Erstmal müssen wir uns realistisch Fragen ob wir eher viele Menschen oder viel Material transportieren wollen. Davon hängt es ab ob eine kurze Fahrerkabine (2 oder 3 Sitzplätze) eine Mittellange Kabine (4 oder 5 Sitzplätze) oder eine viertürige Kabine mit fünf vollwertigen Sitzplätzen. Mit der größeren Kabine wird die Ladefläche im Normalfall entsprechend kürzer Ausfallen. Es sei denn man kauft sich einen amerikanischen Pickup, dort besteht deutlich mehr Auswahl an Ladeflächen- und Kabinenlängen. Den entsprechend größeren Platzbedarf beim Parken und Rangieren darf man dann natürlich nicht unterschätzen.
Das bringt uns zur nächsten Frage: europäischer bzw. asiatischer Pickup oder amerikanisch? Erstere sind einfach kleiner und meist günstiger im Unterhalt, die US Modelle dafür deutlich komfortabler, geräumiger und zumindest bei der Auslastung die sie auf unseren Straßen (legal) haben dürften, so überdimensioniert was Fahrwerk Rahmen und Antrieb angeht, das sie nicht so schnell kaputt gehen. Das Zahlt man dafür beim Kaufpreis, den Reparaturkosten und dem Unterhalt natürlich irgendwo alles mit. Für den permanenten schweren Anhängerbetrieb ist ein großer Motor und (hoffentlich) stabiles Automatikgetriebe sind dafür eine gute Kombination. Man muss sich nur die Spritkosten leisten wollen.
Neben dieser Glaubensfrage ob Benzin- oder Dieselmotor und Schalt- oder Automatikgetriebe muss man sich jetzt eigentlich nur noch aussuchen ob ein Modell mit Heckantrieb oder zuschaltbarem (oder permanentem) Allradantrieb gekauft werden soll. Billiger und sparsamer sind natürlich die 2WD Modelle, aber sobald es Winter wird oder auch nur mit viel Gewicht am Haken auf einer nassen Straße losgefahren werden soll, merkt man schnell wie wenig Traktion die Hinterachse beim Pickup hat wenn kein oder nur wenig Gewicht auf der Pritsche lastet. Wir leben nach dem Motto "haben ist besser als brauchen" darum würden wir dringend dazu raten diese Option mit zu kaufen.
Im aktuellen Fall will sich King Julian von seinem geliebten Volvo Kombi trennen und was neues altes haben. Das zwei Kindersitze auf die Rückbank passen müssen ist genau so obligatorisch wie der V8 Motor unter der Haube. Ein Diesel kommt nicht in Frage, die sind entweder zu alt und lahm oder zu neu und anfällig. Aber mit einer Autogasanlage sollte sich der Verbrauch noch bezahlen lassen. Ob Ford, Chevrolet oder Chrysler ist im Grunde egal. Solange Zustand und Preis zusammenpassen soll es wohl in Ordnung sein. Leider gibt es nur wenige gute Angebote die nicht komplett am anderen Ende der Welt sind. Aber irgendwann taucht doch eine potenziell interessante Offerte im Netz auf.
Ein champagnerfarbener Ford F250 XLT Super Duty von 2000 mit dem 5.4l Triton V8 und Doppelkabine und kurzer Ladefläche. Innen geräumig und außen halbwegs überschaubar lang. Mit Gasanlage und Sattelkupplung für einen großen Wohnanhänger. Letzterer ist leider nicht Teil des Angebotes. So fahren wir am Samstag morgen ins Ruhrgebiet um den Pickup anzuschauen. Der Verkäufer ist leider selbst nicht vor Ort aber wir haben den Schlüssel und dürfen auf dem Firmengelände herumfahren und die angeschlossene Lkw-Werkstatt benutzen. Das ist schon mal sehr wichtig um eine halbwegs verbindliche Aussage zum Zustand machen zu können. Natürlich erwarten wir keinen Neuwagen bei einem Nutzfahrzeug mit 25 Jahren und über 200tkm auf dem Buckel.
Wichtig ist der Zustand von Rahmen und Karosserie. Wir wollen keine Unfallspuren und möglichst wenig Rost sehen. Selbst wenn es noch viele Jahre dauern sollte bis irgendwas durchgerostet ist, macht es das Fahrzeug nicht besser. Eventuelle Spuren von aggressiven Offroadeinsätzen am Unterboden oder wilde Umbauten auf der Ladefläche und im Innenraum, gerade bei der Elektrik, sind auch absolut nicht das was wir sehen wollen. Dafür ist es einfach zu schwierig für ein altes amerikanisches Fahrzeug in Deutschland passende (gebrauchte) Ersatzteile zu beschaffen.
Da hier auf den ersten Blick und gemessen am Alter wirklich wenige Gebrauchsspuren zu sehen sind, machen wir weiter im Programm und starten mal den Motor. Das gelingt nur mit Starthilfe da er wohl schon etwas länger herumsteht. Trotzdem läuft die Maschine sofort rund und ohne komische Geräusche oder Vibrationen - das freut uns schonmal. Unterm Auto sind auch keine Pfützen zu sehen, also keine akuten Undichtigkeiten - wieder ein Pluspunkt. Die Probefahrt auf dem Firmengelände reicht immerhin aus um die Bremsen, Lenkung das Getriebe, den Allradantrieb und die Gasanlage zu testen. Alles funktioniert wie es soll, also weiter auf die Grube und den Unterboden checken. Bis auf einen undichten Auspuff und Flugrost finden wir hier nichts negatives. Die Reifen sind relativ neu und an der Vorderachse sind diverse Lager und Lenker bereits einmal ersetzt worden.
Bevor es an die Preisverhandlungen geht, lesen wir nochmal den Fehlerspeicher aus. Dafür haben wir extra ein Diagnosegerät mitgenommen. Dieses liefert uns nur die Information das ein ABS Sensor sporadisch falsche Werte liefert. Das schreckt uns nicht wirklich ab, liefert aber Futter für unsere Verhandlungen. Letztendlich wird man sich einig und die Papiere wechseln den Besitzer. Jetzt müssen wir uns nur noch darum kümmern das zulässige Gesamtgewicht von 3900 auf 3500kg abzulasten, sonst ist der Ofen nicht nur teurer in der Steuer und Versicherung sondern auch noch Mautpflichtig. Vom Lkw-Führerschein und der jährlichen Hauptuntersuchung ganz zu schweigen.
Der letzte große Schock kam dann nicht beim Tanken sondern beim Telefonat mit der Versicherung. Da erste Angebot lautet 2000€ für Haftpflicht und Teilkasko. Leider kann man seinen Schadensfreiheit-Rabatt vom Pkw nicht auf einen Lkw übertragen. Letztendlich fand sich dann aber doch eine deutlich günstigere Lösung. Jetzt beginnt ein neues und hoffentlich schönes Kapitel der Auto-Biografie. Sobald man sich an die Größe gewöhnt hat, fährt der Ford eigentlich ganz normal und macht echt Spaß.
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