Freitag, 11. Oktober 2024

Chevrolet R3500: Viel Lärm um nichts

 

Mit all den anderen automobilen Baustellen im und um den SZK Fuhrpark kann so manches Projekt schon mal ein bisschen in Vergessenheit geraten. Wie praktisch ist es da wenn sich das Auto selbstständig und deutlich über verschiedenste akkustische Warnsignale wieder in den Vordergrund zurückruft. Der taxibeige Chevrolet Dually macht das sowohl beim Lenken als auch beim normalen Fahren. Selbst wenn jetzt im Herbst vermutlich keine weiteren Hochzeitskutschen-Einsatzfahrten anstehen, müssen wir uns auch darum kümmern.


 

Bei der letzten Hauptuntersuchung Anfang des Jahres wurden bis auf ein paar Öltropfen am Motor und das verstellte Abblendlicht keine Mängel in der Richtung festgestellt. Aber das ist auch schon wieder ein paar Minuten und Kilometer her. Tatsächlich lag es nicht nur am permanent vollen Terminplan das wir den Squarebody Pickup und seine Wehwehchen vor uns her geschoben haben; es macht einfach mehr Umstände an einem ausgewachsenen amerikanischen Auto zu haben als an einem europäischen Kleinwagen. Wir brauchen mehr Platz, wir brauchen anderes (zölliges) Werkzeug und wir haben es mit einem Design zu tun an dem wir bis jetzt noch nicht gearbeitet haben.

 


Irgendwann konnten die Geräusche nicht mehr länger ignoriert werden. Trotz regnerischem Wetter hat sich der Chevy zu unserer Garage durchgekämpft. Wenn unsere Ohren uns nicht ganz täuschen, wissen wir schon woher das erste ungesunde Geräusch stammt; die Servolenkung bzw. ihre Pumpe scheint ein bisschen zu wenig Öl zu haben. Im Gegensatz zu den meisten anderen Autos auf der Straße versorgt diese Pumpe nicht nur die Lenkhilfe sondern auch den Bremskraftverstärker. Darum sollten wir an dieser Stelle besonders aufpassen welche Flüssigkeit wir einfüllen und wie gründlich das System entlüftet wird. Statt Automatikgetriebeöl (wie bei vielen anderen amerikanischen Autos) muss hier spezielles Servoöl eingefüllt werden. 

 


Mit dem Wagenheber heben wir anschließend die Vorderachse so weit hoch bis beide Räder in der Luft hängen. Dann lenken wir, mit laufendem Motor, langsam von Anschlag zu Anschlag bis die Pumpe keine Geräusche mehr von sich gibt. Letztendlich waren es kaum 0,3L die gefehlt haben, aber das kann schon der entscheidende Tropfen gewesen sein. Sofern die Servolenkung dicht hält, sollten wir hier mittelfristig keine Probleme haben. Ob sich auch das Bremspedalgefühl positiv verbessert hat können wir erst später, nach der Probefahrt, sagen. Bis dahin haben wir noch mehr Arbeit vor uns. 

 

 

Wo die Vorderräder schon mal in der Luft hängen, können wir sie mit der Hand drehen und lauschen woher das quietschende Geräusch kommt. Wir spekulieren auf einen kleinen Stein oder Dreck der zwischen Scheibe und Staubschutzblech oder dem Bremssattel festklemmt. Damit wir mehr sehen können muss das Rad runter und dafür sind nur läppische acht Radmuttern pro Seite zu lösen. Dahinter finden wir erstmal jede Menge alten Dreck und Lagerfett. Darunter verbirgt sich vermutlich ein Bremssattel und die Querlenker. Dafür das hier schon lange niemand mehr dran war, ist der Sattel immerhin nicht verklemmt. 

 

 

Bevor wir irgendwas anderes machen, müssen wir unseren Arbeitsplatz erstmal gründlich sauber machen. Mit einer Drahtbürste, Pressluft und Bremsenreiniger befreien wir die Aufhängung vom Dreck. Dann sieht man auch wie der Sattel eigentlich an der Achse befestigt ist; eine Inbusschraube sichert den Keil welcher zwischen Sattel und Halterung klemmt. Diesen müssen wir, nachdem die Schraube gelöst wurde einfach mit einem kleinen Hammer mit gezielten Schlägen raustreiben. Dahinter befindet sich noch ein kleiner Drahtbügel der die Beläge klapperfrei halten soll. Sofern nichs festgegammelt ist, müsste sich der Bremssattel jetzt nach oben wegklappen lassen.

