Sonntag, 29. Mai 2011

Schönheits-OP am Omega

"Die Zeit heilt nicht alle Wunden, sie lässt uns nur den Schmerz vergessen"


Nachdem ich nun schon fast 5 Monate mit dem Loch in der Stoßstange und der Delle im Kotflügel durch die Gegend gefahren bin, hatte ich mich schon fast daran gewöhnt. Aber natürlich kann es nicht so bleiben. Aber wie ist es überhaupt dazu gekommen? Ganz einfach: Winterliche Straße + Kurve + Heckantrieb = Kaltverformung. Glücklicherweise ist nichts schlimmeres passiert. (Als ob das nicht schon schlimm genug wäre!)



Aber die Schäden am Auto müssen trotzdem behoben werden. Wie sieht das denn sonst aus? Also ab in die Vertragswerkstatt und dem Meister den Blankoscheck rübergeschoben, und "einmal alles Fertig machen". Aber das wäre dann etwas teuer geworden. Die Stoßstange und der Kotflügel hätten ersetzt und die Motorhaube mindestens neu lackiert werden müssen. Doch es geht auch billiger. Man kann die Teile vom Schrottplatz holen und selbst einbauen. Genau das hatten wir auch vor. Jedoch stellte sich alsbald das Problem, die passenden Teile für mein Auto zu finden.



 Eigentlich sollte man doch erwarten das für ein Massenprodukt wie den Omega im allgemeinen und einen Opel im besonderen auf jedem Schrottplatz haufenweise passende Teile zu finden sein sollten. Doch dem ist leider nicht (mehr) so. Entweder wurden die Omegas alle nach Afrika verschifft oder durch die Abwrackprämie in Zeitraffer entsorgt, aber egal aus welchem Grund für Omegas und besonders für die letzte Version ab 2000 findet man selbst auf überregional bekannten Schrottplätzen und Autorecyclinghöfen keine spezifischen Karosserieteile. Glücklicherweise sind wenigstens die Motoren auch in anderen Baureihen verwendet worden, so das es für diese noch ausreichend Teilenachschub gibt.


Selbst das Internet war in diesem Fall lange keine Hilfe, wenn Kotflügel angeboten wurden hatten sie die falsche Farbe und wenn endlich mal eine Stoßstange inseriert wurde, dann ausschließlich für das Vorfaceliftmodel. Doch die Geduld zahlte sich schließlich aus und wir konnten für nur 50€ einen passenden Kotflügel ergattern. Nun hing alles an der Stoßstange, zwischenzeitlich zogen wir sogar eine ganz neue Stoßstange in betracht, jedoch wäre die Lackierung schon bei weitem über dem Budget gewesen.




Also griffen wir zu Plan C wie Chirugie! Wir besorgten uns von einem weiteren verunfallten Omega (laut dem Teilehändler geht bei Unfällen mit Omegas IMMER die Stoßstange kaputt, selbst bei einem Heckaufprall), eine kaputte Stoßstange und schnitten die Ecke herraus die an unserer Stoßstange kaputt war. So konnten wir zwei halbe Stoßstange zusammenflicken um am Ende hoffentlich wieder eine ganze zu haben.




Um zwei Kunststoffteile miteinander zu verbinden gibt es mehrere möglichkeiten, das Kunststoffschweißen, bei dem die Teile soweit erhitzt werden das ein Stück flüssiger Kunststoff sich mit beiden Hälften verbindet und genauso stabil wird wie das urpsprüngliche Bauteil.
Jedoch verfügen wir nicht über das nötige Werkzeug, daher schied diese Methode für uns aus.





Die zweite Variante ist das Kleben, mit einem speziellen ZweiKomponenten-Kleber werden die Teile dauerhaft und fest miteinander verbunden. Im Internet kann man leicht Kunststoff-Reperatursets erwerben mit denen sich beispielsweise die Verkleidung von Motorrädern oder Risse in Stoßstange kleben lassen. Allerdings waren wir unsicher ob diese Klebestelle die Belastungen aushalten würde ohne nach einer Woche wieder aufzubrechen. Schließlich wird genau an dieser Ecke der Stoßstange auch der Innenkotflügel befästigt welcher im Winter voller Eis sitzt und bei unachtsamen Einparkmanövern könnte immer jemand gegen das Auto fahren und dann sollte die Stoßstange zumindest etwas Widerstand haben. Daher beschlossen wir auf Nummer sicher zu gehen und zusätzlich noch Aluminium-Blechstreifen von innen hinter die Klebestelle zu schrauben um die nötige Stabilität zu erzielen. Auch wenn dies bedeutet das man am Ende die Schraubenköpfe sieht. Aber das ist immer noch besse als wenn die Stoßstange erneut reißt.




Doch bevor wir irgendetwas an den Schäden machen konnten, mussten wir die nötigen Sachen kaufen. Der Klebstoff kam im Paket von LiquiMoly und kostete rund 40€. Dazu noch Farbe, Klarlack, Kunststoffhaftvermittler, Spachtel, Schleifpapier, Aluminium und Schrauben. Alles in allem runde 100€ für das Material und ein Tag Arbeit.




Der erste Schritt war die Demontage der vorderen Stoßstange vom Omega. Auch ohne Werkstatthandbuch lässt sich dies leicht bewerkstelligen, man muss nur die Schrauben in den Radläufen, die Plastikclipse über und unter dem Nummernschild sowie die Blenden unter den Scheinwerfern entfernen und schon kann die ganze Front mit etwas vorsicht abgenommen werden. Dabei sollte man bloß nicht vergessen die Kabel der Nebelscheinwerfer abzustöpseln, denn so lange sind die Kabel dann doch nicht.




