Freitag, 7. Oktober 2011

Spritsparen bei Opel - (Tank)Klappe die zweite

Versetzen wir uns zunächst gedanklich zurück in das Jahr 1988. Im Jahresdurchschnitt zahlte man für den Liter Normalbenzin damals 91 Pfennig, was, dem Wechselkurs nach, etwa 46 Eurocent entspricht. In diesem Jahr erblickte ein neues Mittelklassefabrikat aus Rüsselsheim das Licht der Welt, der Opel Vectra A. Ein Auto, dass auch heute noch unser Straßenbild prägt. In Punkto Sicherheit hat Opel viel investiert um das Auto den gestiegenen Bedürfnissen und Wünschen gerecht zu werden und konkurenzfähig zu bleiben. Somit stattete Opel das neue Mittelklassefabrikat während der gesamten Bauzeit immer weiter aus. Auch motorentechnisch wollte Opel mithalten. Bei der größeren Modellpflege um 1992 führte Opel u.a. auch den schadstoffärmeren Motor X16SZ ein, der in unserem Schlagzeilenkäfer-Vectra zu finden ist.

Der 71 PS-"starke" X16SZ-Motor aus dem Hause Opel


Es handelt sich hierbei um den bereits seit 1988 verbauten C16NZ-Motor, der von 75PS auf 71 PS "gedrosselt" wurde und mit seiner Zentraleinsrpitzung und dem Abgasrückführsysem eine höhere Einstufung der Schadstoffklasse erreichen konnte und heute nach D3 besteuert wird.  Es ist mit seinen 1,6 Liter Hubraum zwar nicht der kleinste Motor der Baureihe, jedoch eindeutig der "leistungsreduzierteste" (Um an dieser Stelle das Wort "untermotorisiert" zu vermeiden). Der kleinste Motor war übrigens der 75PS-starke Vergasermotor 14NV mit 1,4 Liter Hubraum. Ein Blick lässt erkennen, wie wie weit die Spanne der Opelmotoren reicht. Aber verbrauchen alte Autos zwangsläufig viel Sprit?

Als ich neulich unterwegs war, traf ich jemanden am Straßenrand, der auch von seinen Vectraerfahrungen sprechen konnte. Er habe mal als Pizzakurier seine Einnahmequellen aufgebessert und dort auch einen Vectra A gefahren. Das Auto sei eindeutig nicht das Gelbe vom Ei aber auch nicht zu unterschätzen. Besonders was den Spritverbrauch beträfe könnte er bei den großen Autos der Oberklasse mithalten. Der Vectra sei ein Schluckspecht. Dies hat mich doch veranslasst, den Spritverbrauch mal genauer unter die Lupe zu nehmen und ein Tankprotokoll zu führen.

Mittlerweile reicht mein Tankprotokoll ein Jahr zurück, bis September 2010. In dieser Zeit habe ich viele Spritpreise dokumentiert und einige Beobachtungen gemacht, die altbekannt sind, ich nun aber trotzdem etwas erläutern werde: 

Beobachtung 1:
Sicherlich keine neue Erkenntnis, aber dennoch bemerkbar: Mit Winterreifen verbraucht der Vectra im Durchschnitt genau einen ganzen Liter mehr Sprit auf Einhundert Kilometern. Dies lässt sich durch die andere Zusammensetzung des Winterreifengummis erklären. Damit dieser auch im Winter noch einen Kontakt zum Boden aufweisen kann, muss er weicher sein um sich besser anschmiegen zu können. Dadurch "klebt" er mehr auf dem Boden, weswegen der Motor mehr Kraft aufbringen muss um von der Stelle zu kommen. 

Beobachtung 2:
Ebenfalls keine neue Erkenntnis: Bleifußfahrten werden ebenfalls im Verbrauch deutlich. Stadtfahrten ziehen den meisten Sprit und Autobahn- bzw. Überlandfahrten belohnen das Autofahrerportemonnaie. In der Gegenüberstellung von Stadt- und Landfahrten, verbrauchte der Vectra bei konstanten Geschwindigkeitsfahrten rund einen Liter weniger als im Städtefahrt-Drittelmix-Durchschnitt.

Doch welche Verbräuche habe ich nun erzielt? Über das gesamte Jahr betrachtet, habe ich sowohl mit Autobahn- und Stadtverkehr und Sommer wie Winter einen durchschnittlichen Superbenzinverbrauch von 6,5 Litern auf 100 Kilometer. Die Werte für Sommer- und Winterreifen sehen wie folgt aus: 

Im Winter: 
7,5 Liter auf 100 Kilometer

Im Sommer: 
6,2 Liter auf 100 Kilometer

Jahreszeitendifferenz: 
1,3 Liter auf 100 Kilometer

Bester Reinautobahnverbrauch: 
5,2 Liter auf 100 Kilometer (Tempo 120 - 130)


Bleibt nun die Frage zu klären, ob 6,5 Liter auf 100 Kilometer in der Jahresstatistik für ein Mittelklassefahrzeug aus dem Jahre 1994, welches rund eine Tonne an Gewicht auf die Waage schleift und 71 PS Leistung hervorbringt, ein zu hoher oder doch ein adäquater und angemessener Verbrauch ist. Wie will man dies objektiv beurteilen? Eine sehr gute Frage, die es gilt beantwortet zu werden. 

