Freitag, 25. Oktober 2024

In meinem Opel bin ich Kapitän - Schiffbruch im Vectra (Teil 4)


Der Vectra ist wieder trockengelegt, die Auswirkungen des Wassereintritts sind eliminiert und eine undichte Stelle bereits detektiert und repariert. Auch wenn es bis hierhin aufgrund der langsamen Trocknungszeit lange dauerte, war unsere Erfolgsquote bislang sehr gut. Es war also zu erwarten, dass die zweite und letzte undichte Stelle deutlich herausfordernder wird. Und damit sollten wir rechtbehalten. Auf geht es in den Kampf mit der Abdichtung an der Tankklappe.

 

Leider ist die rechte Seite des Kofferraums, von der aus man Zugriff zur Tankmulde erhält, nicht sehr gut zu erreichen. Im Kofferraum trennt eine eingeschweißte und mit Filz beklebte Seitenwand den Bereich des Tankeinfüllstutzens vom Innenraum ab. In diesem Zwischenraum zwischen Seitenwand und Kotflügel befinden sich die Mulde für den Tankstutzen und, an einem Halter angebracht, der Aktuator der Zentralverriegelung, der den Verriegelungsbolzens für die Tankklappe ein- und ausfährt. Zum Glück ist der Zwischenraum groß genug, um mit einem Handy Fotos vom Zwischenraum zu machen. Auf dem Foto fällt sofort auf, dass genau am Blechübergang zwischen Tankstutzenmulde und Radhaus eine Rostkante ersichtlich ist. Das ist kein gutes Zeichen. Beim Fühlen mit der lang ausgestreckten Hand konnte man auch eindeutig feststellen, dass das Wasser entlang der Ritze in den Innenraum läuft. Wie lässt sich das erklären?

 


Es hilft alles nichts, für ein genaueres Schadensbild müssen die Tankklappe und sämtliche Anbauteile demontiert und ausgebaut werden. Das gestaltet sich allerdings gar nicht so einfach. Die eigentliche Tankklappe und das Tankklappenschloss sind mit jeweils zwei Kreuzschlitzschrauben befestigt und lassen sich noch recht einfach entfernen. Um allerdings Zugang zur eigentlich Tankmulde zu erhalten, muss der Gummieinsatz entfernt werden. Das ist jedoch nicht möglich, ohne auch den Blechkranz vom Tankstutzen zu entfernen, der als Bajonettverschluss für den Tankdeckel angebracht worden ist. Der Blechkranz wird umlaufend von 5 Laschen gehalten, die nach Innen zum Stutzen umgebogen sind und sich in kleinen Einkerbungen am Tankstutzen festhalten, um diesen vor dem Verdrehen zu sichern. Diese Laschen müssen nun zurückgebogen werden, um den Blechkranz lösen zu können. Das wäre eigentlich sehr einfach, wenn man genügend Platz zum Ansetzen eines adäquaten Werkzeugs hätte. 

Durch die kompakten Maße der Tankstutzenmulde war dies jedoch ein schwieriges Unterfangen. Die Tankstutzenmulde ist so tief, dass man stets nur in einem zu flachen Winkeln mit einem kleinen, flachen, schmalen Schlitzschraubendeher zum Hebeln ansetzen kann. Auch gebogene Haken lassen sich schlecht ansetzen. Es erforderte einige „Prokelei“, mehrere Versuche und einen starken Geduldsfaden, um die Laschen des Blechkranzes zu lösen. Schließlich kamen wir jedoch auf einen kleinen Ausbautrick: Die Laschen unten sind aufgrund der schrägen Einbauposition des Tankstutzens wesentlich leichter zugänglich als die oberen, die tiefer und dadurch unerreichbarer für das Werkzeug liegen. Wir bogen die unteren Laschen zurück und hebelten den Blechkranz durch Unterhaken mit einem Schraubendreher nach oben vom Tankstutzen ab. Dadurch bogen sich auch die oberen Laschen automatisch ein Stück weit zurück, so dass man den Blechkranz abheben konnte.

 


Nun war es auch ein Leichtes, den Gummieinsatz zu entfernen. Der Gummieinsatz wurde beim Einbau in das kreisrunde Loch der Tankmuldenrückseite gesteckt. In dem Gummiteil ist eine Nut eingearbeitet, um im kreisrunden Blechausschnitt festzuhalten. Fasst man mit der Hand über das Rad in das Radhaus, kann man den Gummieinsatz von hinten ganz einfach aus dem Loch herausdrücken. Das klappt viel einfacher, als den Gummieinsatz nach vorne herauszuziehen. Hierbei besteht auch nicht die Gefahr, dass durch das Ziehen das Gummi zerreißt, da der „Boden“ des Gummieinsatzes im Bereich der Nut verstärkt ist.

 


Nun, da der Gummieinsatz entfernt ist, offenbart sich auch das Ausmaß des Schadens! Im unteren Bereich der Tankmulde ist das Blech stark korrodiert. Das Loch ist nicht mehr kreisrund und die Kanten sind stark angefressen. Zwar ist das Blech noch nicht vollkommen durchgerostet, doch stark in Mitleidenschaft gezogen. Das liegt definitiv an der Konstruktion der Tankmulde. Die Tankmulde ist zum Innenraum hin so stark geneigt, so dass das hineinlaufende Wasser erst einen knappen Zentimeter ansteigen muss, bevor es über die Kante der Tankklappe über den Kotflügel ablaufen kann. Es staut sich also bei Regen immer Wasser in der Tankklappenmulde und kann so über einen gewissen Zeitraum das Blech zur Korrosion bringen.

