Montag, 17. November 2014

Doppelherz: Probefahrt in einem Hybridauto


Nachdem sich die Gelegenheit bot mal in einem Elektroauto platz zu nehmen, kann ich die Möglichkeit in einem Hybridfahrzeug ein paar Runden zu drehen natürlich nicht ausschlagen. Im Toyota Yaris Hybrid ging es auf Probefahrt durch die Stadt und über Land. Mal schauen ob der Hybrid überzeugen kann.


Also erstmal muss ich (wie immer bei "neuen" Entwicklungen") sagen das mir die Vorstellung eines elektrischen Hilfsmotors im Auto überhaupt nicht gefällt. Gerade bei mildhybriden hat die E-Maschine nicht genug Leistung das Auto aus eigener Kraft zu bewegen. Dafür schleppt man die ganze Zeit extragewicht in Form von Batterien und Motoren mit, was die möglichen Einsparungen wieder reduziert. Dieses Dilemma lässt sich kaum umgehen, schließlich liegt genau darin der Sinn des Hybriden, sparsamer als ein normales Auto und alltagstauglicher als ein E-Auto.


Für mich ist ein Auto mit effizientem und (ohne Hilfe) ausreichend leistungsstarkem Benzin oder Dieselmotor eigentlich die sinnvollere Lösung. Je länger die Fahrstrecke und je höher das durchschnittliche Tempo, desto weniger Vorteile erbringt der Hybridantrieb. Diese Einschätzung hat mich natürlich nicht davon abgehalten mal einen Hybrid probe zu fahren. 


Zunächst aber zum Basisfahrzeug; der Toyota Yaris ist ein typischer Kompaktwagen mit knapp 3,9m Gesamtlänge und fünf Sitzplätzen. In der ersten Reihe haben groß gewachsene Menschen ausreichend Platz in Höhe und Breite, wenn hinten auch noch Passagiere Platz finden sollen, muss man den Sitz allerdings schon ein gutes Stück nach vorne ziehen. Hinten und im Kofferraum ist natürlich nicht allzu viel Platz, aber für den normalen Einkauf und kleine Mitfahrer reicht es locker.


Obwohl das Auto ziemlich klein ist, kann man die Rückfahrkamera in der Stadt gut gebrauchen, mit den kleinen Rückfenstern und Kopfstützen im Blickfeld kann man so wesentlich entspannter einparken. Die leichtgängige Servolenkung und das (im Hybrid serienmäßige) Automatikgetriebe sind perfekt für den Stop and Go Betrieb zur Hauptverkehrszeit. Mit den bequemen Sitzen und dem gutmütigen Fahrverhalten könnte man aber auch mal etwas mehr Zeit hinterm Steuer verbringen. Bis hier hin könnte man auch von einem gewöhnlichen Yaris sprechen, der eigentliche Unterschied liegt unterm Blech und zeigt sich erst während der Fahrt.


Der Toyota Yaris Hybrid verwendet die gleiche Technik wie der Prius II, nur mit kleineren Baugruppen aufgrund der geringen Fahrzeuggröße. Rein elektrisches fahren ist somit für kurze Zeit und bis knapp 50kmh möglich. Doch sobald das Gaspedal etwas stärker durchgetreten wird, springt der Benzinmotor an und zieht mit. Das wirkt zu weilen etwas irritierend, wenn von jetzt auf gleich der Motor erwacht und direkt auf hoher Drehzahl läuft. Leider gibt es weder Drehzahlmesser noch Kühlwassertempersturanzeige, doch bin ich mir sicher das kein normaler Autofahrer seinem Wagen im kalten Zustand soetwas zumuten würde. Im Armaturenbrett befindet sich ein großes Display auf dem der aktuelle Energiefluss zwischen Motor Batterie und Rädern angezeigt werden kann, für die Mitfahrer sicher eine Interessante beschäftigung, aber für den Fahrer ist es im Endeffekt doch egal woher die Kraft gerade kommt die ihn Antreibt. 


