Stellen wir uns folgende Situation vor: Ein Auto bleibt liegen. Der Motor ist aus und keines der Systeme funktioniert. Im Wagen sitzen zwei Personen. Draußen herrscht nicht gerade das angenehmste Wetter, die Stelle des Liegenbleibens ist äußerst ungünstig mitten auf der Straße gelegen und das Fahrzeug muss mehrere Meter bewegt werden, auch wenn gerade an dieser Stelle und zu dieser Zeit wenig los ist. Nun stellt sich folgende Frage: Wer lenkt und wer schiebt? Würden Sie sich lieber in das Auto setzen und lenken oder am Kofferraum stehen und dem Auto Beine machen?
Eine vermeindlich einfache Frage. Klischeehaft würde die schwachere Person das Lenkrad bedienen, während der mit Muskelkraft überlegene mit kräftigen Schritten und an der Kofferraumhaube lehnend das Auto vorwärts schiebt. Nach dem was ich heute erlebt habe, würde ich diese Entscheidung jedoch überdenken. Lenken ohne vorgesehene Unterstüzung ist doch schwerer als man denkt.
Souverän und Zuverlässig trägt unser Siebener uns dorthin wohin wir wollen. Auch heute für den üblichen Wocheneinkauf zum nahegelegenen Supermarkt. An das Spiel in der Lenkung hat man sich im Laufe der Jahre gewöhnt. Der Parkplatz war schon in Sichtweite als plötzlich der Fahrer verdutzt ein angedeutetes Fäkalwort in die Fahrgastzelle warf. Schlagartig hatte sich die Servolenkung verabschiedet. Die vom Fahrer aufzuwendenen 37 Nm erschwerten sich auf 120 Nm. Was kann der Grund sein? Leck im Ölvorratsbehälter? Nein! Der Pegel ist noch ausreichend. Die Sicherung im Sicherungskasten ist auch noch heile und auch eine auf Verdacht getauschte Sicherung brachte keine Besserung. Bleiben als Option noch die Servopumpe und das Steuergerät übrig.
Dem Siebenerforum und seiner Community sei Dank (www.7-forum.com) dass wir hier auf die nähere Eingrenzung des Problem gestoßen sind. Mit einer kleinen Überbrückung kann man testen, ob das Steuergerät defekt ist. Das Steuergerät für die Servotronic (geschwindigkeitsangepasste Lenkunterstüzung) befindet sich im Fußraum des Fahrers genau hinter dem Lautsprecher. Hier befinden sich zwei Stecker. Zum einen der Eingang, als auch der Ausgang. Wenn man diese beiden Kabel vom Steuergerät entfernt und beide zusammenschließt und somit überbrückt, müsste die Servorlenkung zu jeder Zeit voll funktionieren, wäre nicht mehr an die Geschwindigkeit angepasst und ist somit ein eindeutiges Zeichen dafür, dass das Steuergerät defekt ist. Andersfalls bliebe nur die Pumpe als Defekt.
Nachdem sich die Lautsprecher- und Fußraumverkleidung doch recht sperrig in den Weg gestellt haben, war es mehr oder wenig einfach an das Steuergerät zu gelangen. Etwas versteckt saß es nicht ganz genau hinter dem Lautsprecher und der dort eingelassenen Ausbuchtung, sondern ein Stückchen weiter oben, bereits hinter dem Blech. Mit einigen Lichtblicken und einem verrenkten Kopf konnte man das Steuergerät doch gleich erblicken. Schnell noch zwei Schrauben gelöst und schon ließ das Gestell auf dem das Steuergerät mitsamt Relais befestigt war, lösen. Bei den zwei Kabeln gestaltete sich das jedoch nicht so einfach. Die stark verkeilten Stecker waren nach 21 Jahren der Unzertrennlichkeit nur mit äußerster Überredungskunst davon zu überzeugen, dass das Steuergerät vielleicht defekt sein könnte und dass es zum Allgemeinwohl besser wäre von alten Lasten loszulassen. Irgendwann klappte das auch. Schnell haben wir die Stecker verbunden und provisorisch den Fußraum leergräumt.
Im Leerlauf haben wir dann den Test gemacht: Mühelos lässt sich nun wieder das Lenkrad und damit verbunden die Räder bewegen. Das Steuergerät der Servotronic drosselt die Lenkkraft nun nicht mehr und kontinuierlich steht, egal bei welcher Geschwindigkeit, die uneingeschränkte Kraft der lenkhilfe zu Verfügung. Ergo: Das Steuergerät ist kaputt. Vorerst haben wir die Überbrückung so gelassen. Bei Geschwindigkeiten ab 80 Kilometern pro Stunde und auf der Autobahn ist dies natürlich unvorteilhaft und führt nicht an dem Weg vorbei hier ein neues Steuergerät einzubauen.
Dies gestaltet sich aber nach bisherigem Kenntnisstand recht schwer. Unser Servotronic Steuermodul trägt eine blaue Hülle und die BMW Teilenummer 1134 315 mit der Identnummer 7038 900 143. Nach Recherchearbeiten und Auskünften zu Folge ist dieses Steuermodul noch eines der "ersten Baujahre" der E32 Siebenerreihe und nicht mehr lieferbar. Unbestätigten Gerüchten entsprechend, muss beim Einbau eines Nachfolgesteuermoduls ein Adapter miteingebaut werden. Ob aber beides zu bekommen ist, ist zu meinem jetzigen Kenntnisstand fragwüdig. Bleibt nur zu hoffen, dass in absehbarer Zeit hier ein neues Servotronicmodul aufzutreiben ist.
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