Freitag, 12. September 2014

Der Fünfer braucht Bremsschläuche


Damit der Fünfer wieder sicher auf unseren Straßen unterwegs ist, braucht er eine funktionierende Bremsanlage. Aber die besten Beläge nützen nichts, wenn der Druck vom Pedal nicht zu den Bremssätteln gelangt. Dafür braucht es neue Bremsschläuche, und die bauen wir heute ein.



Neben dem ausgeschlagenen Fahrwerk war die Bremsanlage das größte Problem beim Safetycheck im Sommer. Nichtnur das die Bremsschläuche der Vorderachse viel zu alt und porös sind, auch die Bremsflüssigkeit muss dringend erneuert werden. Ja sogar der Verschleißwarnkontakt fehlte an der Vorderachse völlig, kein Wunder das die Checkcontrol andauernd Alarm schlägt.


Diese Reparaturen folgten unmittelbar auf den Querlenkertausch, so hatten wir Gelegenheit alle betreffenden Schraubverbindungen und Gewinde frühzeitig mit Rostlöser und Kriechöl einzusprühen. Diese Vorbereitung ersparte uns am Ende viel Arbeit und tatsächlich ging diese Aktion nahezu Verzögerungfrei über die Bühne. 

Neben dieser Vorbereitung ist das richtige Werkzeug der entscheidende Faktor über Erfolg und Misserfolg der gesamten Operation. Wenn hier eine Schraube abreißt oder Rundgedreht wird, hat man nichts zu lachen. Bei der Bremsanlage muss man wissen was man tut und gewissenhaft arbeiten. Wer sich die Arbeit nicht zutraut sollte es besser bleiben lassen und eine Werkstatt aufsuchen. Soviel muss einem die Sicherheit der anderen Verkehrsteilnehmer einfach Wert sein.

 

Bevor ich überhaupt anfangen kann, muss das Auto erstmal rundum aufgebockt und von seinen Räder befreit werden, andernfalls kommt man nur sehr bescheiden (=garnicht) an die Bremsanlage heran. Danach probiere ich an allen Bremssätteln ob die Entlüftungsnippel auf gehen. Sind sie zu stark verrostet, können sie abbrechen und man darf erstmal die Werkstatt anrufen.

Nach besagter Rostlöser Dusche ließen sich alle Schrauben öffnen und schließen. Mit Bremsenreiniger und Putzlappen muss nun der Dreck rund um die Verschraubungen vom Bremsschlauch weggewaschen werden. Bei der Arbeit an Hydrauliksystemen ist Sauberkeit von größter Wichtigkeit, wenn Schmutz in die Leitungen gelangt können sie verstopfen.


Jetzt geht es unter der Motorhaube weiter, dort befindet sich der Hauptbremszylinder samt Bremsflüssigkeitsbehälter. Darauf steht die richtige Sorte Bremsflüssigkeit (DOT 3 4 5 5.1) welche das Fahrzeug benötigt, und nichts anderes sollte sich darin befinden. Sofern der Behälter nicht bis Maximum gefüllt ist, müssen wir nachschüttten -aber nichts verschütten! Bremsflüssigkeit greift den Lack an, wenn doch etwas daneben gerät sofort mit Bremsenreiniger und Wasser abspülen.

Wenn der Behälter gefüllt ist, den Deckel wieder zuschrauben und am Radbremszylinder weitermachen. Das Werkzeug (Bremsleitungsschlüssel 11mm und 14mm) und der neue Bremsschlauch sollten parat liegen genauso wie eine Pappe und eine Schale um die Bremsflüssigkeit aufzufangen. Auch Gummihandschuhe sind jetzt keine schlechte Idee.


Mit den beiden Bremsleitungsschlüsseln die Verbindung von Bremsleitung zu Bremsschlauch lösen und trennen. Der Schlauch lässt sich nicht verdrehen (und der neue sollte nicht verdreht werden) darum das Ende an der Leitung drehen. Wenn der Schlauch oben lose ist kann er aus der Halterung am Federbein herrausgezogen und am Bremssattel abgeschraubt werden, wichtig ist hier nochmals auf Sauberkeit zu achten und keinen Dreck in den Bremssattel gelangen zu lassen.

Sobald die obere Verbindung gelöst ist, beginnt die Bremsflüssigkeit auszulaufen. Darum haben wir vorher den Behälter aufgefüllt und alle Teile bereit gelegt. Nun können wir schnell den neuen Schlauch einbauen (erst am Sattel dann an der Leitung) und die Verschraubung zuschrauben. Wichtig ist hier keine Fehler zu machen und ein Gewinde zu beschädigen oder eine Verschraubung nicht richtig festzuziehen.

 

Dafür brauchen wir unsere speziellen Bremsleitungsschlüssel, diese Umfassen die Schraubenköpfe besser und drehen sie nicht so leicht rund. Sehr wichtig, weil niemand Lust hat die Bremsleitung zu erneuern weil die Verschraubung kaputtgegangen ist.