Großen Einfluss auf das zusammenspiel der beiden Antriebe hat man ohnehin nicht. Allerdings wollen die meisten Menschen sich mit derartigen Problemen auch garnicht befassen, die Augen gehören auf die Straße und nicht auf die Anzeigen. Mit zwei Schaltern lässt sich vom normalen auf den energiesparmodus umschalten, aber so oder so wird aus dem Yaris keine Rakete, wobei das auch niemand erwartet hätte mit einer Systemleistung von 100PS bei 1,2t Leergewicht. Zusätzlich kann der rein elektrische EV-Modus gewählt werden, solange der Akku genug geladen ist und der Computer sein ok gibt. Egal in welchem Programm man gerade ist, bei spätestens Tempo 50 oder mehr als Halbgas wird der Benzinmotor wieder eingespannt.


Mit meinen noch frischen Erinnerungen an den Mitsubishi iMiev, ein reines Elektroauto, ist der Yaris zumindest bei niedrigem Tempo ziemlich ebenbürtig. Sobald man Gas gibt geht es erstmal still und zügig vorran, jedoch fehlen dem Motor ein paar Pferdestärken um wirklich flott zu sein und den Akkus etwas Kapazität um längere Zeit lautlosen Betrieb zu ermöglichen. Eigentlich nicht tragisch für den gedachten Einsatzzweck, aber schon nervig, besonders weil der Motor durch das Getriebe immer auf einer konstant (hohen) Drehzahl verweilt und sobald man vom Gas geht oder der Akku wieder etwas nachgeladen wurde, wieder ausgeht. So kommt ständig Unruhe ins Auto und beeinflusst den Fahrstil.


Das man seinen Fahrstil dem Auto und den Erfordernissen einer spritsparenden Fahrweise anpassen muss ist verständlich. Aber wenn man so beschleunigt, dass der Benzinmotor nicht einspringt, wird man schnell zum Verkehrshindernis. Wenn man diese Begleitumstände ignoriert kann in der Stadt sehr sparsam sein, aber auch Tagestouren bis zu einigen hundert Kilometern mitmachen. Damit ist man den meisten reinen Elektroautos klar überlegen. Durch die Bremsenergierückgewinnung beim Verzögern muss man die normale Bremse viel weniger benutzen und kann auf längeren Gefällstrecken den Akku ein Stück weit wieder aufladen. Ein Laden an der Steckdose ist bei diesem Fahrzeug auch nicht vorgesehen.


Mein Endfazit läuft darauf hinaus, das ein Hybrid wohl nicht die ultimative Lösung sein kann, das liegt einfach in der Natur der Sache zwei Antriebsstränge in einem Auto zu kombinieren. Im elektrischen Modus hat er nicht die Power und Reichweite eines echten Elektroautos, im Benzinmodus das gleiche und immer schleppt er das tote Gewicht des gerade nicht genutzten Antriebsstrangs mit sich. Aber wer viele kurze Strecken fahren muss und trotzdem nicht vor dem Problem der zu geringen Reichweite stehen will, kann hiermit seinen Kraftstoffverbrauch sicher verringern. Insgesamt muss jeder für sich und sein persönliches Fahrprofil selbst abwägen ob die Mehrkosten eines Hybridautos durch geringeren Kraftstoffverbrauch aufgefangen werden. Wenn nicht, rate ich entweder einen normalen sparsamen Wagen zu kaufen, oder ein Elektroauto /Plugin-Hybrid mit Rangeextender der die meiste Zeit wirklich rein elektrisch fährt und im Ausnahmefall (zb Urlaub) unbegrenzte Reichweite durch nachtanken hat. Ideal, aber für die meisten Menschen nicht praktikabel ist sicherlich eine Doppelgarage in der sowohl ein Elektroauto für die Stadt und Mittelstrecken sowie ein sparsames Langstreckenauto stehen.

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