Das unser Jimny nicht das größte stärkste und schnellste Auto auf der Straße und im Gelände ist, wissen wir schon. Bei den meisten Situationen ist das auch gar nicht so tragisch, man muss sich nur damit arrangieren. Und die anderen Sachen kann man mit mehr oder weniger viel Aufwand verbessern. Nachdem wir schon einiges für die Traktion und Bodenfreiheit getan haben, muss jetzt aus aktuellem Anlass ein weiterer Schwachpunkt beseitigt werden; die Bremsanlage. Nicht nur weil die ziemlich schwache Bremsleistung von Anfang an in sämtlichen Vergleichstest moniert wurde, möchten wir hier ein bisschen was verbessern.
Sondern auch weil es in Verbindung mit immer größer und schwerer werdenden Geländereifen auf dem Weg zum Offroadpark das eine oder andere mal echt knapp geworden ist mit dem Bremsweg. Kaum auszumalen wenn man einen schweren Anhänger plus Gepäck im Auto und dann auch noch größere Reifen montiert hat. Da jetzt im November der nächste Bremsflüssigkeitwechsel ohnehin angestanden hätte und die Bremsbeläge der Vorderachse schon nahe an der Verschleißgrenze sind, nutzen wir die Chance einmal richtig tief in die Tasche zu greifen und damit hoffentlich das Fahrzeug ein gutes Stück sicherer zu machen. Dafür reichen neue Bremsscheiben und Beläge allerdings nicht aus.
Für mehr Bremsleistung brauchen wir entweder größere Bremsscheiben (mit entsprechend weiter aussen liegenden Bremssätteln um den effektiven Hebelarm der Bremse zu verbessern oder Bremssättel mit mehr bzw. größeren Bremskolben die eine größere Zuspannkraft bewirken welche wiederum eine größere Verzögerung ermöglicht. Alles natürlich unter der Vorraussetzung das unsere Reifen ausreichend Traktion haben und wir nicht schon jetzt bei einer Vollbremsung die ganze Zeit im ABS-Regelbreich liegen. Aus eigener Erfahrung können wir sagen das die Haftung der Reifen bei trockener Straße mehr als ausreichend ist und wir seltenst bei einer starken Bremsung einen Eingriff vom ABS haben.
Im Netz finden sich diverse Angebote für eine bessere Bremsanlage. Allerdings gibt es dabei drei potenzielle Probleme; passen die serienmäßigen 15 Zoll Felgen noch über die neue größere Bremsscheibe? Muss der Hauptbremszylinder evtl gegen ein größeres Exemplar getauscht werden damit die neuen Sättel überhaupt richtig funktionieren können und das wichtigste zum Schluss; wie sieht es mit der Legalität aus? Ein deratiger Umbau am Bremssystem ist defnitiv eintragungspflichtig. Von den mehr oder weniger immens hohen Kosten, besonders wenn alle Teile aus dem Ausland importiert werden müssen (auch die Verschleißteile!) wollen wir an dieser Stelle noch gar nicht reden.
Am besten wäre es eine Lösung zu finden die ohne irgendwelche zusätzlichen Umbauten am Fahrzeug auskommt, mit serienmäßigen (Suzuki) Ersatzteilen funktioniert und auch noch eintragbar ist. Da unser Jimny offensichtlich kein typisches Tuningauto ist, werden zumindest in Deutschland keine Umbauten angeboten. Das heißt wir müssen wohl oder übel Teile im Ausland bestellen. Unsere Wahl fällt auf das Komplettset von BigJimny.com entschieden. Das heißt neue Bremssättel (54mm statt 51mm Kolbendurchmesser), neue innenbelüftete Bremsscheiben (286mm statt 290mm Scheibendurchmesser) und passende Bremsbeläge. Da es sich um Teile vom amerikanisches Suzuki Vitara Pendant (Geo Tracker) sollen sie direkt an die Vorderachse und Bremsschläuche vom Jimny passen. Vermutlich schaffen wir auch nach dem Umbau nicht die Verzögerung eines echten Sportwagen, aber das müssen wir auch nicht unbedingt. Alles ist besser als jetzt.
