Meine
neuste Frage bezieht sich auf den Choke. Ich kenne diesen nur aus einem alten
Diesel Golf II und dachte immer, dass dieser eben typisch für den Diesel
ist. Im Winter wurde dieser gezogen, damit das Auto besser lief. Daher also nun
meine Fragen: Warum gibt es einen Choke? Wie funktioniert der Choke? Warum gibt
es den Choke heute nicht mehr? - Jakaster
Weißt
du liebe Jakaster, eigentlich ist das ganz einfach zu verstehen. Der
Einfachheit halber, sei es deshalb wie folgt dargestellt: der Choke ist ein
mechanisches Bedienelement für den Motor und wird heute eigentlich nicht mehr
verwendet, weil er durch den Fortschritt der Technik einfach überflüssig
geworden ist.
Doch
schauen wir uns zunächst einmal an, was ein Motor eigentlich ist. Der Motor hat
Zylinder. Die Anzahl der Zylinder ist unterschiedlich. In der Regel haben die
Meisten Motoren 4 Zylinder. Es gibt jedoch auch Autos mit 6, 8 und 12 oder im
Zeitalter des "Downsizing" auch welche mit 3 Zylindern. Ein Zylinder
ist einfach ausgedrückt ein Raum, in dem die Verbrennung stattfinden kann -
deswegen nennen wir die Motoren auch Verbrennungsmotoren. Hier finden
Kraftstoff und Sauerstoff zusammen und können hier kontrolliert miteinander
reagieren, also verbrennen. Denn wie wir schon aus der Schule wissen, benötigt
eine Verbrennung (also Feuer) immer Sauerstoff, und der ist in der Luft
enthalten. Da diese Verbrennung eigentlich immer nach dem gleichen Schema
stattfindet, gibt es auch was die Mengen betrifft keine Überraschungen.
Die
Verbrennung erfolgt immer stöchiometrisch. Die Edukte (das sind die
Ausgangsstoffe, vor einer Reaktion) - in unserem Fall Luft und Benzin -
reagieren immer in einem bestimmten (stöchiometrischen) Verhältnis miteinander.
Was den Motor betrifft: auf ein Teil Benzin müssen vierzehn Teile Luft kommen,
damit ein optimales, stöchiometrisches, brennfähiges Gemisch entsteht. Nur in
diesem Mischungsverhältnis kann ein Motor optimal funktionieren und laufen. Mit
jedem Kolbenhub, mit jeder Verbrennung, reagieren immer vierzehn Teile Luft mit
einem Teil Benzin.
Damit
das auch immer eingehalten wird, gibt es heute Steuergeräte, welche anhand der
Gaspedalstellung und der Menge an Luft, die in den Motor hineinströmt, die
exakte Einspritzmenge an Benzin berechnen können und direkt in den Zylinder
einspritzen. Alles wird ständig vom Steuergerät kontrolliert. Die Luft wird
gemessen vom sogenannten Luftmassenmesser bzw. vom Luftmengenmesser (bei
älteren Motoren). Da das Steuergerät immer wieder neue und aktuelle Daten
bekommt, kann das Gemisch immer optimal aufbereitet werden.
Doch
das war nicht immer so. Ein Steuergerät, dass die Einspritzzeiten berechnet und
steuert, war vor ca. 20 Jahren noch nicht Standard in der Automobilindustrie
und auch vor 120 Jahren, als das Automobil erfunden wurde, gab es noch keine
Minicomputer. Ein Steuergerät ist ja quasi nichts anderes. Hier musste die
Gemischaufbereitung irgendwie anders funktionieren. Damals war jedes Auto mit
einem sogenannten Vergaser ausgestattet. Ein sehr treffender Name, wie ich finde.
Das Benzin wird mit der Luft vermengt und es entsteht ein Aerosol - also ein
mehr oder weniger fein verteilter Sprühnebel. Wenn wir es etwas platt
betrachten: das Benzin wird mit Hilfe der Luft in einen
"gasähnlichen" Zustand gebracht, daher Vergaser. Das Benzin wurde
damals also nicht direkt in den Zylinder eingespritzt, sondern nahm seinen Weg
mit der Luft über die Einlassventile in den Zylinder. Die Luft wurde also mit
einer feinen Benzinnote angereichert.
