Samstag, 10. Juli 2010

Stoßdämpfer: ein durchschlagender Erfolg!


Schonwieder ein Kissen, eine Kuhle, ein Schlagloch, ein Weiß-der-Geier-Etwas. Einen Gang zurückschalten, vorsichtig die Lage auskundschaften und im aktivierten Großhirn die angemessene Geschwindigkeit ermitteln. Bremsen. Zähne zusammenbeißen, Luft anhalten, Augen zu und durch. "Klonk" spricht das Auto, das Herz rutscht in die Hose. Die Seele hat einen Knick bekommen und das leidvolle Empfinden des Autos ist ganz auf der Seite des Fahrers. Leicht aufatmen, die verkrampften Hände vom Lenkrad lösen und nach dem Erwachen beschleunigen. Einen Gang hochschalten und das Erlebte vergessen. Wieder hat man einen weiteren Straßenmeter mit Hindernissen im Deutschen Straßenverkehr bewältigt.

Was sich hier eher anhört wie eine Mängelbegutachtung unserer deutschen Straßen, soll vielmehr eine Widmung der tolkühnen Heldentaten einer ganz wichtigen Einheit unserer Fahrzeuge sein, den Stoß- oder Schwingungsdämpfern. Täglich federn und puffern sie das Geschehen ab, halten uns am Boden der Tatsachen und sind doch kaum zu sehen. Sie sind ein vom TÜV zwiespältig begutachtetes Ultimum der hochtechnisierten Fahrzeugindustrie. Immer Zuverlässig ist ihre Anwesenheit immer passiv. Oder doch nicht?

Ich habe mich in diesen Monaten eines besseren Belehren lassen müssen. Überall wo ich gehe und stehe höre ich im Umfeld die Hiobsbotschaft. "Die Stoßdämpfer sind hinüber!", oder etwa "die schlagen schon durch". Dabei hatte das alles doch mit unserem E32-Siebener-Familienflaggschiff angefangen. Wie einleitend bereits deutlich beschrieben glich eine Fahrt über eine "Holterpiste" (Achtung: Anspielung, Liebe Kollegen vom Schlagzeilenkäfer, wo haust denn unser "Freundlicher?) einem Martyrium - einer Tortur für jeden. Insbesondere allerdings für das Auto. Es war klar, dass nach 21 Jahren hier akuter Handlungsbedarf bestand. Doch dann häuften sich die Vorfälle.

Eines Tages fuhr ich mit dem Vectra (näheres dazu siehe Steckbrief) auf einer geflickten Straße zwischen zwei westfälischen Bauernschaften hindurch und musste feststellen, dass das Auto ein nahezu eigenständiges Leben entwickelt. Mal macht es den Anschein, als hüpfe und versetze das Auto, dann schwimmt es wieder und mal war auch wieder alles in bester Ordnung. Ein sehr seltsames Phänomen. Von der Not getrieben wusste sich dann auch schließlich unser KFZ-Meister des Vetrauens keinen genauen Rat und konsultierte die Hilfe einer Prüfstation. "Ich vermute mal, dass die Stoßdämpfer ziemlich weich sind" sprach er mit zusammengekniffener Miene und deute eine arglose Prozedur an. An besagtem Prüftermin stellte sich nun heraus, dass zwischen den Dämpfleistungen des vorderen linken und des rechten Stoßdämpfers die Differenz 81% betrug. Hiermit war es also amtlich, auch am Vectra müssen die Stoßdämpfer getauscht werden.

Schließlich sollte sich der Kreis noch schließen, da Comickus' Omega ebenfalls hinten etwas schwach auf den Rädern stand. Auch hier empfiehlt sich auf Dauer der Austausch beider Stoßdämpfer. Ich kann auch bislang nicht glauben, dass dieses Bauteil, was generell so wenig Beachtung erfährt und auch meinerseits recht nachlässig behandelt wird schlagartig so viele Probleme verursacht. Es wird also Zeit dieses Problem in den Griff zu bekommen. Und wo hat das Übel seine Wurzel? Richtig! Im BMW. Denn hier fing ja alles an. Erinnern wir uns an das einleitende Horroszenario.

Im Nachlass meines Opas fand sich dann sogar ein Paar Federnspanner, welche sicherlich in seine Standardausrüstung gehörte. So als KFZ-Mechaniker sammelt sich mancherlei Werkzeug an. Wie oft diese jedoch gebraucht worden sind, kann ich nicht einschätzen. Doch hierbei sind wir ja eigentlich schon im zweiten Schritt. Zunächst bedarf es der Ersatzteile. In Zeiten chronischen Geldmangels ist das Internet natürlich ein geldwerter Vorteil.

