Heute beginnen in NRW offiziell die Sommerferien. Damit bricht wie jedes Jahr die große Reisewelle los, entweder geht es in den Norden ans Meer oder in den Süden richtung Berge. Vor Ort muss dann eine Herberge gesucht werden, oder man nimmt sein Zuhause einfach mit in den Urlaub.
Sofern man keinen VW
Bulli oder sonst einen umgebauten Transporter für die Reise
hernimmt, der ohnehin 365 Tage im Jahr als Hauptverkehrsmittel dient,
muss man sich jetzt nach einem Wohnmobil umschauen. Wohnwagen (ohne
Motor) sind natürlich auch eine alternative aber darüber habe ich
bereits in meiner Gespanne&Kuppeleien Serie ausführlicht
berichtet.
Wohnmobile (erkennbar am Motor) haben zu 95% einen Dieselmotor unter der Haube.
Heute also soll es mit
einem Wohnmobil (mit Motor! Manche Leute verstehen den Unterschied
einfach nicht) in die Ferien gehen. Die Frage ist nur: darf ich so
ein Gefährt überhaupt bewegen und was muss ich dabei beachten? Wie
bei jeder Führerschein-Frage gibt es darauf nur eine einzige
korrekte Antwort: Kommt drauf an.
Nämlich darauf wie
schwer das Auto ist und wann ihr euren Führerschein erworben habt.
Solange das Wohnmobil mit dem ihr starten wollt ein zulässiges
Gesamtgewicht von 3500kg nicht überschreitet, seid ihr mit einem
Führerschein der Klasse B auf der sicheren Seite.
Da die Zahl der Menschen
mit dem alten Klasse 3 Führerschein im Vermietsektor immer weiter
abnimmt, haben die meisten Anbieter hauptsächhlich leichte Fahrzeuge
im Angebot mit denen es keine Probleme geben sollte. Die gibt es erst
wenn das Auto mit allem Gepäck und Flüssigkeiten beladen ist. Dann
reicht die erlaubte Zuladung in einigen Fällen garnichtmehr aus um
die Passagiere aufzunehmen.
Die zwei vollen Gasflaschen kosten schon einiges an Gewicht, vielleicht reicht auch eine.
In solchen Fällen gibt
es drei Möglichkeiten das Problem zu bewältigen: 1. Gewicht sparen,
also ein kleineres Auto oder weniger Gepäck nehmen (sofern das
überhaupt möglich ist). 2. Einen Anhänger ans Wohnmobil hängen
(dafür braucht man dann wieder den entsprechenden Führerschein
Klasse BE) oder 3. ein größeres Wohnmobil mit höherem
Gesamtgewicht und entsprechender Zuladungskapazität (auch dafür
muss wieder ein anderer Führerschein her).
Ab rund 9m Gesamtlänge
oder mit drei Achsen haben Wohnmobile eigentlich immer über 3500kg
Gesamtgewicht. Dann muss es schon ein alter Klasse 3 Führerschein
sein, oder bei jüngeren Fahrern ein LKW-Führerschein Klasse C1 bzw
C. Darauf wird man als potenzieller Mieter oder Käufer aber
hingewiesen.
Mit dem passenden Schein
ausgestattet, kann es nun in den Urlaub losgehen. Die wichtigste
Regel für den Fahrer lautet dabei: Vergiss nicht das du kein Auto
fährst! Ein WoMo ist deutlich länger höher und breiter als ein PKW
und langsamer noch dazu. Beim beschleunigen auf der Autobahnauffahrt
muss man schon Vollgas geben um nur annähernd mit dem fließenden
Verkehr mitzuhalten. Auch in der Endgeschwindigkeit sind WoMos ausser
Konkurrenz. Die Schrankwandform frisst einfach sehr viel Energie.
Neben diesen natürlichen
Beschränkungen (wenn die Brücke zu niedrig ist, merkt man es
ziemlich deutlich), gibt es auch noch ein paar wichtige rechtliche
Vorgaben. Dazu gehören zum einen Tempolimits und zum anderen
Überholverbote. Auf den Schildern „LKW-Überholverbot“ ist zwar
ein LKW-Symbol abgebildet, jedoch sind damit alle schweren Fahrzeuge
und Gespanne gemeint egal was im Fahrzeugschein eingetragen ist
(ausgenommen Reisebusse).
