Nicht nur gebrochene Fahrwerksfedern können einem Auto die erfolgreiche Hauptuntersuchung vermasseln. Auch wenn der Bremssattel klemmt und daraufhin der Bremsbelag die Bremsscheibe auffrisst, bekommt man vom Prüfer erstmal keinen neuen Aufkleber spendiert. Genau das ist bei diesem Skoda passiert und darum müssen wir nochmal Hand anlegen.
Wieder zurück in der heimischen Garage stellen wir den Roomster auf die Hebebühne und nehmen beide Hinterräder ab. Mit einem Wagenheber und Unterstellböcken würde die Arbeit auch klappen, aber so ist es doch deutlich bequemer für uns. Ansonsten braucht man ein paar Maul und Ringschlüssel und idealerweise ein Entlüftungsgerät für die Bremsflüssigkeit. Alternativ reicht auch ein Helfer, ein durchsichtiger Schlauch und ein Auffangbehälter. Dazu kommen wir später noch. Jetzt sprühen wir erstmal die Schraube vom Bremsschlauch zum Bremssattel mit etwas Kriechöl ein. Eine abgerissene Schraube wäre zwar kein absoluter Weltuntergang da der Sattel eh getauscht wird, aber mangels greifbarem Ersatzteil müssen wir trotzdem vorsichtig sein.
Mit einem Ringschlüssel versuchen wir die Schraube nur ein wenig anzulösen. Sofern das geklappt hat, wissen wir das alles in Ordnung ist und machen an anderer Stelle weiter. Es ist einfach nur deutlich bequemer wenn der Sattel noch fest am Auto montiert ist und nicht mit bloßen Händen festgehalten werden muss. Anschließend entfernen wir die Sicherungsklammer welche das Handbremsseil unten am Bremssattel festhält. Je nachdem wie viel Spannung auf dem kleinen Hebel am Bremssattel ist, kann er jetzt schon so weit nach hinten gedrückt werden bis das Seil ausgehängt und abgenommen werden kann. Sollte das nicht klappen auch kein Problem.
Weiter geht es mit den Führungsbolzen welche den Bremssattel am Träger festhalten. Hier benötigen wir einen Ringschlüssel und einen Maulschlüssel zum Gegenhalten. Sobald beide Schrauben entfernt sind sollte sich der Sattel mit etwas Liebe und einem großen Schraubendreher nach oben weghebeln lassen. Spätestens jetzt dürfte es auch möglich sein den kleinen Hebel soweit zu bewegen bis das Handbremsseil am Sattel ausgehängt werden kann. Sofern die Bremsscheibe und Beläge noch in Ordnung gewesen wären, könnten wir jetzt einfach den Bremsschlauch am Sattel abschrauben und alles mit neuen Teilen wieder zusammenbauen.
Stattdessen nehmen wir jetzt die Bremsbeläge aus dem Belagträger und lösen die kleine Torx-Schraube welche die Bremsscheibe auf der Radnabe fixiert. Nachdem alles aus dem Weg geschafft ist, schnappen wir uns erstmal eine Drahtbürste und säubern die Radnabe sowie den Belagträger. In unserem Fall war hier wirklich sehr viel Rost so das die neuen Beläge verdammt stramm sitzen. Um kein Risiko einer festsitzenden Bremse einzugehen, nehmen wir eine Feile zur Hand glätten die Anlagefläche oben und unten ein wenig. Viel braucht es dafür gar nicht. Hauptsache der Belag lässt sich mit der Hand seitlich bewegen.
Die neuen Bremsscheiben waschen wir vor der Montage gründlich mit Bremsenreiniger ab, da sie mit Rostschutzmittel für den Transport eingesprüht sind welches nicht auf die Bremsbeläge kommen darf. Anschließend mit der kleinen Torxschraube auf der Radnabe befestigen. Die Bremsbeläge schmieren wir vor der Montage an den Kontaktflächen dünn mit Keramikpaste ein, dann dürfen sie in ihren Halter. Bevor jetzt auch der neue Sattel an seinen Platz darf, entfernen wir die Führungsbolzen, putzen das alte Fett ab und schmieren sie ebenfalls neu ein. Aber nicht übertreiben. Wenn das Fett aus der Manschette rausquillt war es zu viel. Ein Tipp noch zur Sattelmontage; das Handbremsseil lässt sich leichter montieren wenn der Sattel noch nicht wieder auf den Bremsbelägen sitzt.
Nur nicht zu oft den Hebel bewegen da sich der Kolben bei jedem Hub ein bisschen weiter rausdreht und irgendwann nicht mehr über die Scheibe und Beläge passt. Dann müssen wir erst wieder mit dem Rückstellwerkzeug dabei gehen und ihn zurückdrehen. Sofern alles passt die Schrauben durch den Sattel in die Führungsbolzen drehen (30Nm). Anschließend den Bremsschlauch vom alten Sattel direkt an den neuen Umstecken, dabei bitte nicht die kleinen Kupferringe an der Schraube verlieren. Wir haben den Anschluss nochmal mit Bremsenreiniger abgewaschen und penibel darauf geachtet die Schraube nicht schief ins Gewinde zu drehen. Das wäre schadhaft.
Zum großen Finale müssen wir jetzt die Bremse entlüften. Idealerweise mit der Maschine, zur Not auch manuell mit dem Fuß. Einfach den durchsichtigen Schlauch auf den Entlüftungsnippel stecken und in einem Bogen in den Auffangbehälter führen. Jetzt so lange mit dem Fuß oder Gerät pumpen bis neue saubere und blasenfreie Bremsflüssigkeit durch den Schlauch kommt. Wenn alles passt die Entlüftungsschraube zu drehen und testen ob das Pedal einen festen Druckpunkt hat. Da wir beide Sättel gleichzeitig getauscht haben kann es durchaus sein dass das Pedal erst richtig fest wird wenn beide Seiten entlüftet wurden. Aber Achtung, zwischendurch immer wieder den Pegelstand im Ausgleichsbehälter kontrollieren und niemals unter Minimum fallen lassen.
Wenn die Hydraulik in Ordnung ist, müssen wir uns jetzt noch um die Handbremsmechanik kümmern. Die ist zum Glück deutlich einfacher. Lediglich so oft den Handbremshebel doch ziehen bis der Hebelweg sich verkürzt und man einen Widerstand beim hochziehen verspürt. Das wars schon gewesen. Jetzt noch die Räder montieren und zur Probefahrt aufbrechen. Die nächsten 200km sollten unnötige starke Bremsungen vermieden werden. Aber das kommt im Leben vom diesem Skoda ohnehin selten vor.
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