Da die Teile aus dem EU-Ausland kommen müssen wir nicht nur länger als üblich warten sondern auch nochmal knapp 30€ Einfuhrzoll beim Paketboten bezahlen. Immerhin können wir die Bremsscheiben und Beläge ganz normal beim Teiledealer vor Ort bzw. im Onlineteilehandel bestellen wenn mal verschleißbedingter Ersatz erforderlich ist. Der Rest sollte hoffentlich trotz der häufigen Offroadausflüge möglichst lange halten. Damit es dabei auch noch ein bisschen schöner aussieht haben wir beschlossen die neuen bzw. überholten Bremssättel in feuerrot zu lackieren bevor sie ans Auto kommen. Objektiv macht das keinen Unterschied aber wenn wir schon in bessere Bremsen investieren möchten wir das der Umwelt auch zeigen.
Alles was wir tun müssen, ausser den passenden Farbton vom temperaturbeständigen Sprühlack zu kaufen, ist die neuen Teile mit Schleifpapier anzurauen und anschließend mit Silikonentferner abzuwaschen damit der Lack bestmöglich hält. In der Sprühdose wäre genug Lack um auch noch die Bremstrommeln an der Hinterachse mit zu machen, aber das sähe in unseren Augen einfach nicht gut aus. Zu sehr nach ATU-Tuning muss der Jimny am Ende dann doch nicht aussehen. Sobald die Farbe genügend Zeit zum trocknen hatte kann der eigentliche Umbau beginnen. Mit dem Jimny auf der Hebebühne schrauben wir erstmal die beiden Vorderräder ab.
Anschließend müssen auf jeder Seite zwei Schrauben vom Bremssattel zum Belagträger gelöst werden. Anschließend lösen wir einmal die Anschlusschraube vom Bremsschlauch, das geht jetzt deutlich leichter als wenn er schon in der Luft hängt. Nun den Sattel abnehmen und zur Seite legen, so das der Bremsschlauch nicht verdreht geknickt oder überstreckt wird. Die alten Bremsbeläge aus ihrer Führung nehmen und die beiden Schrauben vom Belagträger zum Achsschenkel entfernen. Bis auf die beiden großen Schrauben müssen wir nichts von diesen Originalteilen wiederverwenden.
Dafür das der Jimny erst knapp fünfeinhalb Jahre alt ist, hatten wir gut zu tun um die alten Bremsscheiben von der Radnabe zu trennen. Bloß gut das Suzuki jeweils zwei M8 Gewindelöcher in den Bremsscheiben vorgesehen hat so das wir die Scheibe mit zwei entsprechenden Schauben von der Radnabe abdrücken können. Tatsächlich war das auch schon das größte Hindernis beim Umbau. Zumindest wenn man davon absieht das die neuen Sättel ein bisschen anders gebaut sind so das wir beim montieren der Bremsschläuche und abschließenden Entlüften ein bisschen kreativ werden müssen.
In unserem Fall, mit den verlängerten Stahlflexbremsleitungen für die Trekfinder Höherlegung mussten wir einmal die Verschraubung zur starren Bremsleitung lösen, alles entspannen lassen und dann wieder neu anschließen. Und zum Entlüften der Schläuche und Sättel haben wir ein Entlüftungsgerät genutzt und zusätzlich die Sättel um 90° nach oben angewinkelt damit der Entlüftungsnippel wieder am höchsten Punkt des Sattel liegt. Nebenbei haben wir auch gleich kontrolliert ob die neuen Sättel irgendwie Platzprobleme in Verbindung mit den originalen oder den Dotz Felgen haben würden. Da alles gut aussieht können wir die Räder endgültig anstecken und den Jimny auf den Boden stellen. Bei der ersten Probefahrt machen wir noch keine starken Bremsungen damit die neuen Scheiben und Beläge sich langsam aufeinander einlaufen können.
Gefühlt haben wir kein wesentlich anderes Pedalgefühl. Unsere Sorge war ein verlängerter Pedalweg durch das größere Volumen im Sattel welches befüllt werden muss bevor er sich in Richtung Bremsscheibe bewegt. Ob der Bremsweg jetzt kürzer geworden ist, können wir noch nicht endgültig sagen, aber in ein paar Kilometern Testphase werden wir die ganze Sache mal wissenschaftlich betrachten. Durch die Innenbelüftung erwarten wir zumindest bei längeren und häufigen Bremsvorgängen weniger Temperaturprobleme. Dann klappt es im Anschluss hoffentlich auch mit der Eintragung. Wir werden berichten.
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