Seit Donnerstag läuft in
Hannover wieder die IAA Nutzfahrzeuge. Die alle zwei Jahre
stattfindende Fachmesse ist immer einen Besuch wert und so ließen
wir es uns nicht nehmen die Hallen und das Ausstellungsgelände zu
durchstreifen. Auch Menschen ohne direkten Bezug zum Thema
Nutzfahrzeuge können hier einen Tag voller interessanter Eindrücke
verbringen.
Nach der Anreise mit dem
Zug am Freitag morgen, ging es in der proppefollen S-Bahn vom
Hauptbahnhof zum Messegelände Laatzen. Scheinbar sind wir nicht die
einzigen Menschen die sich fürs Lastwagen interessieren. Aber auf
dem weitläufigen Gelände zerläuft sich der Besucherstrom schnell
und man muss nirgends Schlangestehen oder Umwege machen. Im Gegensatz
zur Essen Motor Show oder Techno Classica ist die Nfz-IAA eben doch
etwas spezifizierter.
Durch den westlichen
Eingang kommen wir direkt in die Halle 13, hier leben Ford Peugeot
und Citroen friedlich nebeneinander und Teilen sich die Fläche mit
den kleineren Ausstellern. Vom Luftfilter bis zum
Werkstattwagenregalsystem kann man hier alles finden. Wer möchte
kann sich hier direkt Angebote zum neuen Basisfahrzeug und passenden
Ausbauten einholen, Werbegeschenke und Kundenberater stehen an jedem
Fahrzeug bereit.
Vorbei an einigen
Konzeptfahrzeugen und (Behörden-)spezifischen Fertiglösungen geht
es nun erstmal hinaus aufs Freigelände, wo die Mobilkräne,
Hubarbeitsbühnen und Anhängerhersteller zusammenstehen. Wer meint
dass es abgesehen von der jeweiligen Lackierung doch ohnehin keine
bedeutsamen baulichen Unterschiede gibt, kann sich hier vom Gegenteil
überzeugen (lassen).
Nebenan auf der
Präsentationsfläche finden Vorträge und Live-Vorführungen neuer
Fahrsysteme und Schutzeinrichtungen statt. Der Anblick eines 25m
langen Gigaliners der nur durch seine beiden Stützräder vorm
umfallen Bewahrt wird ist schon sehr eindrucksvoll. Bei allen
Entwicklungen geht es wie im ganzen Transportgewerbe um Effizienz und
Sicherheit -und sei es nur ein Schutz gegen das Beschädigen der
Ladung bei Notbremsungen.
Dieser Wunsch nach
Kosteneffizienz zeigt sich auch bei allen Konstruktionen zum Thema
Gewichtsersparnis und Leichtbau. Kaum ein Aussteller hat sein
Fahrzeug noch auf konventionellen Stahlfelgen stehen, sondern setzt
auf polierte Alufelgen (was nebenbei der Optik dient).
Sattelzugmaschinen mit knapp 6t Leergewicht sind ein echter
Fortschritt beim Versuch die gesetzlichen Beschränkungen optimal und
sinnvoll auszureizen. Ganz andere Wege gehen einige Hersteller bei
der Kraftstoffversorgung. Sowohl Erdgasfahrzeuge für den Fernverkehr
als auch kleine vollelektrische Verteilerlkws für die Stadt fanden
sich. Vorreiter in diesem Feld sind wie schon bei den Elektro-PKW die
asiatischen Hersteller.
Allgemein sind die
Asiaten in diesem Jahr sehr stark Vertreten und haben große Bereiche
der Messe mit ihren Ständen bestückt, dort kann man fast alles
sehen, von nachgefertigten Verschleißteilen als kostengünstige
Alternative bis zum kompletten Lkw. Wobei die Frage erlaubt sein muss
woher die Inspiration für das Design stammt und wann jemals eines
dieser Fahrzeuge offiziell in Deutschland verkauft werden wird.
