Eigentlich wollten wir an diesem Wochenende ganz woanders sein und ganz was anderes machen. Mit dem Autotrailer rüber nach Ludwigslust zum Deep on Track. Aber manchmal kommt alles anders als man es sich ausdenkt und die Pläne müssen geändert werden. Dafür gewinnt man Zeit andere Dinge zu machen. Zum Beispiel endlich ein altes Auto zu reparieren oder es wieder für die Straße zuzulassen. Wir haben beides gemacht, wobei wir nur in einem Fall aktiv beteiligt waren.
Gemeint ist der weiße Fiesta GFJ der endlich wieder eine funktionierende Kupplung hat. Darüber berichten wir euch beim nächsten Mal. Viel spaßiger war der andere Wagen um den es an diesem Wochenende ging: ein moosgrüner 1972 Buick Riviera. Der wurde im letzten Herbst aus Berlin nach Ostwestfalen verkauft und stand seit dem abgemeldet in einer Garage. Aus verschiedensten Gründen wurde die Wiederzulassung mehrfach verschoben, zwischenzeitlich stand sogar ein rotes 07-Kennzeichen für Oldtimersammler zur Debatte. Jetzt wurde der Mietvertrag für die Garage gekündigt und der Amischlitten muss endlich raus - idealerweise natürlich auf die Straße und dauerhaft zugelassen.
Blöderweise ist im März die Hauptuntersuchung fällig gewesen so dass der Buick jetzt im April gar nicht mehr regulär angemeldet werden kann bis er keine neue gültige HU vorweisen kann. Entweder wir besorgen jetzt irgendwoher einen echt großen Autotrailer und stattliches Zugfahrzeug oder ein Kurzzeitkennzeichen oder eine rote Nummer vom Autohändler oder -Werkstatt. Letzteres wäre natürlich die schnellste und bequemste Lösung und bietet den großen Vorteil zumindest ein paar Kilometer Probefahrt machen zu können bevor es ernst wird. Nach genügend bitten und betteln hilft uns die Oldtimerwerkstatt weiter bei der auch schon der Cadillac Krankenwagen und die beiden Excalibur in der Mache sind.
Mit den Schildern in der einen Hand und einer Backtolife-Maschine in der anderen, begeben wir uns am Freitag morgen um 9h zur besagten Garage und hoffen einfach das alles gut wird. Natürlich beginnen die Probleme schon bei unserer Ankunft; nicht nur das ein fremdes Auto vor der Garage parkt, wir bekommen den Schlüssel im Schloss auch nicht gedreht. Glücklicherweise lösen wir beide Probleme auf einen Streich als der Fahrer des roten Opel ausfindig gemacht wurde. Der hat zufällig auch eine Dose WD40 im Auto liegen mit der wir erstmal das Schloss einjauchen und dann doch endlich öffnen können. Halleluja der Buick ist noch da.
Genau so wie er im August abgestellt wurde. Nur ein bisschen staubiger. Hätte man gewusst dass er den ganzen Winter hier stehen bleibt, wäre es ein leichtes gewesen die Schutzdecke aus dem Kofferraum übers Auto zu werfen. Egal dann müssen wir halt irgendwo noch an der Waschanlage anhalten. Immerhin steht die Tanknadel noch auf 1/2. Dafür macht der Anlasser keinen Mucks als wir den Zündschlüssel umdrehen. Hat da etwa jemand vergessen den Batterietrennschalter umzulegen? Na egal, dafür haben wir die Starthilfebox dabei. Hauptsache sie hat genügend Power für den fast 7,5l großen V8 Motor hat. Im Zweifelsfall braucht die Maschine bestimmt ein paar Versuche bis der Sprit vom Tank bis in den Vergaser gepumpt ist und er anspringt.
Deutlich schneller und besser als erwartet springt der V8 an und läuft mit erhöhter Leerlaufdrehzahl vor sich hin. Das bietet uns Gelegenheit schon mal die Beleuchtung und sonstige Ausstattung zu testen. Wäre ja seltendämlich wenn wir deswegen keine Plakette bekommen würden. Alles leuchtet hupt und wischt wie es soll. Also ran mit den Nummernschildern und langsam zur Prüfhalle rollen. Die Reifen haben zwar keinen Standplatten aber irgendwie rubbelt die Bremse unschön. Vielleicht wird das auf den nächsten Kilometern besser. In jedem Fall klingt der 455 verdammt zornig und macht Lust einen kleinen oder größeren Umweg zu fahren. Das biete auch gleich Gelegenheit sich an die leichtgängige Lenkung und das schwammige Fahrverhalten zu gewöhnen.
Ohne weitere Vorkommnisse erreichen wir bald darauf die örtliche Prüfhalle wo wir nach kurzer Wartezeit auch schon an die Reihe kommen. Da der Buick bereits einmal in Deutschland zugelassen war brauchen wir zumindest nicht die ganz große Hafenrundfahrt. Nur ein Schrieb wie viel Platz jeweils für die vorderen und hinteren Kennzeichen haben wäre vielleicht doch ganz nützlich um auf der Zulassungsstelle bessere Argumente liefern zu können. Natürlich hat die kurze Fahrt nicht ausgereicht um die Batterie ausreichend aufzuladen, aber die Starthilfebox hilft uns weiter. Anders als befürchtet sind die Bremswerte auf dem Prüfstand vollkommen in Ordnung und auch der Check von Fahrwerk und Lenkung bringt keine Hiobsbotschaften.
