Wenn wir als ausgewiesene Langschläfer, an einem freien Wochenende am Samstag morgen um halb fünf aufstehen und kurze Zeit später draußen vorm Haus auf unsere Mitfahrgelegenheit warten, kann das eigentlich nur einen Grund haben: Roadtrip! Aber nicht in den Urlaub oder um ein neues Auto anzuschauen (das machen wir vielleicht auch noch) sondern um ein Automuseum zu besuchen von dem wir schon viel gehört aber noch nichts gesehen haben; das nationale Auto Museum der Loh Sammlung in Dietzhölztal.
Dorthin fahren wir aber nicht selbst und auch nicht allein sondern im Reisebus, mit der Oldtimer IG Osnabrück. Darum müssen wir auch erstmal in die entgegengesetzte Richtung fahren bevor es richtig los gehen kann. Immerhin haben wir im Bus genügend Themen und Gesprächspartner um die Fahrzeit zu überbrücken. Einfach nochmal ein paar Stunden zu schlafen wäre auch ein legitimer Zeitvertreib.

Inkl. Baustellen, Umleitungen und Pinkelpause landen wir kurz nach halb Elf in einem kleine Dorf das gefühlt zur Hälfte mit großen grauen Hallen bebaut ist. Genau dort wollen wir rein. Da sollen die Fahrzeuge stehen die es anzuschauen lohnt. Vorab haben wir uns nicht wirklich informiert welche Sonderausstellung aktuell läuft, aber egal was es sein wird jetzt sind wir schonmal hier und wollen alles sehen. So schnell kommen wir hier vermutlich nicht nochmal wieder hin. Also raus aus dem Bus, Eintrittskarten kaufen (28€ fürs Kombiticket) und rein ins Museum. Der Deko auf dem Außen Gelände nach zu Urteilen sollten wir hier auf jeden Fall nicht enttäuscht werden.

Das Thema der Sonderausstellung "Grand Prix - Ikonen der Königsklasse" klingt schon mal vielversprechend. Von den frühesten Motorsportfahrzeugen um 1920 bis zu den aktuellen Formel 1 Modellen sind rund 30 Exponate auf dem Obergeschoss verteilt. Persönliche Favoriten sind die technisch extra extravaganten Konstruktionen. Egal ob der erste V12 Grand Prix Wagen (1924 Delage 2LCV), ein Alfa Romeo mit zwei Achtzylinder Motoren samt Doppelkompressor von 1935 (Systemleistung 540kmh,Vmax 364kmh). Es ist einfach sehr beeindruckend wieviel schon vor hundert Jahren technisch möglich war und das es immer schon Menschen gab die einfach gerne ihr Leben riskieren um schneller zu sein als alle anderen.

