Vom Omega zum Vectra und Astra ganz runter bis zum Corsa, so weit reicht die Modellpalette von Opel. Tatsächlich hat dieser Kleinwagen bis jetzt immer in unserem Portfolio gefehlt. Heute ist es endlich soweit und dieser Wagen bekommt frisches Motoröl und Bremsflüssigkeit verpasst. Bei der Gelegenheit lassen sich direkt mal die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Modellreihen abklopfen.
Wenn man vorher im Vectra A oder Astra F gefahren ist, erkennt man direkt mal die identischen Lenkräder und Bedienhebel für Blinker und Scheibenwischer. Selbst das Stoffmuster der Sitzbezüge ist irgendwo schonmal aufgetaucht. Die Schrauben der Nabenkappen lassen sich mit dem selben Sicherheitsschlüssel öffnen der schon meinem Omega zum Verhängnis wurde. Die Öl- und Bremsflüssigkeitssorten sind Opeltypische Hausmannskost: 5W40 und DOT4. In unserem Fall wurde direkt mal das gute vollsynthetische Schmiermittel gekauft.
Selbst bei einem gutmütigen 1.2l Vierzylinder Benzinmotor mit schmalen 45 Pferdestärken der jeden Tag zur Arbeitsstelle und zurück gefahren wird, lohnt es sich in qualitativ hochwertiges Motoröl zu investieren. Besonders wenn man im Zweifel eher mehr als 12 Monate mit dem Ölwechsel wartet weil die Kilometerleistung nicht so hoch ist. Ein Blick unter den Öl-Einfülldeckel zeigt die Folgen des ständigen Nahverkehrs; Schokoladenpudding im Zylinderkopf. Kondenswasser und Motoröl vermischen sich zu einer braunen Pampe, das sieht zwar schlimmer aus als es wirklich ist, aber so bleiben kann es trotzdem nicht.
Ohne großartige Verkleidung auf und unterm Motor können wir eigentlich direkt die Auffangwanne unterstellen und das Öl ablassen. Der besseren Zugänglichkeit wegen (und weil die Rampen ohnehin da sind) heben wir die Vorderachse an und legen uns unters Auto. Mit einem 19mm Schlüssel sollte sich die Ablassschraube ohne große Anstrengungen losbrechen lassen. Je größer die Auffangwanne desto geringer die Sauerei wenn das Öl im freistrahl austritt. Wenn hier alles abgelassen ist kommt direkt die Schraube mit neuem Kupferdichtring zurück ins Gewinde und wird mit maximal 55Nm angezogen. Basierend auf dem Kraftaufwand beim lösen der Schraube lässt sich auch ohne Drehmomentschlüssel relativ präzise das nötige Anzungsmoment erfühlen.
Kein Ölwechsel ist komplett ohne neuen Ölfilter und der kommt jetzt an die Reihe. Leider ist die Auffangwanne nicht groß genug um zeitgleich das Öl aus der Ölwanne und vom Filtergehäuse aufzufangen. Darum muss eins nach dem anderen abgearbeitet werden. Im Idealfall lässt sich der Filter mit den bloßen Händen lösen, wenn nicht ist man auf das passende Werkzeug oder etwas persönlichen Einfallsreichtum angewiesen. Egal wie man es letztendlich geschafft hat, der neue Filter wird mit bloßen Händen am Gehäuse festgeschraubt - mehr nicht! Ein Tropfen Öl auf der Gummidichtung hilft bei der Montage. Und dann können auch schon die nominell 3.5Liter neues Motoröl eingefüllt werden. Den letzten halben Liter kippen wir lieber in kleinen Schritten ein und lassen den Motor zwischendrin einmal laufen damit sich der Ölfilter füllt.
Bis jetzt war die Arbeit noch keine besondere Herausforderung für den geneigten Hobbyschrauber, auch der Motorluftfilter lässt sich ohne Probleme und mit wenigen Handgriffen erneuern. Der direkte Vergleich zeigt wie dringend nötig dieser Wechsel war. Als nächstes machen wir uns an den Austausch der Bremsflüssigkeit. Wie fast alle Wartungsarbeiten am Auto muss auch diese alle paar Jahre erneuert werden. Mit dem passenden Werkzeug oder einem Helfer ist es kein Hexenwerk aber wir müssen an dieser Stelle trotzdem nochmal drauf hinweisen das alle Arbeiten an Sicherheitsrelevanten Fahrzeugteilen nur durch fachkundiges Personal durchgeführt werden dürfen. Wer sich die folgenden Schritte zutraut muss selbst wissen was er tut!
Da die Bremsflüssigkeit komplett erneuert werden soll, beginnen wir vorne am Hauptbremszylinder, hier saugen wir die komplette alte Flüssigkeit ab und füllen neue auf. Hinten rechts muss nun das Rad weichen damit freier Zugang zum Entlüftungsnippel der Trommelbremse möglich ist. Mit einem 9mm Ringschlüssel lässt sich das Ventil öffnen und dann sollte Bremsflüssigkeit austreten. Achtung! Die Nippel reißen leicht ab und dann ist Holland in Not. Sofern alles funktioniert kann nun der Schlauch vom Entlüftungsgerät aufgesteckt und so lange gepumpt werden bis frische gelbe Bremssuppe ohne Luftblasen durch die Leitung fließt. Dann das Ventil wieder zudrehen. Zwischendurch immer mal wieder den Pegelstand im Hauptbremszylinder überprüfen. Der Behälter darf keinesfalls komplett leer laufen - dann gelangt Luft ins System und die wollen wir loswerden.
Vom rechten zum linken Hinterrad geht es weiter zum rechten Vorderrad. Auf diesem Weg wird die Flüssigkeit von der längsten Leitung aus immer weiter Richtung Ausgleichsbehälter erneuert. Das Prodzedere ist hier identisch zur Hinterachse. Sollte kein Entlüftungsgerät zur Verfügung stehen, klappt es auch mit einem zweiten Helfer und einem Stück durchsichtiger Plastikleitung die stramm auf den Entlüftungsnippel passt. Wenn der Helfer im Auto die Bremse drückt, öffnet man am jeweiligen Radbremszylinder das Ventil und die Flüssigkeit fließt durch die Leitung in ein Auffangbehältnis. Kurz bevor das Bremspedal den Boden erreicht wird das Ventil geschlossen und das Programm beginnt von vorne - so lange wiederholen bis auch hier nur noch saubere frische und vorallem blasenfreie Bremssuppe raus kommt.
Damit ist der Corsa vorläufig wieder fit für die Straße. Den leichten Ölverlust am Motor und Getriebe konnten wir zumindest erstmal abwischen. Mal schauen wie schnell da was neues austritt. Als nächstes ist die Hauptuntersuchung fällig und ich bin schon gespannt ob alles ohne Probleme klappen wird. Wenn nicht werden wir wohl bald noch mehr von diesem Corsa berichten können.
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