge der eigentliche Zylinderkopf. Er ist mit 8 Schrauben auf den Motorblock geschraubt für die man ein 12mm Vielzahnbit benötigt. Wenn alle Schrauben gelöst sind und die Ansaugbrücke und alle Kabel und Leitungen aus dem Weg geschafft sind, kann der Kopf samt Krümmer und Katalysator nach oben abgehoben werden.


Im nächsten Teil der Saga berichten wir dann hoffentlich vom erfolgreichen Einbau der neuen Zylinderkopfdichtung.

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