Hier mal eine kurze
Übersicht welche Einschränkungen für welche Gewichtsklasse und
Gespanne gelten:
- Wohnmobile bis 3,5tzGG: kein generelles Tempolimit auf der Autobahn, auf anderen Straßen wie PKWs. Keine besonderen Verbote, nur Gewichts- und Abmessungsbeschränkungen müssen beachtet werden. Hauptuntersuchung alle zwei Jahre.
- Wohnmobile bis 3,5tzGG mit Anhänger: Tempo 80 auf Autobahn und Kraftfahrstraßen (Ausnahmeregelung für Anhänger mit 100kmh Zulassung). Sonntags kein Fahrverbot für Gespanne. Auf Landstraßen maximal Tempo 80.
- WoMo 3,5t+bis 7,5t: Autobahn maximal Tempo 100. Aber Überholverbot wie für LKWs müssen befolgt werden. Ebenso Höhen- und Gewichtsbeschränkungen etc. Nach 6 Jahren muss das Fahrzeug jährlich zur Hauptuntersuchung.
- WoMo 3,5t+ bis 7,5t mit Anhänger: Autobahn maximal Tempo 80, auf Landstraßen ebenfalls. Überholverbot wie für LKWs
- WoMo über 7,5t: Autobahn maximal Tempo 80, Landtstraße maximal 60. Jährliche Hauptuntersuchung. Alle Beschränkungen wie für LKWs. Gilt auch für Gespanne.
Aber wie fährt man ein Wohnmobil? Sofern es weniger 5
Tonnen wiegt, basiert es in der Regel auf einem normalen
Lieferwagenfahrgestell. Die Bedienelemente im Innenraum sind dann wie
in jedem PKW. Solange man nirgendwo aneckt und die 3m hinteren
Überhang beim abbiegen nicht vergisst kann man wenig verkehrt
machen. Der hohe Schwerpunkt und die indirekte Lenkung machen jedem
Fahrer schnell bewusst, das es sich nicht um einen Rennwagen handelt
und Kurven lieber etwas langsamer gefahren werden sollten. Zur
Sicherheit empfiehlt sich beim rangieren immer einen Einweiser
einzusetzen.
Die schwereren und
superschweren Wohnmobile (5t-7,5t und 10+t) besitzen im Gegensatz zu
kleineren Modellen ein richtiges LKW-Chassis mit
Druckluftbremsanlage. Das heißt nachdem der Motor gestartet wurde
(teilweise noch mit Vorglühen) muss erstmal etwas Luft komprimiert
werden bevor die Feststellbremse gelöst werden kann. Dazu dient der
kleine Pilzförmige hebel im Armaturenbrett. Zumeist haben gerade die
große Wohnmobile ein Automatikgetriebe an Bord um den Fahrer zu
entlasten. Je nach Hersteller kann der Wahlhebel unterschiedlich
aussehen.
Zum Fahren nicht wichtig aber Lebens-notwendig: Steuerung von Heizung Strom und Wasser.
Wenn das Fahrzeug ein
manuelles Getriebe hat muss man sehr behutsam und exakt schalten um
den richtigen Gang zu treffen. Die Bauteile sind deutlich größer
und somit träge. Wie schon gesagt ist es mehr ein LKW als ein Auto.
Das bemerkt man auch beim bremsen mit der Druckluftbremse, das
Pedalgefühl ist relaitv schwammig und ein präzises Bremsen
erfordert etwas eingewöhnung. Zusätzlich haben einige Modelle eine
verschleißfreie Dauerbremse (Motorbremse oder Retarder) eingebaut
die über einen kleinen Hebel am Lenkrad zugeschaltet wird. So wird
die normale Bremse bei langen Bergabfahrten nicht zu stark belastet.
Am Ende der Fahrt reicht
es nicht wie beim PKW den Gang eingelegt zu lassen oder die Automatik
auf „P“ zu stellen um das WoMo gegen wegrollen zu sichern. Die
Feststellbremse muss unbedingt angezogen werden. Wenn nicht beschwert
sich wahrscheinlich ohnehin der Bordcomputer.
So ein Wohnwagen hat schon erheblichen Komfort, habe mir vor 3 Jahren einen zugelegt. Und ich muss ehrlich gestehen; jede Reise damit macht Spaß. Müde? Da dann wird halt geparkt. Hunger? Wird auch geparkt und gekocht :-)
AntwortenLöschenJa das sind sicherlich mit die besonderen Vorzüge eines eigenes mobilen Ferienhauses, im Vergleich zur Immobilie kann man dem schlechten Wetter einfach davon fahren und auf spontane Planänderungen prompt reagieren.
LöschenComickus