Die Abgasuntersuchung ist aufgrund des Baujahres auch keine große Hürde mehr. Dann heißt es schnell sein und mit den neuen Dokumenten unterm Arm direkt zum Amt rennen bevor dort alle ins Wochenende abhauen. Abzüglich der Wartezeit hat der Auftritt dort fast genau 70 Minuten Lebenszeit und Nerven gekostet aber am Ende wird doch irgendwie alles gut; neue schwarze Kennzeichen vorne und hinten in einer Größe die ohne viele Veränderungen am Fahrzeug funktioniert. Das gefällt uns sehr. Mit der neuen offiziellen Zulassung am Auto geht die nächste Fahrt ganz obligatorisch zur Tankstelle. Keiner weiß wie exakt die Tankuhr funktioniert und liegenbleiben will deswegen auch niemand.
Nach einer Nacht am Ladegerät scheint die Batterie trotz Tiefentladung und langer Standzeit doch wieder halbwegs gesund zu sein. Trotzdem fährt das Ladegerät vorläufig immer im Kofferraum mit. Man weiß ja nie. Vielleicht wären ein paar Handtücher auch nicht verkehrt. Wie sich bei der ersten gründlichen Wagenwäsche herausstellt sind die Gummidichtungen an beiden Türen mit ihren rahmenlosen Scheiben nicht nur ein bisschen undicht. Immerhin ist es ausreichend warm und sonnig so dass der Innenraum schnell wieder trocknen kann. So werden am Samstag die ersten paar Kilometer hinterm Steuer des neuen alten Autos erfolgreich abgespult. Und am nächsten Tag steht in Boke ein Oldtimertreffen an.
Da man alleine nicht mit zwei Autos fahren kann, werden wir eingeladen den Buick zu steuern während MadMurdock seinen Krankenwagen Caddy steuert. Kurz vor Mittag setzt sich unser kleiner Konvoy mit über 15L Hubraum in Bewegung. Über Landstraßen geht es bei stilechter Countrymusik aus dem nachgerüsteten Radio und offenen Fenstern in Richtung Treffen. Unterwegs kommen uns schon einige andere Oldies entgegen. Bei diesem Wetter wäre es wirklich eine Schande sein Vehikel in der dunklen Garage stehen zu lassen. Bis auf die letzten Meter mit beidseitig vollgeparktem Seitenstreifen macht der Buick mit seiner Länge 5,5m und Breite von 2m auf unseren europäischen Straßen echt eine gute Figur.
Nur ohne den rechten Außenspiegel fällt es zeitweise echt schwer abzuschätzen wie weit man dem Gegenverkehr noch Platz machen kann. Das sollte man vielleicht noch ändern. Zum rückwärts Einparken auf der Wiese brauchen wir ohnehin einen Einweiser damit die spitz zulaufende Heckstoßstange nicht unfreiwillig abgerundet wird. Selbst im Umfeld von den zahlreich vertretenen anderen US-Oldtimern fällt unser Gespann aus der Reihe. Vermutlich dürften wir den einzigen 72er Riviera heute hier haben. Dafür erwarten wir mindestens zweistellige Anzahlen von Ford Mustang. Aber das soll uns auch nicht weiter stören. Jetzt schlendern wir erstmal durch die Reihen von geparkten Autos hoch zur Kirche und dann runter zum Bürgerhaus. Dazwischen sollte für jeden Autointeressenten irgendwas passendes dabei sein.
Die Bandbreite reicht von Traktoren und Unimog über Militärfahrzeuge jeglicher Größe, europäische, englische. französische und sogar russische Oldtimer. Natürlich auch Zweiräder, Trikes und Campingfahrzeuge. Letztendlich so viele Autos dass schon auf den gegenüberliegenden Grünstreifen ausgewichen werden muss weil der Platz einfach nicht ausreicht. Wir sind trotzdem ganz froh etwas abseitig zu stehen, so haben wir es im Zweifelsfall einfach später wieder weg zu kommen ohne lange im Stau zu stehen. Nach knapp zwei Stunden haben wir genügend Autos gesehen, gehört, gerochen und fotografiert - und natürlich auch mit dem einen oder anderen uns bekannten Gesicht gesprochen. Übrigens traf kurz nach uns ein weiterer Buick Riviera ein. Damit hätten wir wirklich nicht gerechnet.
Jetzt heißt es wieder nach Hause zu fahren. Natürlich nicht allein, jetzt noch mit einem Ford aus den 20er Jahren vor uns. Der hat es hoffentlich auch nicht eilig ans Ziel zu kommen. Die Tachonadel im Buick bewegt sich gar nicht, so langsam sind wir. Oh nein, doch nicht, der Tacho ist einfach gerade ohne Vorwarnung kaputt gegangen. Na klasse. Immerhin erst jetzt und nicht schon vor zwei Tagen. So müssen wir halt die Navi-App als Tachoersatz benutzen. Stand jetzt ist das neben der Bremse und einem Quietschen vom linken Vorderrad aber wirklich die einzige akute Baustelle die es gibt.
Wir sind jedenfalls wieder heile zuhause angekommen und stellen den Caddy und den Buick auf ihren Parkplatz. Wirklich ein perfekter Autofahrer-Sonntag. Hoffentlich können wir sowas demnächst mal wieder machen. Oder wir sollten endlich anfangen zu sparen und uns auch so ein Blechschiff kaufen. Gemessen am Kilopreis war der Buick gar nicht mal so teuer.
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