Im Nebenraum, hinterm Chefbüro hängt einfach noch ein Nachbau vom ersten Flugzeug der Wright Brüder herum. Darunter parken weitere Formel Fahrzeuge von 1960 bis heute. Dabei fällt immer wieder auf das besonders die Aerodynamik sehr große Fortschritte auf lauf der Zeit gemacht hat. Die Reifen sind gar nicht mehr so viel größer geworden und selbst die Motorleistung stagnierte irgendwann. Immerhin wurde zeitgleich auf viel für die Sicherheit und Überlebenschancen der Rennfahrer getan. Damit verlassen wir die Sonderausstellung und gehen vorbei an den Rennsimulatoren, nach draußen auf den Innenhof und weiter zum nächsten Gebäudeflügel.
Hier stehen deutlich langsamere Autos, die uns persönlich aber nochmal deutlich besser gefallen, wieder aus der Vorkriegszeit. Mit viel geschwungenem Blech und der einen oder anderen technischen Raffinesse ausgestattet. Zum Beispiel der Duesenberg Model J von 1929 mit Murphy Karosserie. Nicht nur riesengroß sondern auch für damalige Verhältnisse sehr schnell. Da hilft es natürlich wenn der steinreiche und exzentrische Erstbesitzer ehrenhalber Mitglied der Feuerwehr ist und darum mit Blinklicht und Sirene herumheizen durfte. Das dieser Wagen mit einem Wert von über10.34 Millionen Dollar noch nichtmal das wertvollste Fahrzeug der Sammlung ist, weckt natürlich nochmal unsere Neugierde was als nächstes kommt.
So betreten wir einen nachgebauten Straßenzug inklusive Schaufensterfronten und einem eigenen Kino. Auf der Straße parken ein frontgetriebener 1932er Bucciali TAV8-32 und direkt gegenüber ein Tatra 87 mit luftgekühltem V8 im Heck. Im Vergleich dazu sind die Mercedes 500K und 630K zwar imposant und bildschön aber technisch doch nicht so hoch entwickelt. Der 1927er Avions Voisin C14 mit Aluminiumkarosserie wäre wohl unser Wagen der Wahl in dieser Gruppe geworden, immerhin passt der noch in eine normale Pkw Garage rein.
Deutlich größer als eine normale Garage ist die nächste umfunktionierte Fabrikhalle in die wir jetzt hinübergehen. Vorbei an einem Stück Fließband auf dem die Ford Model T zusammengeschraubt wurden, betreten wir die Haupthalle. Hier stehen die Autos nicht nur auf dem Boden sondern zusätzlich in einer riesigen Steilkurve einmal um uns herum. Und weil der Platz trotzdem nicht ausreichend ist, steht an der Rückwand ein Wandregal in dem die Autos gestapelt werden können. So kann man seine Schmuckstücke natürlich auch aufbewahren.
Das Spektrum ist wieder sehr breit gefächert. Vom Nachkriegs-Kleinstwagen über Design Ikonen wie Delorean DMC12, Lamborghini Countach oder Jaguar D Type bis hin zu Supersportwagen und Hypercars. Darum wundert es kaum das hier sowohl Ferrari F40 F50 und Enzo als auch Bugatti Veyron Testwagen nebeneinander stehen. Vor einem riesengroßen Wandgraffiti stehen dann einfach mal der einzige existierende Maybach Exelero und der ehemalige Porsche 959 von Walter Röhrl. Damit hätten wir heute auch kein bisschen gerechnet.
Hinter der Steilkurve haben sich weitere Motorsportfahrzeuge vom DTM Audi über NASCAR Chevrolet bis zur roten Ferrari Ecke zusammengefunden. Allein der originalgetreu erhaltene Renntransporter wäre schon schön zu haben, aber mit einem 1966er Ferrari 330 P3/412 der sowohl in LeMans als auch Daytona, Monza und Spa gewonnen hat, hinten auf der Ladefläche wäre es nochmal ein bisschen geiler. Ob diese Fahrzeuge hier immer und dauerhaft ausgestellt werden können wir leider nicht sagen. So wie es aussieht sind auf der Steilkurve und im Hochregal ein paar Plätze frei, die mittelfristig wieder gefüllt werden könnten.
Apropos wieder gefüllt werden. Wir sind jetzt am Ende unseres Rundgang angekommen und suchen bevor es wieder Richtung Heimat geht noch das Restaurant im Museum auf und gönnen uns Nudeln mit Sauce und einen hoffentlich leckeren Nachtisch. Dann heißt es im Bus das erlebte verarbeiten und hoffen das unser Busfahrer einen möglichst schnellen Weg trotz der vielen Streckensperrungen zurück nach Hause findet.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem Absenden eines Kommentars bestätigst du, die Datenschutzerklärung (https://schlagzeilenkaefer.blogspot.com/p/impressum.html) zur Kenntnis genommen zu haben.
Mit Absenden deines Kommentars werden Name, E-Mail, Kommentar, URL, IP-Adresse und Zeitstempel in einer Datenbank gespeichert. Du kannst Deine Kommentare natürlich später jederzeit wieder löschen lassen
Indem du mir einen Kommentar hinterlässt, erklärst du dich AUTOMATISCH mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden!
Dieser Blog ist mit Blogspot erstellt und wird von Google gehostet.
Es gelten die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.