Für den Anfang sollten die vorderen Stoßdämpfer reichen. Immerhin haben wir in diesem Terrain der Autobaukunst sämtliche Nullerfahrungen die man sich vorstellen kann. Was also verlieren? Schlechter als vorher kann es nur werden, wenn das Auto vom Wagenheber abrutschen sollte. Doch das schließen wir an dieser Stelle aus (ist ja auch nicht passiert), da wir nicht den Bordwerkzeugwagenheber sondern einen Werkstattwagenheber benutzen.

Schnell war das Auto angehoben und das Übel präsentierte sich. Die Manschette hatte bereits angefangen sich aufzulösen und hing umklammert in Fetzen am Dämpfer, während die anderen Teile locker in der Wanne der Feder auf ihre spätere Entsorgung warteten. Vergesst bloß keine Schrauben zu lösen, sonst wird es eine sehr friemeligen Aktion! Schraube für Schraube den Bremssattel und Bremsscheibe abnehmen, Querlenker und Stabilisator lösen. Dabei vergesst bitte nicht den ABS-Sensor abzustecken und ggf. den Sensor für die Check-Control. Dann kommen die drei Schauben, die alles zum Fall bringen, oder doch nicht?



Fallen wird hier auch nach dem Lösen dieser drei äußeren Schrauben nichts, da auch nach dem Lösen der Schrauben unten das gesamte Federbein lagernd ruht. Mit dem Fuß einmal nachtreten im Sinne eines sanften Drückens löst die gesamte Angelegenheit und befreit ungemein, wenn hier erstmal alles geklappt hat. Nun kommt der äußerst schwierige und auch G E F Ä H R L I C H E Teil der Aktion: Das Spannen der Feder.

Hier muss man höllisch aufpassen! Ich habe mal gelesen, dass jemandem die Feder weggesprungen ist und beim Auftreffen im Gesicht den kompletten Unterkiefer zerfetzt hat. Man sollte daher die Spannung einer Feder nicht unterschätzen.



Nach einigen mühevollen Anläufen haben wir es doch geschafft die Feder soweit zu stauchen, dass wir relativ einfach mit Lösen der mittleren Mutter den Deckel des Federbeins, jedoch leider nicht ganz schmerz- und unfallfrei abnehmen konnten.



Dafür ging der Austausch des eigentlichen Stoßdämpfers recht flott, auch wenn Rost die Sache etwas erschwerte. Schnell noch 30 ml Öl in den Stutzen eingefüllt und den neuen Dämpfer eingesetzt und festgeschraubt. Der nun folgende Teil ist der schwierigste. Es hat eine erhebliche Zeit gedauert, bis wir die Feder wieder aufgesetzt bekamen. Die alten Stoßdämpfer waren so ausgeleiert, dass man sie auseinanderziehen und inneinanderdrücken konnte wie man lustig ist. Hier musste man nun gegen den deutlich stärkeren Druck der Dämpfer angehen.

Mit einer Zange angehoben und noch einigen Umdrehungen der Spanner an der Feder passte irgendwann auch wieder der Deckel drauf und nachdem wir mit der zweiten Seite fertig waren, konnten wir mit Recht sagen, dass wir uns verbessert haben. Das merkt man - nur unwesentlich - am Zeitaufwand.

Insgesamt dauerte die Aktion beidseitig mit eingefügten Denkpausen und Problemlösungen rund 12 Stunden. Doch hier ist es "das erste Mal" was unseren Schnitt versaut. Wie man was anfassen muss, damit was wo und wie schneller geht, war dann beim zweiten Mal fast noch geistig gegenwärtig und so dass man sicherlich die ein oder andere Stunde einsparen kann.

Und ich muss sagen, dass sich das Fahrverhalten verbessert hat. Augen auf und drüber. Kein KLONK mehr an Huckeln und Schlaglöchern. Diese Investition hat sich gelohnt.

P.S. Bevor ich es vergesse. Weiter oben habe ich geschrieben, wie groß die Differenz zwischen beiden Stoßdämpfern beim Vectra ist. Beim BMW haben wir dies nicht feststellen lassen, bzw. können. Jedoch sei so viel gesagt, dass man nach dem Ausbau ja mal versuchen kann mit der Hand den alten Stoßdämpfer zusammenzudrücken. Je nach dem wie fit und agil der Dämpfer noch ist, geht er mehr oder weniger motivert auseinander. In diesem Fall ist der Dämpfer auf der Fahrerseitse unseres Schätzchens ein besonderes Exemplar. Diesen konnten wir zusammendrücken und er fand den Weg von alleine nicht wieder auseinander. Auf der Beifahrerseits war hingegen noch ein wenig Motivation vorhanden. Es hat sich also gezeigt, wie wichtig diese Erneuerung war.

1 Kommentar:

  1. Welch interessante Möglichkeit sich die Zeit zu vertreiben....das müssen wir bald wieder machen!
    Wenn die Anderen so weit sind können wir ja
    die neue Bestzeit ermitteln. Aber erst stehen
    noch andere Baugruppen auf der Agenda ;-)

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