Montag, 10. Oktober 2011

Gespanne und Kuppeleien III

Nachdem im letzten Artikel so mit neuen Begrifflichkeiten geworfen wurde, hier wieder etwas Licht im Dunkel der Anhängerrei. Woran unterscheiden sich gebremste und ungebremste Anhänger?  Fahre ich besser mit Einzel- oder Tandemachse. Warum muss mein Anhänger geferdert aber nicht gedämpft sein? Kann ich auch Anhänger mit mehr als zwei Achsen ziehen? Und ganz wichtig: Welcher Anhänger ist der richtige für meine Ladung?

typischer Baumarktanhänger bis 750kg

Fangen wir mit den Bremsen an. Der einfachste mögliche Anhänger hat keine Bremsen, er schiebt mit seinem Gewicht das Zugfahrzeug und muss allein mit dessen Bremsen verlangsamt werden, gerade bei leichten Anhängern ist dies eine praktische Lösung. Doch ab einem bestimmten Gewicht müssen Anhänger zwingend eine eigene Bremse haben. In der Regel wird bei Anhängern bis 750kg aus Kostengründen darauf verzichtet, da jedoch kein PKW mehr als dieses Gewicht in ungebremster Form ziehen darf, ergibt sich daraus die Notwendigkeit für alle schwereren Anhänger. Sonst kann man die Kapazitäten des Fahrwerks garnicht legal ausnutzen.

mechanische Auflaufbremse an einem Tandemanhänger

Die Anhängerbremse funktioniert je nach Bauform unterschiedlich. Die einfachste und häufigste Variante ist die Auflaufbremse. Dabei wird der Druck, mit dem die Kupplung des Anhängers auf das Auto aufläuft, über Hebel und Seilzüge umgelenkt und somit die Bremstrommeln (Scheibenbremsen gibt es nur bei "highend" Anhängern) an den Rädern betätigt. So wird je nach dem wie stark das Auto bremst und der Anhänger aufläuft auch die Anhängerbremse betätigt. So kann ein gebremster 1000kg Anhänger bei gleichem Zugfahrzeug eher zum stehen kommen als ein ungebremster 500kg Anhänger. In jedem Fall wird die Bremsanlage des Zugfahrzeugs weniger belastet.

hydraulische Trommelbremse und Schwingungsdämpfer

Andere Versionen arbeiten mit Hydraulikzylindern und Schläuchen die den Druck von der Kupplung zum Rad übertragen. Gerade bei Bootstrailern ist diese Lösung unumgänglich da die Hebelage nach der Wasserung leicht festrosten könnte. Zudem hat sie den Vorteil das die Kupplung verstellbar ausgeführt werden kann, dadurch können verschiedene Zugfahrzeuge den Anhänger benutzen. Bestes Beispiel sind Getränkebudenanhänger die sich sowohl von großen Lastwagen als auch von Transportern und PKWs ziehen lassen müssen.

Pferdeanhänger mit Tandemachse und Dämpfer

Achsen und Federung: Der einfachste mögliche Anhänger hat eine einzelne Gummifeder-Achse. Bei dieser sind die Räder über Hebel mit einem Vierkantrohr verbunden das sich in einem größeren Vierkantrohr befindet. Das kleinere Rohr ist um 45° verdreht, der Zwischenraum wir mit Gummi gefüllt. Wenn das Rad einfedert verdreht sich das innere Rohr gegen das äußere und drückt das Gummi zusammen. Je weiter das Gummi komprimiert wird desto fester wird es. Ein voller Anhänger federt daher sehr straff, was von Vorteil ist um ihn stabil auf der Straße zu halten. Jedoch neigt der Anhänger bei geringer Zuladung und entspannter Feder auf unebenem Untergrund zum springen. Eine Stufe besser als gebremste (oder ungebremste) Anhänger mit Gummifeder sind Anhänger mit (beliebiger) Federung und zusätzlichen Schwingungsdämpfern (fälschlicherweise auch "Stoßdämpfer" genannt). Diese sollen wie auch beim Zugfahrzeug die Bewegungen der Federung verringern und den Anhänger nach einem Schlagloch schnell wieder beruhigen und sicher spuren lassen.

Bis zu einem Anhängergesamtgewicht von 1500kg ist die Kombination von einzelner gebremster und gefederter Achse mit Stoßdämpfern effektiv und legal. Jedoch wir bei höheren Gewichten in der Regel ein Tandemachsanhänger verwendet. dieser hat zwei (in seltenen Fällen auch drei) Achsen welche das Gewicht des Anhängers gemeinsam tragen. So wird jede Achse weniger Belastet. Zusätzlich übernimmt die zweite Achse zusätzliche Brems- und Federungsbeanspruchung. Daher laufen Tandemanhänger im Vergleich zu ihren zu anderen Anhängern wesentlich ruhiger -beladen und unbeladen.

3,5t Drehschemelanhänger für Geländewagen und kleine LKW

Wer noch mehr Gewicht transportieren muss oder besonders sperriges Ladegut bewegen will, kann noch eine Stufe in der Anhängerhierachie aufsteigen und einen dreiachsigen Drehschemelanhänger verwenden. Drehschemelanhänger sind bei schweren Nutzfahrzeuganhängern häufig zu finden. Für leichte Anhänger und deren Zugfahrzeuge sind sie jedoch eher selten. Gesamtgewichte bis 3.5t sind so möglich, zudem erhöht sich die Wendigkeite des Gespanns beträchtlich (auch wenn das Rückwärtsfahren nichtmehr so leicht geht).

So kann die "Unterseite" das Fahrverhalten und die Nutzbarkeit beeinflussen. Doch auch der Aufbau bedingt den Verwendugszweck des Anhängers. Schließlich will niemand seine Umzugskartons in einem offenen Anhänger bei Starkregen fahren.
Der Einfachheit halber, kann man drei Hauptgruppen definieren: offene Pritschenanhänger, geschlossene Kofferanhänger und variable Planenanhänger.

 
geschlossener Autotransporter mit Auflaufbremse

Vom Pferdeanhänger mit Einzelradaufhängung und Schraubenfedern für maximalen Komfort über extratiefe Autotransport-Hänger mit Seilwinde für leichtes Beladen zu universellen Hochplanenanhängern die je nach Situation geschlossen offen oder beides sein können. Eigentlich gibt es für jede Aufgabe den passenden Anhänger, vom einfachen, ungebremsten, ungedämpften, einachsigen Baumarktanhänger bis zum hydraulisch, scheibengebremsten, einzelradaufgehängten Tandemachs- ultraleicht Pferdetransporter. Und praktischerweise kann man sich an jedem Baumarkt oder an Tankstellen genau den passenden Trailer für das Transportgut mieten. So kann ohne Probleme (fast) jede Transportaufgabe (unter Beachtung der Hinweise aus den "Gespanne und Kuppeleien Artikeln") meistern.  


Doch halt, eins noch! Passt unser Anhänger auch zu dem Auto?
Mehr dazu im nächsten Atikel . . .

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