Opel baute den Motor in der Zeit zwischen 1992 und 1996. Wenn man bedenkt, dass bei BMW in den 1990er Jahren teilweise noch Motoren eingesetzet wurden, die bereits in den 1960er Jahren entwickelt wurden, so ist die Zeitspanne sehr gering. Darf man dem Wikipedia-Artikel Glauben schenken, so stellte Opel die Produktion dieses Motors ein,

"aufgrund erhöhter Anforderungen an die Abgasnormen, die mit der Zentraleinspritzung nicht mehr zu bewältigen war." 

Im Umkehrschluss würde es bedeuten, dass die Zentraleinsrpitzung heute also nicht mehr zeitgemäß ist und daher im Vergleich mit der bis heute stattgefundenen Entwicklung in der Automobilbranche der letzten 17 Jahre also nicht mithalten kann. Dies wird auch deutlich, wenn man sich den Opel Corsa D betrachtet. Er kann was Gewicht und Leistung betrifft, ungefähr mit dem Vectra A verglichen werden. Der Corsa erreicht mit dem 1.2 TwinportEcoFlex Motor 70 PS Leistung und wiegt ebenfalls eine sehr gute Tonne. Der Normverbrauch nach der EG-Richtlinien beläuft sich in diesem Fall auf 5,2 Liter Superbenzin auf 100 Kilometern. Da diese jedoch selten mit der Realität übereinstimmen, kontrolliere wir nochmal bei der Community Spritmonitor.de 

Hier geben die User ihren realen Spritverbrauch an und erstellen somit eine Statistik. Natürlich schwanken die Ergebnisse in deinem gewissen Rahmen hin und her, da die Fahrweise der Fahrer wie schon gesagt ebenfalls das Ergebnis beeinflussen. Der Opel Vectra A mit 71 PS hat in diesem Fall bei einem scheinbar zuverlässigen User (122 Betankungen) ebenfalls einen durchschnittlichen Verbrauch von 6,5 Liter auf 100 Kilometern (http://www.spritmonitor.de/de/detailansicht/105243.html). Aber wie sieht es mit dem Corsa D aus? Hier pendeln sich die Durchschnittswerte bei knapp unter 6 Litern ein (http://www.spritmonitor.de/de/detailansicht/451071.html). Spritspartechnisch scheint sich in den letzten Jahren also durchaus etwas getan zu haben. 

Da wir in diesem Vergleich allerdings einen Anachronismus begangen haben, suchen wir jetzt ein Auto, welches ebenfalls in die Zeit um 1992 liegt (Der Zeitpunkt der Modellpflege und Einführung des X16SZ-Motors). Der Passat aus dem Hause VW wäre ein vergleichbares Fabrikat, jedoch in Punkto Gewicht nicht mit dem Vectra vergleichbar. Daher ziehe ich für meinen verlgeich den Golf III heran, der in etwa gleichschwer wie der Vectra ist. Im Vergleich bleibt nur der 75 PS-Motor, der von 1992 bis 1994 verbaut wurde. Auf Spritmonitor findet sich ein durchschnittlicher Spritverbrauch von 7,6 Litern auf 100 Kilometern.

(Der Golf ist in diesem Fall ein schlechter Vergleichspartner, da insgesamt 3 verschiedene 75 PS-Motoren verbaut wurden und ein Vergleich der Verbrauchswerte eine Ungenauigkeit mit sich bringt.)

Dieser Verbrauch liegt in etwa einen ganzen Liter höher als im Vergleich zum Vectra. Sicherlich kann man auch hier wieder von den relativierten Fahrweise der Fahrer ausgehen, dennoch liegt der Verbrauch durchschnittlich höher. Dafür muss man auch betrachten, dass der VW-Motor 5 PS Mehrleistung hat und im Drehmomentvergleich ähnlich aufgestellt ist wie der Vectra. Im Grunde können wir also festhalten, dass der X16SZ-Motor im Vectra in pucto Spritverbrauch damals gut aufgestellt war und die "Kontrahenten" sich wohl ebenfalls im gleichen Verbrauchssegment bewegen. Auch im heutigen Vergleich kann sich der Vectra mit seinem Verbrauch von 6,5 Litern Superbenzin auf 100 Kilometern gut sehen lassen.

Dies scheint der Vectra wohl seiner geringen Fahrleistung und seinem guten Pflegezustand abzuverlangen. Ein gut eingestellter Motor verbrennt auch dementsprechend genau und verbraucht auch weniger Benzin. Aber das, ist wieder ein anderes Kapitel in der automobilen Technikkunde . . .

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