Da
es sich bei der Verbrennung um ein stöchiometrisches Gemisch handelt, finden
sich die Beteiligten Edukte (das waren die Ausgangsstoffe vor einer Reaktion)
auch von alleine. Es bedarf keines Kontrolleurs, der darauf achtet wie sich
Luft und Benzin zusammenfinden. Luft und Benzin können nur in diesem und keinem
anderen Verhältnis zur Verbrennung führen (1:14). Aber dadurch, dass hier - aus
heutiger Sicht - recht ungenaue Mengen an Benzin mit Luft vermischt werden und
es nicht so präzise gesteuert werden kann, läuft ein Motor mal eher dünn (also
mit mehr Sauerstoff) und mal etwas fetter (also mit mehr Benzin) und unter
Umständen gerät sogar unverbranntes Benzin mit in den Auspuff und gelangt an
die Umwelt. Was interessiert es das fertige 14:1 Luftgemisch, wenn doch noch
Benzin übrig bleibt? Aber irgendwo muss das Benzin doch hin. Im Zylinder kann
es schlecht bleiben. Also wird es mit nach draußen befördert.
Das
ist auch der Grund weswegen der Vergaser heute nicht mehr dem Stand der Dinge
entspricht. Er ist vom Prinzip her sehr einfach, kostengünstig und relativ
robust, kommt ohne Elektronik aus und funktioniert fast immer, aber mit dieser
ungenauen Verbrennung, lassen sich die heutigen Emissionsklassen nicht
erreichen. Kein Vergaser-Fahrzeug wird jemals über Euro1 Norm kommen. Daher ist
das heutige kontrollierte Einspritzen der Standard.
Aber
nun zurück zum Choke. Der Choke war ein Hebel, der sich im Armaturenbrett
befand und über einen Bowdenzug mit der Drosselklappe verbunden war. Die
Drosselklappe ist ein mechanisches Bauteil, das aufgrund ihrer Öffnung steuert,
wie viel Luft in den Motor fließen kann. Ist die Öffnung groß, gelangt viel
Luft in den Motor, ist die Öffnung kleiner, gelangt weniger Luft in den Motor.
Die Drosselklappe befindet sich übrigens am anderen Ende des Gaspedals. Tritt man
das Pedal aufs Bodenblecht und gibt ordentlich Gas, so fließt auch viel Luft
durch die Drosselklappe hindurch in den Motor und andersherum. Die
Drosselklappe ist also ein sehr wichtiges mechanisches Bauteil im Motor.
Wann
braucht man nun den Choke? Wir alle kennen das physikalische Phänomen: bei
Kälte zieht sich alles zusammen und bei Wärme dehnt sich alles aus. Dieses
physikalische Gesetzt gilt auch in unserem Motor. Im Winter ist die
Umgebungsluft sehr kalt. Sie ist so kalt, dass sie sich zusammenzieht. Die Luft
hat sich bei der Kälte etwas komprimiert.
Das
hat aber nun den Nachteil, dass bei gleicher Öffnung der Drosselklappe im
Winter viel mehr Luft in den Motor strömt als sonst. Die Luft ist durch die
Kälte ja jetzt komprimiert. Dadurch bekäme der Motor zu viel Luft, da die
Kraftstoffmenge gleich bleibt und würde sehr mager laufen. Da im Winter der Motor
im kalten Zustand sehr zäh läuft, da Öle und ähnliches ebenfalls recht starr
sind, hätte es ein Motor schwer zu laufen. Doch das Phänomen alleine würde ein
Motor eigentlich noch nicht vom Anspringen abhalten. Erschwerend kommt vielmehr
als Hauptmerkmal hinzu, dass die Innenwände des Zylinders ebenfalls so eisig
kalt sind, wie die Umgebungsluft. Dies führt dazu, dass das mit der Luft
einströmende Benzin-Luft-Aerosol an den kalten Wänden des Zylinders kondensiert
und dort an den Wänden „verschwindet“. Es entstehen kleine Benzintropfen. Es
befindet sich im Raum des Zylinders eigentlich nur noch Luft und wenig Benzin.
