Donnerstag, 18. August 2011

Epidemiologische Fleckfiebereingrenzung - Facelift für den Bimmer

 

"Ruck, Ruck, Ruck, Ruck, Ruck, Ruck, BÄHM" erschallt es beim Anlassen in der gesamten Nachbarschaft und schon unmittelbar nach dem "Urknall", (die Initialzündung) setzen sich sechs Reihenzylinder in Bewegung. Jeden Tag wieder aufs Neue. Auch wenn der BMW noch nicht ganz zum alten Eisen gehört, so hat er seine wilden Tage bereits hinter sich gelassen. Die Höchstgeschwindigkeit von 222 Stundenkilometern hat er das letzte Mal - soweit die Recherchen vermuten lassen - im Dezember 1994 erreicht, als in Bergabfahrt und Rückenwind die Tachonadel mit Anschlag die 250 Stundenkilometermarke jäh durchbrach. Erwachsen ist er geworden. Die Sturm und Drangphase ist überschritten und im heiteren Familienleben scheinen nun die ruhigen Jahre im vollen Verlauf zu sein. Doch die Spuren dieser aufregenden Zeit, sind geblieben. Die hohen Geschwindigkeiten peitschen regelrecht gegen die Front und so werden aus kleinsten Steinen Wurfgeschosse, die bleibende Eindrücke hinterlassen: Steinschläge. Nahezu die gesamte Vorderfront weist besagte Macken auf. Diese bieten natürlich dem gefräßigen Rost in Form seiner spezifizierten Version (Flugrost) die Möglichkeit sich auszubreiten. Doch wie behebt man Steinschläge? Am besten sofort, ansonsten breiten sie sich immer weiter aus. Wie in unserem Fall. Wir mussten nun die gesamte Frontpartie der Motorhaube lackieren.Dies gestaltete sich zunächst etwas schwieriger als angenommen, doch alles der Reihe nach. 

Bereits im vergangenen Herbst haben wir versucht die Roststellen winterfest zu machen um ein Ausdehnen zu verhindern. Hierfür haben wir mit einem Feinschleifgerät restliche Lack- und Rostpartikel an den gegebenen Stellen entfernt, um so an die Wurzel des Übel zu gelangen. Bis aufs Metal herabgeschliffen, konnten wir nun mit handelsüblicher Grundierung diese "offenen Wunden" "füllen" und provisorisch mit Klarlack witterungsbeständig machen. So hat unser Siebener den Winter überlebt und der Rost konnte sich nicht weiter ausbreiten. Doch nun war es schon längst an der Zeit dieses überfällige Provisorium zu beenden und professionellere Methoden anzuwenden. 

Ein Fleckenmeer. Anhand dieses Siebeners, ließe sich die
Aufschlafgwahrscheinlichkeit eines Steinschlags sicher sehr gut berechnen

Hierfür steht in jedem Fall am Anfang das Putzen und Waschen des Lacks. Dreck darf und soll nicht mitverarbeitet werden, daher müssen die zu bearbeitenden Stellen sorgfältig vorbereitet und vom Dreck befreit werden. Hierfür muss man nicht erst in die Waschstraße fahren, wenn es nicht gerade nötig ist. Es reicht partiell die Stelle zu säubern die im Folgenden angegangen wird. Aus diesem Grund haben wir vom SZK-Team uns mit einfachem Tensidwasser (Spüli) begnügst und recht feucht die Vorderfront der Motorhaube abgewaschen. Leider ist der Lack vom BMW bereits so stumpf und verwittert, dass einfaches Spüliwasser nicht ausgereicht hat um den Lack zu reinigen. Es führte daher kein Weg daran vorbei mit Lackreiniger aus dem Autozubehör die Außenhülle nochmal für die anstehende Prozedur vorzubereiten. Jeder Dreck, der hier noch in den Poren verbleibt, wird von den später darüberliegenden Schichten eingeschlossen. Sorgfältiges Arbeiten ist also Pflicht.

Hier die Arbeiten aus dem Vorjahr. Grau die Grundierung, 
dreckigiges braun die Rostumwandlerschutzschicht


Anmerkung: Nach 22 Jahren sammelt sich unter dem Logo auch schon der ein oder andere Dreck, der, vom Emblem geschützt, nicht beim Waschen erfasst wird. Man tut also gut daran, das Logo zu entfernen und auch dadrunter zu reinigen. Dies kann man beim Siebener ganz einfach machen, in dem man von unten mit einem Hammer gegen die zwei Noppen drückt und anschließend mit dem Schraubendreher das Emblem heraushebelt.

