Montag, 8. Mai 2017

Vier Hochzeiten und ein Kabelbruch


Zu einer Hochzeit gehört auch ein standesgemäßes Vehikel um von der Kirche und dem Standesamt einen guten Eindruck zu machen. Wer keine Pferdekutsche oder Stretchlimousine nehmen will, kann sich auch im Oldtimer zur Eheschließung chauffieren lassen. Entweder muss man dafür ein Auto mieten oder man kennt jemanden der einen passenden Wagen hat. Nur blöd wenn dann kurzfristig die Hupe für den Autokorso nicht mehr funktioniert.



Dieser 1977 Opel Diplomat hat in den letzten Jahren schon einige Paare zur Kirche gefahren. Allein wegen den Platzverhältnissen auf der Rückbank ist so eine alte Cheflimousine dafür prädestiniert. Ordentlich große Türen und die Beinfreiheit erlauben selbst mit ausschweifendem Kleid noch einen bequemen Ein und Ausstieg. Unabhängig davon macht die Elektrik bei diesem Auto minimal Probleme, von den zwei Tellerhupen scheint nur eine zu funktionieren. Das klingt ziemlich kümmerlich und passt einfach nicht zum sonstigen Erscheinungsbild. Also raus mit dem Multimeter und schauen wo der Fehler liegt.


Aus der Tatsache das zumindest eine der Hupen noch funktioniert kann schon jetzt (vorläufig) geschlussfolgert werden, dass die grundsätzliche Stromversorgung in Ordnung ist. Wie die Schaltung genau aufgebaut ist schauen wir trotzdem nochmal im Werkstatthandbuch nach. Der Reihe nach: Vom Zündschloss kommt der Strom zum Sicherungskasten über die Sicherung der Hupe(n) nach vorne wo es sich der Weg zu beiden Hupen aufteilt. Die Massenleitungen der beiden Hupen geht zurück Richtung Innenraum und in die Lenksäule zum Hupenkontakt im Lenkrad. Sofern die Zündung eingeschaltet ist und den Knopf im Lenkrad drückt sollte man etwas hören. 


Zur Erleichterung der Fehlersuche und um die Nachbarschaft nicht mehr als nötig zu stören, wurden die Hupen erstmal abgestöpselt und an ihrer Stelle 50Watt Glühlampen angeschlossen. Die brauchen ähnlich viel Strom und machen keinen Lärm, außerdem können so die Hupen und der zugehörige Stromkreis separat betrachtet werden. Tatsächlich leuchten beide Lampen bei Betätigung auf, aber nicht so hell wie erhofft. Wie  die Messung zeigt kommen von den rund 12V Batteriespannung nur 9V am Verbraucher an. Das könnte in unserem Fall schon zu wenig sein damit die Hupen funktionieren.


Die nächste Stufe der Fehlersuche erfolgt direkt an den beiden Tellerhupen hinter der Stoßstange. Trotz der Position im Spritzwasserbereich sehen die Teile rein äußerlich noch nicht so verboten aus. Wie die leidige Erfahrung zeigt gehen Hupen trotzdem gerne einfach so kaputt, egal ob sie selten oder häufig benutzt wurden. Um diese Möglichkeit auszuschließen werden erstmal zwei fliegende Leitungen gebastelt die von der Hupe jeweils bis zur Batterie reichen. Wenn man nun die Kabel anschließt sollte man etwas hören. Auf der Beifahrerseite funktioniert alles, auf der Fahrerseite hingegen ist nichts zu hören. Kann das schon der Fehler gewesen sein? Bloß gut das im Ersatzteilefundus noch zwei identische Hupen aus einem Schlachtauto sind. Die sehen nicht nur besser aus, sie funktionieren auch.


Neuer Versuch mit den neuen Hupen; die eine funktioniert planmäßig, die andere liefert nur ein leises Brummen. Um die anderen Fehlerquellen auszuschließen wird jetzt mal die originale Plus-Leitung gegen eine fliegende Leitung direkt zur Batterie getauscht und die originale Masse-Leitung bleibt intakt: kein Unterschied. Also andersherum, mit den zwei Massekabeln zusammengefasst und auf den Minuspol der Batterie gelegt hört man beide Hupen mit voller Lautstärke arbeiten. So sollte es sein! Aber was genau verursacht diesen Effekt?


Meine Vermutung ist ein zu großer Widerstand im Massekabel, entweder ein Kabelbruch der zumindest noch ein bisschen Strom durch lässt oder der Kontakt im Lenkrad ist verschmutzt/verschmort oder sonst wie beeinträchtigt. Für eine einzelne Hupe ist es noch gerade so genug, aber für zwei starke Verbraucher reicht es einfach nicht mehr. Möglicherweise ist deshalb die eine der beiden Hupen abgeraucht, aber das spielt jetzt keine Rolle. Der Wagen muss repariert werden und das möglichst schnell und ohne die originale Optik zu beeinträchtigen. Meine Lösung erfüllt beide Anforderungen, auch wenn es nicht schön aussieht: die Hupen werden über ein Relais angesteuert.


Die Schaltung dafür ist eigentlich ganz einfach und lässt sich bei Bedarf später wieder spurlos entfernen. Hätte Opel vor 40 Jahren schon ein Relais verbaut, müsste ich mir heute nicht diese Arbeit machen. Das Relais schaltet beide Hupen über ein neues dickes Kabel den Masseanschluss (Pin30) auf den Minuspol (Pin87) der Batterie. Auf der Plus-Seite kann alles bleiben wie es war. Den nötigen Strom bekommt das Relais von den originalen Kabeln der Hupe (Pin85&86), bei der geringen Stromaufnahme zur Betätigung des Magnetschalters reicht der noch vorhandene Stromkreis aus.

So kann der Wagen wieder zurück auf die Straße gelassen werden und sich im Bedarfsfall schon von weitem Bemerkbar machen.

1 Kommentar:

  1. Schöner anschaulicher Bericht! Danke noch einmal für die Reparatur. Auf dem letzten Bild sieht das Auto aber arg rostig aus, ist es so recht gar nicht.
    Viele Grüße
    Christoph

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