Das stöchiometrische Gemisch von 1:14 ist nicht mehr gegeben und der Motor
springt nicht an. Daher ist es wichtig das Gemisch mit dem Choke anzufetten. So
ist gewährleistet, dass genügend Benzin im Zylinder ist. Es wird versucht den
Kondensationsverlust zu kompensieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass genügend
Benzin für eine Verbrennung im Zylinderraum ist, ist höher, je fetter das
Gemisch ist.
Wer
jetzt denkt, dass es egal ist ob nun das Benzin an der Wand des Zylinders sitzt
oder verteilt im Raum, Hauptsache genügend Benzin: der irrt sich. Nur wenn das
Benzin gut versprüht ist, kann eine Verbrennung stattfinden. Zur
Verdeutlichung: Stellen wir uns mal ein brennendes Ölfass vor. Sicherlich hat
hier jeder ein Bild vor Augen. Es brennt nur die Oberfläche. Warum aber nur die
Oberfläche und nicht das gesamte Fass? Ganz klar, weil an der Oberfläche
genügend Sauerstoff in der Luft vorhanden ist, um stöchiometrisch zu
verbrennen. Damit also alles Benzin verbrennen kann, muss genügend Luft in der
Nähe sein. Daher ist es zwingend notwendig, dass das Benzin-Luft-Aerosol gut
gemischt ist.
In
diesen Situationen benötigt man den Choke. Der Choke ist mittels eines
Bowdenzugs mit der Drosselklappe verbunden. Zieht man nun am Choke-Hebel, so
wird die Öffnung der Drosselklappe um ein kleines bisschen geschlossen. Es
fließt also weniger Luft in den Motor und dadurch kann das Gemisch fetter
werden. Der Motor hat also hiermit bessere Chancen im eisigen Winter nicht
gleich nach dem Starten wieder auszugehen. Der Choke war also eine wichtige
Funktion beim Autofahren mit Vergasermotoren. Heutzutage ist ein Choke allerdings
nicht mehr nötig. Die Elektronik regelt alles von alleine und schaltet im
Winterbetrieb von alleine die nötigen Maßnahmen ein. Bei manchen Fahrzeugen mit
Vergaser musste man früher sogar bei einem Temperatursturz unter einer gewissen
Temperatur die Motorhaube öffnen und direkt am Vergaser mittels eines
Wahlhebels den Vergaser von Sommer- auf Winterbetrieb umstellen. Wie
einfach hat man es doch heute. Bei den Dieselmotoren der neusten Generation
muss man sogar nicht mal mehr Vorglühen. Was sind das für Zustände. Wie
dekadent . . .
Ich
hoffe ich konnte es einigermaßen verständlich erklären, auch wenn dieses hier
eine sehr vereinfachte Darstellung ist.
Meine Güte, das war aber viel Text!!! Da weiß ich sofort wer das geschrieben hat :D
AntwortenLöschenIch habe ja auch einen Bildungsauftrag den es zu erfüllen gilt . . . ;-) da darf man keine Kleinigkeiten unter den Tisch kehren ^^
AntwortenLöschenHallo Herr Nikograf,
AntwortenLöschenMein Handy ist da!!!! Als erstes musste ich zum Schlagzeilenkäfer surfen und meinen ersten Text mit meinem kleinen Wunder nutzen um dir nochmal für die lange aber sehr gut verständliche Erklärung zu danken. Lehrauftrag erfüllt!!! Jetzt hätten nur noch ein paar Bilder gefehlt.
Hoffentlich hab ich mich nicht zu oft vertippt. Das ist doch alles noch sehr ungewohnt, aber schön. Vom ersten Einsatz als Navi werde ich berichten, wenn es erwünscht ist.
Ganz viele Grüße
Jakaster