Montag, 30. Juli 2012

Gespanne und Kuppeleien IV


Nach fast 9 Monaten Pause wollen wir die "Gespanne und Kuppeleien"-Serie zum Abschluss bringen. Wer sich nicht mehr erinnern kann worum es beim letzten mal genau ging: Gespanne&Kuppeleien III Jetzt befassen wir uns mit dem richtigen Auto zu meinem Anhänger oder vice versa.

Rein rechtlich haben wir die Frage "DARF MEIN AUTO DEN ANHÄNGER ZIEHEN ?" ja bereits im zweiten Teil beantwortet. Doch zu einem vernünfitgen und ausgewogenen Gespann gehört mehr als die Anhängelast des Zugfahrzeugs abzugleichen. Schließlich müssen die Kupplung selbst, die Steckdose und nicht zuletzt die Bordspannung zusammen passen. Ach ja und die Kupplungskugel sollte nicht so hoch sein das ein Tandemanhänger nur auf zwei Rädern hinterher rollt.

Hakenkupplung und Kugelkopfkupplung an einem Geländewagen.

Beginnen wir mit der Verbindung von Auto und Anhänger. Hier erwartet man doch die geringsten Probleme, schließlich haben alle Anhängerkupplungen eine runde Kugel die zu allen Anhängern passt und fertig, oder?
Das war und ist nicht immer so. Gerade bei großen Anhängern  oder Spezialfahrzeugen (Militär&Geländewagen) finden sich noch zwei andere Varianten. Nicht das diese besonders häufig sind, aber trotzdem kann man so nicht einfach jeden x-beliebigen Anhänger ankuppeln und abfahren.

 Maulkupplung, wie bei jedem großen LKW, jedoch in kleinerer Ausführung. Auch wenn es ein "PKW"-Anhänger, kann er über eine Zugöse verfügen, so das auch Lastwagen angekuppelt werden können. Das beste beispiel sind mobile Getränkebuden für die es kaum adäquate Zugwagen diesseits von Kleinlastern gibt. Teilweise verfügen die Anhänger über auswechselbare Kupplungen so das LKW und PKW genutzt werden können.

Maulkupplung mit Adapter für verschiedene Zugösen.

NATO oder Hakenkupplung. Wie der Name vermuten lässt stammt dieser Typ aus dem Militäreinsatz und wird auch zivil genutzt wenn die verwindung zwischen Anhänger und Zugwagen z.B. in schwerem Gelände so groß wird, das eine normale Kugelkupplung an ihre Grenzen stößt.

Wer alles will kann sich einfach (für teures Geld) eine Wechselkupplung ans Auto bauen, dann kann je nach Bedarf eine Kugel- Maul- oder NATO-kupplung eingesteckt werden.

Gehen wir mal davon aus das es eine ganz normale Feld Wald und Wiesen Kugelkopfkupplung an userem Versuchsanhänger montiert ist. Können wir dann endlich losfahren? Jau! Aber ob die Beleuchtung am Anhänger funktioniert steht dann noch nicht fest. Immerhin gibt es zwei Grundverschiedene Steckertypen und drei Verschiedene Bordspannungen (6-12-24Volt).


Die Stecker haben entweder 7 oder 13 Pinne. Für die Grundfunktionen ohne extras wie Strom im Anhänger oder Rückfahrscheinwerfer, reicht die 7Pol version aus. In Wohnwagen mit Kühlschränken und anderen Verbrauchern die während der Fahrt vom Auto mit Strom versorgt werden sind 13Pol Stecker notwendig. So ist auch heute noch das Vorkommen der beiden Typen verteilt. Normale Baumarktanhänger kommen standardmäßig mit 7Pol-Stecker und Wohnwagen mit 13Pol. Praktischerweise kann man mit dem richtigen Adapter vom einen auf den anderen Typ verbinden. Natürlich fallen dann die jeweiligen Funktionen weg für die im Auto oder Anhänger kein entsprechender Anschluss vorliegt. Aber immerhin können wir überhaupt alles verbinden.

7Pol-Dosen können leicht an 13Pol-Stecker angepasst werden.

-Exkurs: Die heute übliche Anordnung und Belegung der 13Pole stammt noch aus den 80ern und wurde als "System Jaeger" von der gleichnamigen Firma eingeführt. Zeitgleich gab es noch eine andere Version "Multicon WEltSTecker" diese WeSt-Stecker hatten einfach einen normalen 7Pin-Stecker/Dose mit 6 zusätzlichen Kontakten rundherum. So konnten alle 13Pol stecker auch in 7Pol Dosen gesteckt werden ohne extra Adapter zwischenzustecken. Eigentlich genial, nur leider setzte es sich nicht durch.-