Schnell ist dann auch die eigentliche Problemstelle ausgemacht. Der Tankeinfüllstutzen wird unterhalb des kreisrunden Loches zum Radkasten über ein Niet in genau diesem, von Korrosion gefährdeten Bereich in Position gehalten. Das Niet ist hierbei durch mehrere Blechschichten geführt – einerseits die Rückseite der Tankstutzenmulde und andererseits das Blech vom Radkasten. Dazwischen liegt der Kofferraum. Durch die starke Korrosion läuft nun das Wasser durch die Bohrung des Niets zwischen die beiden Blechschichten und kann dadurch in den Kofferraum gelangen. Eine richtig fiese Stelle! Klein und unscheinbar! Die wesentlich größere Frage ist jedoch: wie kann man diesen „kleinen“ Schaden (mit so großer Auswirkung) am Besten reparieren? 

 Schweißen ist an dieser Stelle keine gute Idee. Dafür müsste der komplette Tank mitsamt Stutzen ausgebaut werden! Und selbst dann ist aufgrund der Tiefe der Mulde der Zugang mit der Schweißpistole erschwert. Außerdem muss das Loch auch nach der Reparatur den exakt richtigen Durchmesser haben, damit der Gummieinsatz später problemlos hineinpasst und passend abdichtet. Einfach nur das Niet zu ersetzen bietet auch keine bessere Abdichtung, da der Untergrund des Blechs aufgrund der Korrosion bereits nicht mehr eben genug ist. Mit unseren Mitteln ein Ding der Unmöglichkeit! Das muss auch anders gehen, immerhin ist das Blech noch nicht durchrostet sondern „nur“ angegriffen!

 


Zunächst schliffen wir mit einer Drahtbürste den groben Rost ab. Hier konnten wir uns nochmal davon überzeugen, dass die Bleche nicht komplett durchrostet sind. Vielleicht reicht ja schon aus, hier einfach großzügig Lack aufzutragen, so dass dieser das Niet und die Blechkante abdichtet. Wir trugen zunächst Rostschutzgrundierung auf und in mehreren Schichten schwarzen Dickschichtlack. Dies brachte jedoch keine Resultate. Zwar floss weniger Wasser in den Innenraum als vorher, aber dicht war es immer noch nicht. In einem zweiten Versuch nutzten wir das Sikaflex, das wir noch von der Antennenreparatur übrig hatten. Wir schmierten einen ordentlichen Belag auf die Stelle und ließen ihn aushärten, bevor wir auch hier einen Wassertest durchführten.

Doch auch dieses Mal floss das Wasser ungehindert zwischen den Blechen in den Kofferraum, wie der Gießkannentest bewies. Also entfernten wir die Klebeschicht wieder und probierten dieses Mal eine transparente Kunststoffversiegelung, die wir gemäß der Anleitung in mehreren Schichten auftrugen und mehrere Tage durchtrocknen ließen. Leider brachte auch dies keine Besserung. Noch immer ergoss sich ein Rinnsal in den Kofferraum. Die Verzweiflung war inzwischen groß. Wie um Himmels willen soll man diese Stelle abdichten?

Gemessen am getätigten Zeitaufwand erschien nun der Ausbau des Tanks als gar nicht mehr so großer Aufwand. Doch ein letzter Versuch sollte nun Klarheit bringen: Ein spezielles Abdichtmittel aus dem Dachdeckerzubehör, ein Gemisch aus Polymeren und Klebstoffen versprach „Abdichtung auf allen Untergründen und Materialien“! Wenn das nicht hilft, dann wissen wir auch nicht weiter. Bereits beim Öffnen der Dose fiel uns auf, dass das Mittel zäh und sehr steif war. Großzügig strichen wir den gesamten Lochkreis mit dem grauen Dichtmittel ein und ließen es aushärten. Am nächsten Tag folgte dann gemäß Anleitung der zweite Anstrich. Nach vollständiger Aushärtung bereitete uns bereits der optische Eindruck ein gutes Gefühl. Das Zeug schien leicht aufgequollen zu sein und umschloss die betroffenen Bereiche mit einer schützenden grauen Schicht. Beim Gießkannentest wurden wir vollends überzeugt!

Endlich, nach Wochen des Ausprobierens und Sammeln von Enttäuschungen, wurden wir positiv überrascht. Das Mittel hielt was es verspricht. Wir konnten Gießkanne um Gießkanne über den Kotflügel laufen lassen, ohne das Wasser in den Innenraum eintritt! Endlich ist nun auch diese undichte Stelle abgedichtet! Wir bauten die Tankklappe und alle anderen Anbauteile wieder zusammen und nach 3 Wochen können wir immer noch stolz feststellen, dass kein Tropfen Wasser in den Innenraum sickert! Für die Zukunft nehmen wir uns nun vor, öfter mal das Gummi an der Tankklappe hochzuklappen und den Tankeinfüllstutzen zu inspizieren. Nicht auszudenken was für Arbeit auf uns wartet, wenn wirklich der Tank ausgebaut und ein Reparaturblech eingesetzt werden muss! 

 

Nachtrag: Die erste Fahrt durch die Waschstraße brachte leider einen erneuten Wassereinbruck im Innenraum. Wo die genaue Ursache dafür liegt müssen wir erstmal herausfinden. Wir bleiben dran.

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