Als nächstes musste der rechte Kotflügel demontiert werden. Die vier Schrauben oben und die vier Schrauben um den Frontscheinwerfer sind leicht zu finden. Schwierig wird es die Schrauben unter der Schwellerverkleidung und im Türfalz zu lösen. Zum Glück kann die Schwellerverkleidung leicht ausgeclipst werden, doch die zwei Schrauben am Türscharnier sind eine Strafe für jeden Schrauber. Die obere Schraube lässt sich nur mit einem Schlüssel lösen, da ein Stopfen den direkten Zugriff verhindert und die untere Schraube wurde vom Radkasten aus installiert und ist praktisch unerreichbar. Wir haben uns dann geholfen indem wir den alten Kotflügel leicht nach aussen gebogen haben und so die Schraube doch noch erreichen konnten.




Wir können nur spekulieren was sich Adam Opel damals gedacht haben mag als sie dies Blechmutter so arrangierten. Aber wir haben sie einfach auf die andere Seite gesteckt und können nun den Kotflügel bequem(er) vom Türfalz aus erreichen. Als letztes muss man nun nurnoch den Seitenblinker abstöpseln, dann kann der Kotflügel abgenommen werden.




Da wir wie erwähnt schon einen Ersatz für den alten Kotflügel hatten, mussten wir diesen nur an Stelle des alten anbauen und schon war dieser Schaden behoben. Also weiter zur nächsten Baustelle!




Zunächst schnitten wir mit einem Dremel sauber die die beschädigte Stelle ab, so dass wir das neue Stück passgenau einsetzen konnten. Bis alles richtig saß mussten wir viele male probieren und weiter schleifen. Doch am Ende passte alles richtig zusammen. Dann bohrten wir mehrere Löcher in den Flicken und verschraubten kleine Blechstreifen. Natürlich müssen wir jetzt noch die Nahtstelle verkleben. Dazu muss die Schadstelle großflächig mit dem Reiniger abgewaschen werden und dann mit einer Kartuschenpresse der Klebstoff auf die Nahtstelle gebracht werden. Zuvor sollen noch Kunststoffnetzte von innen auf die Stoßstange geklebt werden in denen sich der Klebstoff festhalten kann.




Nachdem wir von beiden Seiten ordentlich Kleber aufetragen hatten, mussten wir ein paar Minuten warten bis alles getrocknet war. Dann konnten wir anfangen alles abzuschleifen und mit einem Dremel die Sicke in die Stoßstange bringen, welche wir zuvor zugeklebt hatten. Leider konnten wir den Kleber nicht komplett runter schleifen, da ihm dann die Stabilität gefehlt hätte.




Eigentlich müsste man nun die Klebenaht mit Feinspachtel überdecken und nochmals glatt schleifen um auch die letzten Riefen und Dellen zu entfernen. Aus mehreren Gründen haben wir uns entschlossen vorerst darauf zu verzichten. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben!




Da wir wie gesagt das Spachteln übersprungen haben gehts gleich mit dem Lackieren weiter. Um Lack auf Kunststoff haltbar aufzubringen, muss diese zuvor mit einem speziellen Haftvermittler besprüht werden. Sollte man dies vergessen, kann es vorkommen das der Lack nach einiger Zeit wieder abblättert. Dann kann gleich die Farbe und der Klarlack aufgesprüht werden. Beides in zwei Schichten und mit genügend Zeit zum trocknen!




Abschließend mussten wir noch die überstehenden Schrauben kürzen und die Halterungen der Stoßstange unterhalb der Scheinwerfer etwas modifizieren so dass die breiten Alustreifen noch Platz fanden. Damit war unsere Arbeit getan und der Omega kann fürs erste wieder auf die Straßen entlassen werden. Wir hoffen allerdings noch in diesem Jahr die Gelegenheit zu finden die Stoßstange abschließend zu spachteln und neu zu lackieren. Denn so sieht man die Klebestelle doch zu deutlich und das kann und darf nicht so bleiben.


3 Kommentare:

  1. Interessanter Beitrag :)
    Wie lange hat die OP gedauert? Ich hab einen neuen Kotflügel hier bestellt und war verwundert das die Spaltmasse perfekt passten.

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    1. Es war auch ein interessanter Versuch, der tatsächlich funktioniert.
      Die OP von der Demontage bis zum Zusammenbau inklusive kleben und Lackieren hat einen ganzen Tag gedauert. Wobei der reine Tausch von Kotflügel und Stoßfänger sicherlich in zwei Stunden schaffbar ist. Wenn die Qualität der Nachbauteile stimmt, darf man auf perfekte Spaltmaße hoffen. Da ich mir die Arbeit und Kosten einer Neulackierung sparen wollte, ist ein gebrauchtes Originalteil im passenden Farbton unterm Strick die beste Lösung gewesen.
      Comickus.

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  2. Ich habe auch dieses Auto aber habe ein Problem und hoffe sie können mir helfen.
    Gestern nachmittag ist mir ein anderer Autofahrer rein gefahren und mein vorderer Kotflügel ist komplett kaputt.
    Wissen sie eine Internet Seite wo man gut und preiswert Kotflügel bestellen kann?
    Es wäre echt nett wenn sie mir helfen könnten!
    Danke!

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