Nachdem nun der hartnäckige und grobe Dreck entfernt wurde, ging es darum, das Auto großflächig mit Zeitung abzukleben um die Gfahr auszuschließen, dass die Farbe versehentlich an Stellen landet, die nicht dafür vorgesehen sind. Einmal quer über die Motorhaube, die Kotflügel und die Scheinwerfer. Alte Tageszeitungen und Kreppband machen sich hier bezahlt. Der ausgesparte Breich muss nun angeschliffen werden. Der neue Lack braucht einen Untergrund, auf dem er halten kann. Damit die Haltefläche mehr "Grip" bekommt, muss diese mit sehr feinem Schleifpapier angerauht werden.

Anmerkung: Es geht nicht darum, den alten Lack vollständig zu entfernen. Bloß nicht! Er soll bloß eine rauhere Oberfläche bekommen. Also denkt daran, euer Feingefühl und die Feinmotorik einzuschalten. 

So viel Dreck kann sich unter dem Emblem in 22 Jahren ansammeln!


Da der Schleifstaub allerdings nun in den poren sitzt, sollte man nochmal feucht - ich betone FEUCHT, nicht triefend nass - den Staub aus den Poren wischen. Wenn man es allerdings mit solch verwitterten Lack zu tun hat, wie beim Siebener, kommt es auch nicht mehr darauf an nachzuhelfen. Bremsenreiniger trocknet den Lack aus uns ist daher nicht empfehlenswert. Was allerdings schon kaputt ist, kann nicht kaputter gehen. Deshalb  wollen wir ja über die Fläche den neuen Lack auftragen. Nachdem nun alle Vorbereitungen getroffen wurden, kann es losgehen mit dem eigentlichen Lackieren. Eine Spraydose im Autofarbton, haben wir kostengünstig im Autozubehörhandel erworben. Nach einiger Zeit des Schüttelns kann man in einem konstanten Abstand von ca. 20 Zentimetern die Fläche mit der Farbe besprühen. Hierbei sollte man genau darauf achten, wo man bereits war. Aber es sollten noch andere Schwierigkeiten auf uns zu kommen:

Anmerkung: Leute! Investiert ein paar Mark mehr in teurere Produkte. Diese kostengünstigen Sprühdosen sind fürn Arsch!!! Trotz mehrminütigen Schüttelns, kamen willkürlich Farbkleckse aus der Sprühmembran, so dass das Farbbild auf der Motorhaube auch eher wie hinge******** aussah. Hier ein Rotz Farbe und dort ein Rotz Farbe. Wie soll hier ein gleichmäßiges Sprühbild möglich sein?

Nachdem die erste Dose Farbe verbraten war und das Sprühbild wie oben beschreiben sehr beschränkt aussah, investierten wir in eine zweite Dose und mussten feststellen, dass diese ebenfalls mal hier und mal dort einen Klecks Farbe fallen ließ. Auch wenn Läufer (also der Auftrag von zu viel Farbe an einer Stelle) ausblieb, so sah die Haube recht fleckig aus. Das Fleckfieber ist also nicht überstanden, sondern hat nur seine Form geändert. So ein Dreck. Aber was soll man machen, nun muss das bester aus der Lager gemacht werden. Mit der zweiten Dose war es dann annähernd möglich die Flecken der ersten Sprühschicht zu beseitigen und so ein annähernd konstantes Sprühbild zustande zu bringen. 
Nach einer Stunde fiel unser Blick auf die Motorhaube und wir entdeckten, dass die Farbe getrocknet war - mitsamt Einlagerung: 

Hier die noch nicht behandelten, aber vorbereiteten Stellen!

