Montag, 7. Juli 2014

Welcher Führerschein für... ein Wohnmobil?



Heute beginnen in NRW offiziell die Sommerferien. Damit bricht wie jedes Jahr die große Reisewelle los, entweder geht es in den Norden ans Meer oder in den Süden richtung Berge. Vor Ort muss dann eine Herberge gesucht werden, oder man nimmt sein Zuhause einfach mit in den Urlaub.



Sofern man keinen VW Bulli oder sonst einen umgebauten Transporter für die Reise hernimmt, der ohnehin 365 Tage im Jahr als Hauptverkehrsmittel dient, muss man sich jetzt nach einem Wohnmobil umschauen. Wohnwagen (ohne Motor) sind natürlich auch eine alternative aber darüber habe ich bereits in meiner Gespanne&Kuppeleien Serie ausführlicht berichtet.

Wohnmobile (erkennbar am Motor) haben zu 95% einen Dieselmotor unter der Haube. 

Heute also soll es mit einem Wohnmobil (mit Motor! Manche Leute verstehen den Unterschied einfach nicht) in die Ferien gehen. Die Frage ist nur: darf ich so ein Gefährt überhaupt bewegen und was muss ich dabei beachten? Wie bei jeder Führerschein-Frage gibt es darauf nur eine einzige korrekte Antwort: Kommt drauf an.


Nämlich darauf wie schwer das Auto ist und wann ihr euren Führerschein erworben habt. Solange das Wohnmobil mit dem ihr starten wollt ein zulässiges Gesamtgewicht von 3500kg nicht überschreitet, seid ihr mit einem Führerschein der Klasse B auf der sicheren Seite.


Da die Zahl der Menschen mit dem alten Klasse 3 Führerschein im Vermietsektor immer weiter abnimmt, haben die meisten Anbieter hauptsächhlich leichte Fahrzeuge im Angebot mit denen es keine Probleme geben sollte. Die gibt es erst wenn das Auto mit allem Gepäck und Flüssigkeiten beladen ist. Dann reicht die erlaubte Zuladung in einigen Fällen garnichtmehr aus um die Passagiere aufzunehmen.

Die zwei vollen Gasflaschen kosten schon einiges an Gewicht, vielleicht reicht auch eine.

In solchen Fällen gibt es drei Möglichkeiten das Problem zu bewältigen: 1. Gewicht sparen, also ein kleineres Auto oder weniger Gepäck nehmen (sofern das überhaupt möglich ist). 2. Einen Anhänger ans Wohnmobil hängen (dafür braucht man dann wieder den entsprechenden Führerschein Klasse BE) oder 3. ein größeres Wohnmobil mit höherem Gesamtgewicht und entsprechender Zuladungskapazität (auch dafür muss wieder ein anderer Führerschein her).


Ab rund 9m Gesamtlänge oder mit drei Achsen haben Wohnmobile eigentlich immer über 3500kg Gesamtgewicht. Dann muss es schon ein alter Klasse 3 Führerschein sein, oder bei jüngeren Fahrern ein LKW-Führerschein Klasse C1 bzw C. Darauf wird man als potenzieller Mieter oder Käufer aber hingewiesen.


Mit dem passenden Schein ausgestattet, kann es nun in den Urlaub losgehen. Die wichtigste Regel für den Fahrer lautet dabei: Vergiss nicht das du kein Auto fährst! Ein WoMo ist deutlich länger höher und breiter als ein PKW und langsamer noch dazu. Beim beschleunigen auf der Autobahnauffahrt muss man schon Vollgas geben um nur annähernd mit dem fließenden Verkehr mitzuhalten. Auch in der Endgeschwindigkeit sind WoMos ausser Konkurrenz. Die Schrankwandform frisst einfach sehr viel Energie.


Neben diesen natürlichen Beschränkungen (wenn die Brücke zu niedrig ist, merkt man es ziemlich deutlich), gibt es auch noch ein paar wichtige rechtliche Vorgaben. Dazu gehören zum einen Tempolimits und zum anderen Überholverbote. Auf den Schildern „LKW-Überholverbot“ ist zwar ein LKW-Symbol abgebildet, jedoch sind damit alle schweren Fahrzeuge und Gespanne gemeint egal was im Fahrzeugschein eingetragen ist (ausgenommen Reisebusse).