 

 

Auf den ersten Blick sahen die Bremsbeläge eigentlich noch sehr gut und ausreichend dick aus. Jetzt wo wir die Teile mal in den Händen halten sehen wir das Problem bzw. die Ursache; der mechanische Verschleißkontakt schabt über die Bremsscheibe und weil die Scheibe nicht perfekte Glatt ist, schleift er nicht dauerhaft sondern nur einmal kurz bei jeder vollen Umdrehung. Diese Verschleißwarnung haben wir schon bei anderen Autos genau so gesehen, allerdings erst wenn nur noch wenige Millimeter Restbelag auf der Trägerplatte sind. Warum hier schon so früh? Rechnet man damit das der geneigte Erstbesitzer noch ettliche hundert Meilen weiter fährt auch wenn die Bremse schon Geräusche macht? 

 

 

Vielleicht, aber in erster Linie liegt es daran das die Bremsbeläge früher anders gebaut wurden; das Belagmaterial ist nicht aufgeklegt sondern mit der Trägerplatte vernietet worden. Die Köpfe dieser Niete sind einfach relativ dick und sollten sich auf jeden Fall nicht in der Bremsscheibe verewigen da diese Riefen die Scheibe unbrauchbar machen. In Anbetracht der doch ziemlich teuren Bremsscheiben, beim Dually geschätzte 25kg Grauguss mit integrierten Distanzscheiben, möchte man sich die Kosten gerne ersparen. Darum wird hier schon gewarnt lange bevor die Niete bündig mit der Belagoberfläche stehen. 

 

 

Damit haben wir leider üherhaupt nicht gerechnet und darum natürlich keine Ersatzteile auf Lager. Bis die endlich eintreffen, pfuschen wir erstmal ein bisschen und biegen den Verschleißkontakt ein bisschen weiter nach hinten so das für ein paar Kilometer wieder Ruhe herschen sollte. Wo wir schonmal Teile aus den USA einfliegen lassen müssen, bestellen wir auch gleich eine neue Hardyscheibe für die Lenksäule. Vielleicht liegt es am Alter oder an dem ausgelaufenen Motoröl welches das Gummi angegriffen hat, auf jeden Fall ist hier mittlerweile eine gewisse unerwünschte elastizität Entstanden die dazu führt dass die Lenkbewegungen noch indirekter als normalerweise an die Vorderräder übertragen.

 

 

Sofern die passenden Teile dann irgendwann eintreffen sind es immerhin nur vier Schrauben die wir lösen müssen. Und so ölig wie hier alles ist, kann auch nichts mehr festgegammelt sein. Damit kommen wir zum letzten akkustischen Bauteil des heutigen Tages; der Luftfilter. Wenn wir schon nichts am Auspuffsystem ändern können um mehr Sound aus dem 7,5l Bigblock V8 zu zaubern, müssen wir halt am anderen Ende ansetzen. Alles was wir dafür tun müssen ist die Flügelmutter vom Luftfilterdeckel zu lösen und selbigen abzunehmen. Dann kann die gekröpfte Gewindestange welche in der Ansaugbrücke steckt ein paar Umdrehungen rausgeschraubt werden so das wir genügend Gewindegänge haben den Deckel kopfüber wieder festzuschrauben. 

 

 

Jetzt saugt der Motor seine Luft nicht mehr durch einen kleinen Rüssel an, sondern ringsherum. Das bringt vermutlich keine Leistungssteigerung aber immerhin ein kleines bisschen mehr Ansauggeräusch wenn das Gaspedal in Richtung Teppich gedrückt wird. Davon vergewissern wir uns jetzt noch bei der abschließenden Probefahrt. Und damit der Truck auch optisch ein bisschen mehr her macht, gibt es zu Belohnung noch neue Weißwandreifen-Immitationen und Chromringe für die Stahlfelgen.    

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Absenden eines Kommentars bestätigst du, die Datenschutzerklärung (https://schlagzeilenkaefer.blogspot.com/p/impressum.html) zur Kenntnis genommen zu haben.

Mit Absenden deines Kommentars werden Name, E-Mail, Kommentar, URL, IP-Adresse und Zeitstempel in einer Datenbank gespeichert. Du kannst Deine Kommentare natürlich später jederzeit wieder löschen lassen

Indem du mir einen Kommentar hinterlässt, erklärst du dich AUTOMATISCH mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden!

Dieser Blog ist mit Blogspot erstellt und wird von Google gehostet.
Es gelten die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.