Montag, 14. Oktober 2024

Sierra Felgen Upgrade: ein bisschen mehr als bisher

 

Kleider machen Leute und Felgen machen Autos. Oder warum man sich neue Räder für sein Auto kauft wenn die alten eigentlich total in Ordnung waren. Die Antwort ist für Menschen die ihr Fahrzeug als reines pragmatisches Fortbewegungsmittel betrachtet vermutlich schwer zu verstehen; weil es so besser aussieht und uns Spaß macht. Und weil es gemessen an vielen anderen Optionen das Auto zu verändern immer noch eine der günstigeren und einfacheren Optionen ist. 


 

Das Auto um das es geht ist ein uns wohl bekannter, weinroter Ford Sierra von 1993. Abgesehen von nötigen Reparaturen an der Karosserie und Technik ist er in seiner jetzigen Ausbaustufe schon seit einigen Jahren unterwegs, jetzt kam der Wunsch nach Änderung auf. Aber bitte nicht zu extrem, schließlich gefällt die Optik mit den 17 Zoll Kreuzspeichenfelgen so wie sie ist schon sehr gut. Aber das bessere ist des guten Feind und ein bisschen breitere Felgen und Reifen würden bestimmt besser aussehen. Wie praktisch das seit einiger Zeit genau diese Felge auch in 8.5 Zoll breite (statt bisher 7.5) angeboten wird. Der Plan sieht jetzt so aus, das auf der Hinterachse die breiteren Felgen montiert werden sollen.

 

 

Auf dem Papier klingt ein Zoll oder 25,4mm gar nicht mal so viel. Aber wenn die alte und neue Felge nebeneinander stehen, sieht man doch ziemlich deutlich die unterschiedlich breiten Felgenbetten. Passend zu den neuen Felgen müssen natürlich auch neue Reifen her. Ebenfalls ein bisschen breiter; statt 205/40R17 jetzt 215/35R17 (die -2,3% Umfangsdifferenz stören nicht da der Wagen kein ABS hat). Der Platz im Radhaus ist nicht grenzenlos, darum müssen wir kleine Brötchen backen und versuchen so wenig wie möglich in die breite zu gehen. 



Das wir uns die ganze Arbeit sparen könnten wenn wir einfach bei den alten 7.5 Zoll Felgen bleiben würden ist uns klar. Aber dennoch müssen wir uns das Leben nicht unnötig schwer machen. Die selben Maßstäbe würden auch gelten wenn wir auf einen komplett anderen Radsatz umsteigen würden. Sollten die Reifen/Felge im Radhaus innen oder außen doch zu wenig Platz haben, können wir noch versuchen mit der Einpresstiefe zu spielen um hier oder dort ein paar Millimeter zu gewinnen. In unserem Szenario haben beide Felgen die selbe Einpresstiefe, das heißt es ändert sich auf der Innen- und Außenseite alles im gleichen Maß. Weil bei diesem Sierra bisher auch noch 15mm Distanzscheiben montiert waren, können wir hier in beide Richtungen arbeiten.

 


Im Zweifelsfall wird alles so zusammengebaut wie es ankommt und dann schauen wir mal ob auf der Innenseite genug Platz ist oder eine dickere Distanzscheibe erforderlich ist. Anschließend schauen wir an der Radlaufkante ob hier auch nichts schleift. Sollte es nicht passen, muss die Radlaufkante schmaler geschnitten oder umgelegt werden. Und dann gäbe es da ja noch das Thema der Radabdeckung; die Lauffläche muss ausreichend vom Kotflügel oder der Stoßstange abgedeckt sein damit der nachfolgende Verkehr nicht mit Wasser und Dreck beschmissen wird. Dafür gäbe es mehr oder weniger elegante Lösungen in Form von Kotflügelverbreiterungen oder Schmutzfängern.

 


Eine gefühlte halbe Ewigkeit nachdem die Felgen und Reifen bestellt wurden, kommt endlich alles bei uns an. Jetzt müssen wir nur einen Termin bei der Werkstatt des Vertrauens bekommen damit alles zusammengebaut und ausgewuchtet werden kann. Wir schwitzen nicht nur weil es so heute so warm ist sondern weil ein schmaler Reifen sich nicht kampflos auf eine relativ breite Felge montieren lässt. Mit einem fähigen Monteur und einer modernen Maschine, lässt sich das Gummi dann doch noch sauber aufziehen. Jetzt aber ab nach Hause und die Räder auf dem Sierra anprobieren. 

