Freitag, 7. November 2014

Die Klagen über den Klang

Was ich nun zu sagen habe hört sich für den ein oder anderen vielleicht penetrantisch an. Ehrlich gesagt lege ich als Musiker ja schon sehr viel Wert auf einen sauberen, ausgeglichenen und angenehmen Klang, der sich gut auflöst. Denn erst dann fängt die Musik an mit ihrer Schönheit ihre Wirkung entfalten und erzeugt das Gefühl, dass man sich am liebsten in den Klang hineinsetzen möchte oder man Teil des Klangs wird. Aber solche Momente sind leider eher selten und daher umso kostbarer wenn man in den Genuss kommt sie genießen zu dürfen. Keine Sorge, ich bin kein penetranter Audiophilist. Guter "Standardklang" ist mir schon recht, sofern verzerrter Handylautsprecherlärm hoffentlich noch nicht ein solcher ist. Allerdings ist die Klangwahrnehmung und ihre Beurteilung zumeist sehr subjektiv und wird von jedem individuell beurteilt. Im Auto war es mir bislang auch immer egal. Das Klangerlebnis war mit Herstellerausrüstung ab Werk stets ausreichend zufriedenstellend. Schließelich gibt es für intensivere Momente zuhause meine HiFi-Anlage. Während der Fahrt ist der Fokus auf andere Dinge wichtiger als auf die Musik. Doch im Passat sieht das nun ganz anders aus. Ich stand nun vor Problemen, die ich vorher noch nicht hatte und Car-HiFi ein Bereich, in dem ich mich fast nicht auskenne . . .



Der Ausgangszustand: Das MD-Radio

Als der Passat 1995 vom Band lief, war mit einem VW-Beta-Radio ausgestattet. Hochtonlautsprecher im Armaturenbrett, Mitteltieftonlautsprechern in den Türverkleidungen vorne, hinten keine Lautsprecher. Beim Kauf des Passats war jedoch bereits ein anderes Radio verbaut, nämlich ein Sony Radio mit MD-Laufwerk. Wer kann sich von euch noch an MDs erinnern? Diese Technik wurde von Sony zu Begin der 1990er Jahre eingeführt und ähnelt einer CD. Allerdings ist diese CD nun viel kleiner, zum Schutz vor Staub und Fremdpartikeln in ein Gehäuse eingelassen (ähnlich einer Diskette) und man kann via Komprimierungsverfahren mehr Musikstücke unterbringen als auf einer herkömmlichen CD. Insbesondere im asiatischen Raum hat diese Technik eine große Verbreitung gefunden und auch in Zeiten der MP3 gut halten können. Um die Jahrtausendwende hat Sony sein Prinzip der MD sogar erweitert, so dass portable MD-Geräte nun ähnlich wie ein MP3-Player am Computer bestückt werden können. Doch auch im asiatischen Raum finden MP3s inzwischen große Verbreitung so dass sich die Technik nicht länger halten konnte und von Sony 2010 endgültig in den Ruhestand geschickt wurde. Eine kleine Community existiert allerdings noch und bemüht sich strebsam diese Technik zu erhalten.