Wenn wir schnell genug waren, sollte nicht allzuviel ausgelaufen sein, solange der Behälter nicht leer gelaufen ist, kann keine Luft von oben ins System gelangt sein. Aber in der neuen Leitung befindet sich Luft und die muss raus. Dazu benötigt man entweder professionelles Werkzeug oder einen Helfer, eine Flasche und einen durchsichtigen Kunststoffschlauch.


Eigentlich reicht es wenn wir nun an der Vorderachse die Bremse entlüften. Da das Auto aber schon beim Safetycheck negativ aufgefallen ist, bekommt das komplette System neue Bremsflüssigkeit verpasst. So viel mehr Aufwand hat man nicht und die Sicherheit wird verbessert. Mit der Zeit altert Bremsflüssigkeit und nimmt Wasser auf, das verringert den Siedepunkt und kann bei starker Beanspruchung zum Bremsversagen durch Dampfblasenbildung führen. Darum sollte man sie alle paar Jahre erneuern (Herstellervorgaben beachten) und angefangene Flaschen mit Bremsflüssigkeit nicht zu lange stehenlassen.


**** Exkurs Bremse entlüften *****

Eine Person sitzt im Auto und betätigt die Fußbremse. Eine zweite Person geht von Rad zu Rad und entlüftet die einzelnen Bremsleitungen. Regelmäßig den Pegel im Behälter kontrollieren, damit das System von oben keine neue Luft ansaugen kann. Bei modernen Fahrzeugen mit ABS kann dann unter Umständen nur eine Werkstatt die Bremse erneut korrekt entlüften.

Man beginnt mit dem vom Hauptbremszylinder am weitesten entfernten Rad. Mit einem 9mm Ringschlüssel kann der Entlüftungsnippel geöffnet werden. Auf das Ende des Nippels kommt der Schlauch welcher in einer Flasche mündet. Der Schlauch sollte in einem Bogen nach oben geführt werden, durch diesen Siphoneffekt kann keine Luft zurück in die Bremse gelangen. 


Auf Kommando tritt der Helfer nun ein paar Mal de Bremse und hält sie dann gedrückt. Am Rad kann nun der Nippel aufgedreht werden und Bremsflüssigkeit sollte durch den Schlauch in die Flasche fließen, in der Flüssigkeit sind Luftblasen zu sehen -diese versuchen wir herauszubekommen. Währenddessen hält der Helfer weiterhin Druck auf dem Bremspedal und gibt Bescheid bevor das Pedal auf dem Bodenblech angelangt. Dann schließt man den Entlüftungsnippel wieder.

Dieses Prodzedere wird so lange wiederholt, bis keine Luftblasen mehr herauskommen und saubere klare Flüssigkeit zu sehen ist. Wenn die Flüssigkeit komplett erneuert wird, etwas länger wiederholen um alle alte Flüssigkeit zu evakuieren. So geht es weiter rund ums Auto von Rad zu Rad.


Zum Abschluss nochmals alle Verschraubungen auf Dichtigkeit kontrollieren und das Pedalgefühl checken. Wenn das Pedal sehr weich ist und sich weiter als gewöhnlich (oder bis ganz nach unten) durchtreten lässt, befindet sich vermutlich noch Luft im System oder es ist undicht. Bei Unsicherheit den Prozess nochmals durchführen oder Mechaniker zu Rate ziehen.

****Exkurs Ende****

Damit ist die Bremsanlage wieder Betriebstüchtig, nur die Warnmeldung im Cockpit stört uns. Alles was uns dazu fehlt, ist ein Verschleißwarnkontakt an der Vorderachse. Dieser soll wie der Name schon vermuten lässt, den Fahrer darauf hinweisen wenn die Dicke der Bremsbeläge zu gering ist. Wobei dabei auch noch eine gewisse Sicherheitsmarge eingerechnet ist. Niemand muss in Panik ausbrechen sobald diese Meldung erscheint. Ignorieren darf man sie aber auchnicht.

 Rot = gesamte Belagdicke Grün= Bereich bevor Warnmeldung erscheint

Der Einbau ist ganz einfach: Am Bremsbelag ist eine Nut eingefräst in die der Kontakt hinein passt, das Kabel durch die Gummikappe vom Entlüftungsnippel führen und oberhalb des Bremssattels in den Enstsprechenden Stecker einstöpseln. Dieses System ist bei fast allen Autos gleich -wenn der Belag verschlissen ist, scheuert die Bremsscheibe den Kontakt durch und die Unterbrechung des Stromkreises erkennt der Bordcomputer.


Abschließender Hinweis: Die Bremsanlage ist ein sicherheitsrelevantes Bauteil und ein wichtiger Beitrag zur Unfallvermeidung. Dabei kommt es auf alle Komponenten an. Wenn etwas nicht richtig funktioniert oder man sich selbst die Arbeit nicht zutraut sollte man nicht zögern und eine Werkstatt aufsuchen!!! Jeder Unfall ist teurer als die Reparatur einer Bremsanlage.

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