Hier mal eine kurze Übersicht welche Einschränkungen für welche Gewichtsklasse und Gespanne gelten:
  • Wohnmobile bis 3,5tzGG: kein generelles Tempolimit auf der Autobahn, auf anderen Straßen wie PKWs. Keine besonderen Verbote, nur Gewichts- und Abmessungsbeschränkungen müssen beachtet werden. Hauptuntersuchung alle zwei Jahre.
  • Wohnmobile bis 3,5tzGG mit Anhänger: Tempo 80 auf Autobahn und Kraftfahrstraßen (Ausnahmeregelung für Anhänger mit 100kmh Zulassung). Sonntags kein Fahrverbot für Gespanne. Auf Landstraßen maximal Tempo 80.
  • WoMo 3,5t+bis 7,5t: Autobahn maximal Tempo 100. Aber Überholverbot wie für LKWs müssen befolgt werden. Ebenso Höhen- und Gewichtsbeschränkungen etc. Nach 6 Jahren muss das Fahrzeug jährlich zur Hauptuntersuchung.
  • WoMo 3,5t+ bis 7,5t mit Anhänger: Autobahn maximal Tempo 80, auf Landstraßen ebenfalls. Überholverbot wie für LKWs
  • WoMo über 7,5t: Autobahn maximal Tempo 80, Landtstraße maximal 60. Jährliche Hauptuntersuchung. Alle Beschränkungen wie für LKWs. Gilt auch für Gespanne.


Aber wie fährt man ein Wohnmobil? Sofern es weniger 5 Tonnen wiegt, basiert es in der Regel auf einem normalen Lieferwagenfahrgestell. Die Bedienelemente im Innenraum sind dann wie in jedem PKW. Solange man nirgendwo aneckt und die 3m hinteren Überhang beim abbiegen nicht vergisst kann man wenig verkehrt machen. Der hohe Schwerpunkt und die indirekte Lenkung machen jedem Fahrer schnell bewusst, das es sich nicht um einen Rennwagen handelt und Kurven lieber etwas langsamer gefahren werden sollten. Zur Sicherheit empfiehlt sich beim rangieren immer einen Einweiser einzusetzen.



Die schwereren und superschweren Wohnmobile (5t-7,5t und 10+t) besitzen im Gegensatz zu kleineren Modellen ein richtiges LKW-Chassis mit Druckluftbremsanlage. Das heißt nachdem der Motor gestartet wurde (teilweise noch mit Vorglühen) muss erstmal etwas Luft komprimiert werden bevor die Feststellbremse gelöst werden kann. Dazu dient der kleine Pilzförmige hebel im Armaturenbrett. Zumeist haben gerade die große Wohnmobile ein Automatikgetriebe an Bord um den Fahrer zu entlasten. Je nach Hersteller kann der Wahlhebel unterschiedlich aussehen. 

 Zum Fahren nicht wichtig aber Lebens-notwendig: Steuerung von Heizung Strom und Wasser.

Wenn das Fahrzeug ein manuelles Getriebe hat muss man sehr behutsam und exakt schalten um den richtigen Gang zu treffen. Die Bauteile sind deutlich größer und somit träge. Wie schon gesagt ist es mehr ein LKW als ein Auto. Das bemerkt man auch beim bremsen mit der Druckluftbremse, das Pedalgefühl ist relaitv schwammig und ein präzises Bremsen erfordert etwas eingewöhnung. Zusätzlich haben einige Modelle eine verschleißfreie Dauerbremse (Motorbremse oder Retarder) eingebaut die über einen kleinen Hebel am Lenkrad zugeschaltet wird. So wird die normale Bremse bei langen Bergabfahrten nicht zu stark belastet.


Am Ende der Fahrt reicht es nicht wie beim PKW den Gang eingelegt zu lassen oder die Automatik auf „P“ zu stellen um das WoMo gegen wegrollen zu sichern. Die Feststellbremse muss unbedingt angezogen werden. Wenn nicht beschwert sich wahrscheinlich ohnehin der Bordcomputer.

2 Kommentare:

  1. So ein Wohnwagen hat schon erheblichen Komfort, habe mir vor 3 Jahren einen zugelegt. Und ich muss ehrlich gestehen; jede Reise damit macht Spaß. Müde? Da dann wird halt geparkt. Hunger? Wird auch geparkt und gekocht :-)

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    1. Ja das sind sicherlich mit die besonderen Vorzüge eines eigenes mobilen Ferienhauses, im Vergleich zur Immobilie kann man dem schlechten Wetter einfach davon fahren und auf spontane Planänderungen prompt reagieren.
      Comickus

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