Auch ich fand die Vorstellung sehr genial und reizend etwas abseits der heutigen Geräte und Zeiten der Mainstreamschnellverkostung von Musik ein Stück Musikhistorie am Leben zu erhalten und dieses "Nischenprodukt" zu nutzen. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Einen MD-Rekorder besaß ich nicht. Daher mein ambitionierter Ansatz zusammen mit dem Spezialpassatfahrer bei ebay zuzuschlagen und einen NetMD zu ersteigern, mit dem man dann MDs am Computer bespielen kann. Allerdings machte sich schnell Ernüchterung breit. Wie installiert man zwölf Jahre alte Software ohne Probleme am PC? Die notwendigen Treiber wurden zwar von der MD-Community liebevoll bearbeitet und auch für 64bit Betriebssysteme angepasst, allerdings wohl nicht ganz fehlerfrei - zumindest bei mir und dem Spezialpassatfahrer nicht. Ständig entstehen beim Komprimieren der neuen Audiodateien, unabhäng davon ob im SP, LP2 oder LP4 Modus aufgenommen wird, Aussetzer, die dann beim Abspielen der Lieder im Durchschnitt etwa alle drei Sekunden auftauchen. Manchmal werden einzelne Abschnitte auch übersprungen und bringen mein Musikerherz auf die Palme. Das alleine machte mich ja schon rasend, wenn da nicht noch weiteres dagegen gesprochen hätte. Trotz der Equalizereinstellung Bässe rauf und Höhen runter waren die Höhen weiterhin schmerzhaft überausgeprägt, die Bässe unterentwickelt und das gesamte Klangbild durch diese Beeinflussung matschig. Ganz klar, hier hat VW die Lautsprecher auf ihre eigenen ab Werk verbauten Radios ausgelegt. Wenn das so ist, dann kehren wir doch zur Wurzel zurück und legen noch eine Schüppe drauf. Das VW Gamma-IV-Radio mit CD-Wechslersteuerung.

Erste Möglichkeit: Zurück zum originalen VW-Radio

Denn es gibt ja so Emulatoren, die einen CD-Wechsler vorgaukeln, in Wahrheit aber SD-Karten, USB-Sticks oder AUX-Eingänge ansteuern. Also mal schnell im Onlinekaufhaus nach brauchbaren Geräten ausschaugehalten. Eigentlich dürften so originale VW-Radios doch garnicht so teuer sein, dachte ich mir. Allerdings hatte ich mir natürlich das Gamma mit CD-Wechslersteuerung ausgesucht. Diese werden gebraucht bei ebay für bis zu 100 Euro gehandelt. Unglaublich. Das im Leistungsumfang wesentlich abgespecktere und für heutige Zeiten wirklich nicht mehr standesgemäße Alpha-Radio wird einem hingegen hinterhergeschmissen. Ich hatte jedoch das Glück günstig ein Gamma-Radio zu erstehen. Es lag beim Verkäufer die meiste Zeit ausgebaut im Schrank und musste nun weichen. Glück für mich. Als ich es schließlich anschließen wollte folgte wiederum ein erster Moment des Schreckens. Die Steckerbelegung der ISO-Stecker für die Strombelegung ist nicht mehr original und neben einiger anderer Bedrahtung wie GaLa und Beleuchtung auch die Belegung von Zünd- und Dauerplus vertauscht. Doch für einen Probleauf wird es reichen. Strom kommt an, solange ich den Schlüssel im Zündschloss stecken lasse. 



Der Klang war annehmlich. Es wird deutlich: VW hat Radio, Frequenzweichen und Lautsprecher eindeutig aufeinander abgestimmt. Ansehnlich passt sich die elegemant schlicht gehaltene schwarze Front mit grüner Beleuchtung stimmig ins übrige Interieur ein und auch der Radioempfang ist aufgrund der Phantomspeisung des Antennenverstärkers im Fuße der Antenne geringfügig besser, obwohl ich sagen muss, dass ich mir noch mehr versprochen hatte. An dieses Radio kann ich mich wohl gewöhnen. Nun steht einem Einbau fast nichts mehr im Wege. Doch erstmal direkt den Emulator anschließen und testen. Leider kam nach dem Anschließen außer einem dreimaligem Blinken einer Leuchtdiode keine Reaktion. Das Radio erkannte nichteinmal, dass ein "CD-Wechsler" angeschlossen ist und quittierte das Abspielkommando mit einer Displaynachricht "No CD". Das war wohl nichts. Auf der Suche nach Hilfestellungen habe ich sämtliche Bestückungsvarianten der einzelnen Medien ausprobiert, die Dateien in unterschiedlichsten kombinationen auf die Medien kopiert und neu benannt da hier oftmals verwirrung herrscht. Doch sämtliche Möglichkeiten schlugen fehl. Sehr enttäuscht von dem Produkt packte ich es wieder ein und schickte es zurück. Macht nichts, habe ich halt noch die gute alte analoge Kassette, die ich an meiner HiFi-Anlage bespielen kann. Kommt ja meinem anfänglichen Gedanken des bewussten Musikhörens abseits des MP3-Players doch wieder ein Stück näher. Doch auch hier bekam ich einen Korb. Nur ab und zu nimmt die Mechanik des Kassettenfachs die Kassette auch an und spiel sie ab. Es scheint, als sei die Mechanik in den vergangenen Jahren im Schrank durch die Nichtbenutzung etwas eingerostet. Mein Versuch das Radio zu öffnen (die Garantie durch das Siegel ist inzwischen eh verloschen), scheiterten bislang jedoch fehl da ich noch keine geeignete Möglichkeit gefunden habe ohne großartige Schäden am Gerät zu hinterlassen das ineinander vernietete Gehäuse schnell und einfach zu öffnen, zumal ich gestehen muss, dass mir bei so vielen "Rückschlägen" (und seien sie noch so klein) ansgesicht der im Moment knappen Zeit keine Lust mehr hatte. Es muss eine Zwischenlösung her. Nur Radio ertrag ich nicht, bei so viel Schund!