 


Die Distanzscheiben lassen wir erstmal genau so wie mit den bisherigen 7,5J Felgen. Im normalen Fahrniveau sieht das alles schonmal verdammt gut aus. Aber was ist wenn der Wagen mal schwer beladen ist oder mit schwung durch eine Senke fährt? Um das zu simulieren, heben wir den Ford auf der Hebebühne hoch und stellen diagonal eine alte Felge unter die Räder. Jetzt können wir das Auto langsam absenken und schauen ob die Karosserie dem Reifen zu nahe kommt wenn das Fahrwerk bis zum Anschlag eingefedert ist. Weiter als bis auf den Anschlagpuffer kann das Rad nicht einfedern, aber bis zu diesem Punkt müssen wir erstmal kommen.

 


Dank dem üblicherweise im Kofferraum befindlichen Gepäck, hat der Sierra ausreichend Gewicht im Rücken um durch diesen Verschränkungstest bis zum Anschlag einzufedern. An der engsten Stelle haben wir jetzt nur ein oder zwei Millimeter Luft - das ist definitv zu wenig. Im echten Fahrbetrieb ist so viel Bewegung in der Achsaufhängung das dieser Freiraum verschwindet. Besser wäre wenigstens ein Zentimeter Platz. Das können wir über drei Wege erreichen; dünnere Spurplatten, Federwegbegrenzer oder Radläufe bördeln und ziehen. Ersteres wollen wir nur ungern machen weil es optisch einfach nicht so gut aussieht und mindestens zwei neue Distanzscheiben gekauft werden müssten.

 


Ein paar Federwegbegrenzer auf den Stoßdämpfer zu stecken würde für den Test dafür sorgen dass der Reifen nicht so weit in Richtung Karosserie einfedert, aber im Alltag verlieren wir dadurch mehr oder weniger viel Federweg. In Verbindung mit der Tieferlegung bleibt dann vom ohnehin spärlichen Fahrkomfort auf schlechten Wegstrecken nichts mehr übrig und der Ford hoppelt wie ein Gokart über die Straße. Darum bleibt uns nur eine Wahl; Bördelcollie ausleihen und den Radlauf innen umbiegen und die Karoserie nach aussen wegdrücken. Da an manchen Stellen das Blech doch ziemlich dick und widerspenstig ist, brauchen wir viel Geduld und Kraft in den Armen. An besonders schweren Stellen greifen wir zu einem Trick und drücken die Achse mit samt dem Bördelgerät durch einen Wagenheber nach oben. 

 


So bekommt der Radlauf einen ersten Start-Knick von dem aus wir uns in beide Richtungen vorarbeiten kommen können bis der gesamte Bereich vom hinteren Stoßfänger bis zur oberen Kante der Zierleiste ein gutes Stück umgebogen ist. Im Zweifelsfall sollte man sich für diese Arbeit viel Zeit lassen und versuchen den Lack mit einem Fön aufzuwärmen damit er nicht gleich einreißt sondern sich mitverformt. Sollte der Lack dennoch kaputt gehen, müssen wir sofort mit einem Lacktift ausbessern damit hier nichts anfängt zu rosten. Abgesehen davon sind wir heute fertig mit bördeln und können die Räder wieder aufstecken um unseren Test zu wiederholen. Jetzt passt überall mindestens der kleine Finger dazwischen.

 


Als vorletzter Schritt müssen wir mit dem umgebauten Sierra noch beim TÜV vorstellig werden um den Umbau begutachten zu lassen. Da wir unsere Hausaufgaben in Theorie und Praxis gründlich erledigt haben, gibt es hier wie gehofft keine wirklichen Probleme und die gewünschte Einzelabnahme. Damit fahren wir demnächst mal zur Zulassungsstelle um alles in den Fahrzeugschein übertragen zu lassen - dann kann uns bei der nächsten Verkehrskontrolle nichts mehr passieren. Bleiben wir mal gespannt ob damit wirklich das Ende der Umbauten am roten Sierra erreicht ist oder nicht.

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