Montag, 24. November 2014

Neue Bremsen für den CR-V!


Zum Fahren braucht ein Auto Öl und Kraftstoff, und zum Anhalten die Bremsbeläge. Während die ersten beiden Zutaten an jeder Tankstelle schnell nachgefüllt werden können, muss für die Bremsanlage schon etwas mehr Zeit und Geld investiert werden sobald sich die Vorräte dem Ende nähern. Wegen verschlissener Bremsen bekommt der Honda keine neue HU-Plakette zugeteilt, das ist der Beginn einer neuerlichen Schrauberaktion.

Auf den ersten Blick macht dieser 2009er Honda CR-V einen sehr gepflegten Eindruck und technisch sollte er auch gut in Schuss sein, schließlich hat er erst 65.000km auf der Uhr. Mit gutem Vertrauen in den Wagen ging es auf zur Hauptuntersuchung. Leider haperte es dort schon an den Grundlagen, die Beleuchtung war nicht in Ordnung und die Bremse am rechten Vorderrad löste nicht richtig. 


Die weitere Untersuchung blieb immerhin ohne zusätzliche Beanstandungen ab. Aber mit zwei erheblichen Mängeln kann man einfach nicht durchkommen. Also erstmal die 88€ Prüfgebühr bezahlen und wieder heimkehren. Hier kommen wir ins Spiel, da die Fachwerkstatt mehrere Hundert Euro für die Reparaturen verlangt, sollten wir versuchen die Probleme günstiger zu lösen.


Bei einer schnellen Sichtkontrolle und Probefahrt fiel auf, dass die Bremse einwandfrei verzögert und nur der ungleichmäßige Bremsbelagverschleiß an der Vorderachse wies auf ein Problem hin. Der lose Nebelscheinwerfer konnte sofort repariert werden, auch wenn dafür erstmal das Rad und der Innenkotflügel demontiert werden müssen. Ganzschön verbaut dieser Wagen, wahrlich keine gute Idee eine kaputte Glühlampe mal eben auf der Straße tauschen zu wollen. Dafür kann ich lobend erwähnen das dieser Honda (wie einige japanische Fahrzeuge) eine extra Wagenheberaufnahme vorne Mittig unterm Stoßfänger hat mit dem die komplette Vorderachse mit einem Mal angehoben werden kann. Sehr praktisch weil so das rumgehampel mit den Unterstellböcken erleichtert wird.


Der Bremssattel vorne rechts ließ sich auf seinen Führungsstiften einwandfrei bewegen und auch der Kolben kam, nachdem er einmal zurückgestellt war, wieder in Bewegung und kam wie gewünscht je nach Pedaldruck rein oder raus. Woher das Problem kam und ob es jetzt verschwunden ist, können wir nicht mit letzter Gewissheit sagen, aber wir beobachten das ganze weiterhin und kümmern uns gegebenenfalls darum.


Offenbar hat die Bremse an diesem Rad schon länger geschliffen, der äußere Belag ist kaum noch halb so dick wie sein Gegenstück auf der Fahrerseite. Doch mit neuen Bremsbelägen ist es leider nicht getan, wie die Kontrolle mit dem Messschieber zeigte sind auch die Bremsscheiben schon so weit abgefahren, dass sie nicht mehr wiederverwendet werden können. Dann eben das komplette Programm mit allem was dazu gehört.


Die Teile bekommt man im Internet für rund 180€, und das in Erstausrüsterqualität! So reduzieren sich die Materialkosten schon mal um 35% zum Kostenvoranschlag der Markenwerkstatt. Wenn nichts schief geht müsste die ganze Nummer in weniger als zwei Stunden ohne Stress und Hektik über die Bühne gehen. 


Als erstes muss wie immer wenn an der Bremse gearbeitet wird, das Auto aufgebockt und von seinen Rädern getrennt werden, dann sind der Bremssattel und die Bremsscheiben frei zugänglich. Mit einem 13er Ringschlüssel die beiden Schrauben lösen welche den Bremssattel an seinen Führungsstiften halten und diesen vorsichtig von den Bremsbelägen abhebeln.


Mit einem Stück Draht kann der Sattel am Federbein angebunden werden und hängt nicht an den Schläuchen. Danach folgt der Rahmen welcher Sattel und Achsschenkel verbindet, die beiden Schrauben haben 19mm Schlüsselweite und sind sehr schwer zu lösen, entweder hat man einen Schlagschrauber, oder man nimmt eine Hebelverlängerung zur Hilfe.


Beim CR-V sind die Bremssscheiben praktischerweise einfach auf den Radflansch aufgesteckt und mit zwei 6mm Schrauben gesichert, andere Autos haben Bremsscheiben die gleichzeitig Teil des Radlagers sind und mit etwas mehr Aufwand gewechselt werden müssen. Sofern die Schrauen sich lösen lassen, wird die Scheibe jetzt nurnoch vom Rost an ihrem Platz gehalten. Ordentlich Kriechöl und ein paar gezielte Hammerschläge sollten auch dieses Problem schnell lösen.