Zwischenlösung: Da war doch noch das MP3-Radio . . . . 

Im weißen Siebener-BMW war zum Schluss ein pottenhässliches MP3-Radio von Sony eingebaut, das mich auch jetzt noch immer aufregt. Klobig steht es im Passat einige Zentimeter aus der Mittelkonsole hervor, verdeckt den Blick auf die Schalterleiste dadrunter und sorgt auf seinem Display durch schnell wechselnde Werbebotschaften für epileptische Anfälle und erzeugt eine aufkochende Wut in meinem Inneren! WER PROGRAMMIERT SO EINE SCHEISSE? Selbst nach einigen Startversuchen bleibt das so! (Und ja, Dauerplus ist angeschlossen, das Gerät vergisst nicht!). Doch zurück zum Wesentlichen. Der Klang ist etwartungsgemäß schlechter als beim Original VW-Gamma-Radio jedoch durch erweiterte Equalizereinstellungen noch weitaus besser anpassbar als beim MD-Radio, so dass ich es vorrübergehend eingebaut lasse bis ich eine ultimative weitere Lösung gefunden habe. Bis dahin überklebe ich dieses Display! 


Aussicht wie es weitergehen könnte: Die 90er kommen zurück!
 
Im Keller befinden sich noch zwei Radios. Zum einen das Sony-Radio, das ursprünglich mal im weißen Siebener eingebaut war und zum anderen ein Kenwood-Radio, das damals im blauen Bulli meiner Eltern seine Dienste erfüllte. Beide jeweils Radio, Kassete und CD-Wechsler. Allerdings weiß ich schon jetzt, dass die beiden Geräte wohl nicht den vorbestimmten Klang des Gamma-Radios übertrumpfen können. Wahrscheinlich wird wohl kein Weg daran vorbeiführen mal auch einen Blick auf die Lautsprecher zu werfen. Doch dieses Kapitel ist dann wieder ein ganz anderes. Bislang musste ich mich noch nie mit Car-HiFi beschäftigen. Dass es allerdings ein so komplexes und verworrenes Thema ist, hätte ich angesichts meiner bisherigen Erfahrungen nicht gedacht. Bevor jetzt weitere Schritte unternommen werden, wird erstmal sorgfältig recherchiert und mit der Zwischenlösung gelebt.






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Absenden eines Kommentars bestätigst du, die Datenschutzerklärung (https://schlagzeilenkaefer.blogspot.com/p/impressum.html) zur Kenntnis genommen zu haben.

Mit Absenden deines Kommentars werden Name, E-Mail, Kommentar, URL, IP-Adresse und Zeitstempel in einer Datenbank gespeichert. Du kannst Deine Kommentare natürlich später jederzeit wieder löschen lassen

Indem du mir einen Kommentar hinterlässt, erklärst du dich AUTOMATISCH mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden!

Dieser Blog ist mit Blogspot erstellt und wird von Google gehostet.
Es gelten die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.