Anmerkung: Es lag Staub in der Luft. Spätestens jetzt wissen wir, warum Lackierer in einer Kabine mit Absaugung arbeiten. Während der Trocknung hatte sich Staube/Erde/Sand (wie auch immer man das Phänomen der Wanderdüne auch bezeichnen mag) auf dem frischen Lack niedergelassen und lag wie Puderzucker, angetrocknet auf der obersten Lackschicht. Wie sollte man das da bloß wieder runterbekommen? Es bleib ja fast eigentlich nur übrig nochmal mit Schleifpapier darüber zu gehen, aber das wäre angesichts des frischen Lacks doch sehr brutal und würde unser Fortschreiten zunichte machen. Zumal bei einem neuen Versuch die Aussicht unwahrscheinlich war, dass bei einem erneuten Trocken der Lackschicht kein Staub festtrocknete. Nach ein paar Überlegungen griffen wir zum Frottierhanduch und rubbelten vorsichtig mit dem Baumwollfasergewebe die Stauboberschicht vom Lack herunter und polierten sogleich den Lack ein wenig. 

So matt-weiß sieht dann die Haube nach der zweiten Farbschicht aus! 

Nun folgt die Vorbereitung für den Klarlack. Der Klarlack ist die wichtigste Komponente bei der Lackpflege. Der Klarlack bringt die Farbe zum glänzen und schützt vor Witterung und anderen umwelteinflüsse (Vogelkot oder Ähnliches). Wichtig ist, dass der Klarlack in mehreren Schichten aufgetragen werden muss. Nach diesem Prinzip, kann der Lack seine volle Funktionsfähigkeit aufbauen - ein Mehrschichtsprinzip wie bei einer Zwiebel, zumal bei einem Zuvielauftrag an Farbe die Gefahr von Läufern besteht. Da die Schichten nun relativ dünn aufgetragen werden und das Wetter die Trocknungsumstände begünstigt hat, war es nach ungefähr 40 Minuten bereits soweit, dass die jeweils nächste Schicht aufgetragen werden konnte. Doch die Verarbeitung von klarlack ist nicht einfach. 

So schön kann die Haube glänzen, nach der zweiten Klarlackschicht!

Anmerkung: Besonders auf weißem Grund ist es nur sehr schwer zu erkennen, wo man bereits getroffen hat beim Sprühen und wo nicht. Die Konturen zeichnen sich nicht ab und da der Klarlack durchsichtig ist und die Farbe weiß hell ist, gibt es kaum Kontraste, die ein Orientieren ermöglichen. Im Gegenteil: Trotz dass man - wie übrigens immer bei solchen Arbeiten - im Schatten gearbeitet wurde, spiegelten sich in den Lücken zwischen dem Dreck der Himmel und die Wolken. Noch ein weiterer Grund, der für eine Lackierkabine spricht. 

Es werden insgesamt so viele Schichten angefertigt, bis dass die Haube wieder glänzt und sich die Fläche auch nach dem Trocknen so glatt anfühlt, wie nach einer Politur. Beim Siebener waren es jetzt zwei Schichten Alpinweiß II und 5 Schichten Klarlack. Es könnten jedoch noch weitere Schichten Klarlack aufgetragen werden. Schaden würden sie in keinster Weise. Doch dann war die Sprühflasche leer und eine neue nicht in so schnell in Reichweite, als dass wir diese Aufgabe haben fortführen können. Es wird also eine Fortsetzung des Kampfes gegen das Fleckfieber geben.

Anmerkung: Die Sprühflasche vom Klarlack war wesentlich besser als die der Farbe. Hier gab es nur ein Problem. Als sich die Flasche ziemlich dem Ende neigte, ließ die Sprühmembran die letzten Farbreste auch in Form von Klecksten auf die Motorhaube frei. Anders als bei der Farbe hat es in diesem Fall jedoch wirlichzu Farbläufern geführt. Dies ist sehr ärgerlich. Bei oberflächlicher Betrachtung von mehreren Metern Abstand fällt dies jedoch nicht auf. 

Zusammenfassend kann ich persönlich sagen, dass ich aus dieser Lackieraktion viel über den Umgang mit Sprühflaschen gelernt habe. Nicht jede Sprühflasche ist so wie die andere. Es gibt Unterschiede, besonders in Korrelation zwischen Sprühqualität und Preis. Ich bin mir sicher, dass bei den nächsten Arbeiten im Kampf gegen das Fleckfieber die Sprühergebnisse wesentlich besser aussehen werden. Hier sind die Flächen auch wesentlich kleiner, sodass hier auch hoffentlich keine Läufer zu sehen sind.

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