Dann steigen wir ins Auto und testen die Beleuchtung am Anhänger. Entweder die Lampen leuchten völlig normal, sie leuchten unnatürlich hell oder nur sehr schwach. Wenn letzteres der Fall war, haben wir es offensichtlich mit einem Anhänger für Zugfahrzeuge mit 24Volt Bordspannung (=LKW) zu tun. Solange die Birnchen überhaupt Licht von sich geben, brauchen wir uns keine großen Gedanken machen. (Dieser Fall ist ohnehin relativ selten da die meisten LKW mit Kugelkopfkupplung auch eine zusätzliche Steckdose mit 12V haben.) Diese Anhänger sind meist im Wechselbetrieb an LKW und PKW/Transportern unterwegs sprich Getränkewagen oder größere Transportanhänger. Schlimmer ist der Fall wenn die Lampen plötzlich deutlich heller Leuchten als üblich. Dann haben wir eine echte rarität vor uns: Einen Anhänger welcher noch über 6V-Beleuchtung verfügt. Seit über 45 Jahren gibt es keine neuen Autos mehr mit 6Volt Bordnetz, aber nichts ist unmöglich wenn man nur lange genug in alten Garagen und Schrebergärten sucht. Die Lebensdauer der Lampen verkürtzt sich durch die höhere Spannung beträchtlich. Lange fahrten mit eingeschalteter Beleuchtung sollten also vermieden werden.   

Höhenverstellbare Zugdeichsel für PKW und LKW gebrauch.

In der Einleitung wurde das nächste Beziehungsproblem zwischen Auto und Anhänger schon beschrieben: Die Kugel am Auto ist deutlich höher oder tiefer als die Kupplung am Anhänger. Bei kleinen Anhängern mit einer Achse sieht es bestenfalls nur dämlich aus, bei großen Trailern oder Wohnwagen mit Tandemachsen und langem Hecküberhang kann selbiges in Senken oder Auffahrten den Boden berühren und die hintere Achse muss das Gewicht für die erste Achse mittragen da diese den Boden nicht berührt und folglich auch das Anhängergewicht nicht mitträgt. In solchen Fällen muss entweder das Zugfahrzeug getauscht werden oder eines der Vehikel muss eine höhenverstellbare Kupplung erhalten.

Das letzte Problem wird erst während der Fahrt deutlich: Der Anhänger lenkt das Auto. Obwohl die Ladung richtig vertaut ist, obwohl die zulässige Anhängelast nicht überschritten wird, fährt sich das ganze Gespann sehr schwammig und unsicher. Wie kann das kommen? Einfache erklärung -das Auto ist zu klein.

Auch Pferdeanhänger sind empfindlich für Seitenwind.

Ausführliche Erklärung: Obwohl der Anhänger z.B. ein größerer Wohnwagen auf dem Papier nicht zu schwer für unser Zugfahrzeug ist, macht sich der lange Front- und Hecküberhang in verbindung mit der großen Stirnfläche und hohem Seitenprofil bemerkbar. Sobald eine stärkere Bewegung in den Anhänger kommt, durch Seitenwind oder Bodenwellen in verbindung mit hoher Geschwindigkeit verursacht beginnt dieser zu Pendeln und im schlimmsten Fall zu schlingern. Durch den langen Hebelarm (abstand Anhängerkupplung zu Achse am Trailer) wird diese Seitwärtsbewegung verstärkt und schüttelt das Auto durch. Große schwere Autos mit langem Radstand können dem Standhalten und der Anhang beruhigt sich wieder.

Obwohl das Gespann rechtlich auf der sicheren Seite ist, spricht fahrdynamisch einiges dagegen sich mit kleinen Autos und großen (Wohn)-Anhängern auf lange Reisen zu begeben. Auf der Landstraße bei niedrigen Geschwindigkeiten mag dieses Phänomen noch nicht auftauchen, doch spätestens wenn auf der Autobahn der erste LKW oder Reisebus plötzliche Turbulenzen verursacht zeigt sich das am Ende der Stärkere die Fahrtrichtung vorgibt. 

Darum mein Tipp: Im zweifel bei besonders voluminösen Anhängern ein Zugfahrzeug wählen das sowohl bei der Anhängelast als auch vom Eigengewicht genügend Reserven bietet um störrische Anhänger in der Bahn zu halten.


Beispiel: Dieser Sharan hat mit 2t Anhängelast und rund 1,8t Eigengewicht genug Reserven um den ebenfalls 1,8t schweren Caravan sicher zu ziehen. Ein aktueller Golf TDI mit Allrad darf das auch. Ob er es auch so gut kann ist fraglich, mit nur 1.4t Leergewicht. Angemessener erscheint dabei diese Kombination:


Beim nächsten mal befassen wir uns mit Ladungssicherung und der richtigen Verteilung auf dem Anhänger. Auserdem geht es nun endlich auf die Straße und die richtige Strategie um sicher und entspannt ans Ziel zu gelangen.

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