Ebenfalls nur in
homöopathischen Dosen nach Deutschland geliefert wurden die
amerikanischen Sattelzugmaschinen welche sich die Halle 22 mit den
Veteranen der Transportbranche teilen. Scheinbar hat sich hier das
gesamte polierte Chrom der Messe versammelt, ein Truck hat mehr
Lämpchen als der andere und die Auspuffrohre haben Durchmesser von
20cm und mehr. Wirklich ein schöner Anblick, aber für die
Nutz-Fahrzeugkunden wohl nur als Showfahrzeug von Interesse.
Auf den weitläufigen
Messeständen der großen LKW-Hersteller wie Mercedes MAN Scania und
Iveco wird alles getan um die Kauflust der Spediteure und Fahrer zu
wecken, vom kostenlosen Getränk in der „Drivers Lounge“ über
spezielle Messeangebote für Ausstellungsfahrzeuge bis zur Einladung
auf eine Probefahrt mit dem aktuellen Topmodell draußen vor der
Messe. Zu gerne hätte ich dieses Angebot angenommen, aber aktuell
steht leider kein Neuzugang ins Haus. Bei den kleinen und
mittelgroßen Fahrzeugen stehen die Chancen tatsächlich einen
willigen Kunden zu finden deutlich besser. Bei Marken wie Fiat und VW
finden sich auch für Hobbyspediteure geeignete Fahrzeuge, egal ob
VW Amarok, Ford Transit Connect oder Peugeot Boxer. Alle Längen,
alle Höhen und Ausführungen vom nackten Fahrgestell bis zum
Familientauglichen 9Sitzer-Bus wird alles angeboten.
Und wer zufällig schon
ein Nutzfahrzeug hat, findet gleich Nebenan die passenden Teile um
die Optik oder den Nutzwert weiter zu erhöhen. Wie wärs mit einer
Standklimaanlage oder einem Bordeigenen Stromgenerator? Das gehört
doch heute in jedes Auto. Doch nicht nur Fahrzeug- und
Aufbauhersteller füllen die Hallen, auch das große Feld der
Dienstleister lässt sich nicht lumpen und präsentiert das volle
Programm vom Reifenhändler mit Servicevertrag für die Panne
unterwegs bis zum Telematikanbieter der dem Chef vom Geschäft den
perfekten Überblick über seinen Fuhrpark verschafft.
Nach einem langen und
unterhaltsamen Tag, geht es schwer bepackt mit neuen Eindrücken und
Katalogen zurück Richtung Heimat. Selbst im zügigen Tempo lässt
sich die gesamte Messe mit allen Ständen kaum an einem Tag ablaufen.
Und dann sind da ja noch die Produktpräsentationen und
Fachdiskussionen zum Thema Lenk- und Ruhezeiten oder
Ladungssicherung.
Was mir an der Messe in
Hannover immerwieder positiv auffällt sind die fachkundigen Berater
welche nicht einfach doof neben den Autos stehen und aufpassen das
man nichts anpaddert, sondern wirklich fundierte Antworten auf
spezielle Fragen zum Fahrzeug geben können und nicht den Eindruck
machen bloß den Werbetext vom Tablet abzulesen. Ebenfalls sehr toll
ist die Möglichkeit sich in nahezu alle Fahrzeuge hineinsetzen zu
dürfen (1Mio € teure Luxusreisemobile mal ausgenommen). Für manche
nicht-Lkwfahrer vielleicht die einzige Gelegenheit mal hinterm Steuer
eines 750PS starken Volvo zu sitzen oder die Aussicht von einem
Expeditionsfahrzeug mit 2m Sitzhöhe zu genießen. Bestimmt gehen
einige jüngere Besucher mit einem neuen Wunschberuf nach Hause. Für
die ständig mit Nachwuchssorgen kämpfende Logistikbranche sicher
kein Nachteil.
Wer jetzt auch den Wunsch
nach einem kleinen Ausflug steht, hat noch bis zum 2. Oktober zeit
nach Hannover zu kommen und sich mit den neuesten Entwicklungen
einzudecken. Ich wünsche viel Spaß dabei und komme im nächsten
Jahr sicher wieder vorbei. Vielleicht klappt es dann ja auch mit der
Probefahrt...
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