Bevor die neue Scheibe ans Auto kommen kann, muss nun die Auflagefläche am Radflansch penibel vom Rost befreit werden, andernfalls kann die Scheibe schief sitzen und eiert beim Bremsen, was das ganze Auto erschüttern würde. Die beiden kleinen Halteschrauben werden mit einem Tropfen Schraubensicherungskleber handfest angezogen.


Nun gilt unsere Aufmerksamkeit dem Bremssattelrahmen, welcher die Bremsbeläge festhält und den Bremssattel trägt. Die kleinen Führungsbleche welche auf dem Rahmen klemmen werden gegen neue aus dem Paket ersetzt, so sollen die Beläge reibungslos hin und her rutschen können und nicht anrosten, zudem werden Geräusche die durch zu losen Sitz der Beläge entstehen vermindert.


Sobald die Bleche aufgeklemmt sind (Führungsnasen beachten!) kann der Rahmen wieder montiert werden. Die Schrauben bekommen natürlich wieder ihren Schraubensicherungskleber und das vom Autohersteller vorgeschriebene Drehmoment verpasst (137Nm). Wenn die neuen Bremsbeläge eingesetzt sind, passt der Sattel nichtmehr darüber, da der Zylinder zu weit ausgefahren ist. Mit einem Rücksteller oder einem Stück Holz und einer Schraubzwinge lässt er sich einfach zurückdrücken. Wichtig dabei ist, dass die Gummimanschette am Zylinder nicht beschädigt wird und der Bremsflüssigkeitsbehälter im Motorraum nicht überläuft!

Mit neuem hitzebeständigem Schmierfett auf den Führungsstiften kann auch der Bremssattel wieder an seinen Platz gebracht und festgeschraubt werden. Wieder auf Schraubensicherungskleber und Drehmomente achten (Achtung! Es gibt zwei verschiedene Hersteller für die Bremssättel; Bosch-Sättel bekommen 30Nm, Nissin-Sättel 50Nm). Eine abgerissene Schraube ist genau so doof wie ein loser Bremssattel. Damit kann die Arbeit auf der anderen Seite beginnen und wenn alles fertig ist die Bremse getestet werden.


Dazu -wenn das Auto noch in der Luft steht und keine Räder montiert sind- das Bremspedal langsam durchtreten und wiederholen bis das Pedal einen festen Druckpunkt hat und sich nichtmehr weiter durchtreten lässt. Jetzt das Pedal wieder loslassen und kontrollieren ob sich die Bremsscheiben mit der Hand drehen lassen und ob irgendwo Bremsflüssigkeit austritt. Ersteres muss gegeben sein, zweiteres sollte bloß nicht passieren. Wenn hier alles in Ordnung ist können die Räder wieder drauf und die Probefahrt kann beginnen. Dabei zunächst aus langsamer Geschwindigkeit herunterbremsen und auf ungewöhnliche Geräusche achten -die hier verwendeten Bremsscheiben von ATE sind beschichtet und müssen erstmal freigebremst werden bevor sie richtig funktionieren. Andere Hersteller ölen ihre Scheiben vor dem Transport ein um Flugrost zu vermeiden, diese müssen vor dem Einbau mit Bremsenreiniger entfettet werden. Dieser Hinweis gilt für alle Arbeiten an der Bremse: kein Fett oder Öl auf die Bremsbeläge oder Scheiben gelangen lassen! Dies verringert die Bremswirkung.

Sobald die Werkstatt in der kommenden Woche das Licht nochmal richtig eingestellt hat, spricht nichts gegen eine erfolgreiche Nachuntersuchung und die Erteilung der Absolution für weitere zwei Jahre. Wie es gelaufen ist, werden wir hier berichten.

1 Kommentar:

  1. Was eine tolle Seite!
    Ich bedanke mich für die Info's!
    Eine Frage - mein Fahrzeug verbraucht fast so viel Öl wie Kraftstoff. Was mache ich falsch?

    Gruß Kevin

    AntwortenLöschen

Mit dem Absenden eines Kommentars bestätigst du, die Datenschutzerklärung (https://schlagzeilenkaefer.blogspot.com/p/impressum.html) zur Kenntnis genommen zu haben.

Mit Absenden deines Kommentars werden Name, E-Mail, Kommentar, URL, IP-Adresse und Zeitstempel in einer Datenbank gespeichert. Du kannst Deine Kommentare natürlich später jederzeit wieder löschen lassen

Indem du mir einen Kommentar hinterlässt, erklärst du dich AUTOMATISCH mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden!

Dieser Blog ist mit Blogspot erstellt und wird von Google gehostet.
Es gelten die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.