Montag, 5. Dezember 2011

Und ich hab es kommen sehen!

Ein winterlich finsterer Freitagabend auf dem Bahnhofsparkplatz ziemlich genau um 20 Uhr. Aufgrund des bekannten Gedränges und der bescheidenen Parksituation, die in der Regel auf ein Warten auf der Fahrbahn hinausläuft, bis der abzuholende Liebste endlich einsteigt und man sich wieder vom Parkplatz herunter quälen darf, wollte ich schon in einer Nebenstraße parken, was natürlich missglücken musste. Also ohne weitere Alternativen rauf auf den Parkplatz. Zwischen Fußgängern, Radfahrern, Bussen und Autos einmal quer durch den Gegenverkehr und hoffen, dass man komplett auf die Fahrbahn des Parkplatzes passt. Soweit so gut, der erste Schritt ist also geglückt.


Schon bald konnte ich auch den Spezialpassat-Fahrer entdecken, den es schließlich abzuholen galt. Gleich die ersten zwei Parkplätze auf der linken Seite auf deren Höhe ich stand sind "Behindertenparkplätze", von denen einer belegt war. Soweit so normal, also hoffen, dass ich entdeckt werde und nicht an den Rand fahren muss um dort von unhöflichen Mitmenschen versauert lassen zu werden, indem sie einen partout nicht wieder dazwischen lassen wollen. In dem Moment wo ich überlegt habe zum Handy zu greifen um besagten Grund der Fahrt auf meinen Standort aufmerksam zu machen gehen die Rückfahrlichter des parkenden Autos auf dem Parkplatz zu meiner Linken an. Zunächst machte es noch den Eindruck, als würde es irgendwie gelingen so dicht um die Kurve zu kommen, dass besagtes Auto neben mir zum Stehen kommt, dies erwies sich jedoch innerhalb von Sekunden als unrealistisch.

Ich hab es kommen sehen und noch voller Energie auf die Hupe gedrückt, ein verzweifelter Versuch das Unglück abzuwenden, doch gebracht hat es leider nichts. Das Knacken des Bleches an der hinteren Tür ging mir direkt in die Knie, die entsprechend am Schlottern waren. Mit ein bisschen hin und her schaffte ich es trotz Zitterns auf den freien ersten Parkplatz um mich mit dem Unfallfahrer über das weitere Vorgehen auszutauschen.

Die Tür ist auf einer Fläche von 20x20cm eingedrückt.

Doch was jetzt? In der Fahrschule vor immerhin mehr als fünf Jahren wurde da mal was erwähnt, aber was war das doch gleich alles noch? Okay, der Spezialpassat-Fahrer ist im Anmarsch und wird sicher helfen können, da er diese Erfahrung bereits machen musste. Einen kühlen Kopf behalten? Nach einem dieser Tage, an dem einfach alles in die Hose geht und ein Blechschaden als I-Tüpfelchen dazu kommt, irgendwie nicht richtig möglich. Erstmal tief Durchatmen und etwas zu schreiben suchen. Aber Stift und Papier im Auto? In der Handtasche hätte ich alles, aber die ist heute ausnahmsweise mal Zuhause geblieben. Okay, Studenten haben sowas doch sicher und tatsächlich konnte der Spezialpassat-Fahrer aushelfen. Aber was aufschreiben? Adresse und Telefonnummer sicher, aber sonst? Erstmal Papa anrufen, wozu hat man den denn sonst in solchen Situationen? Aber wie sollte es anders kommen, kaum ist jemand da, der einem etwas von der "Last" abnimmt, wird er Krisenbewältigungsmodus abgebrochen. Das es einen Unfall gab konnte ich noch mitteilen, aber dann war es irgendwie vorbei, also das Telefon schnell weiter gereicht. Wir sollten die Personalausweisnummer aufschreiben und das Kennzeichen, das war noch schaffbar, aber die Unfallfahrerin (Klischee: Türkin und BMW) hatte die Karte ihrer Versicherung natürlich nicht dabei.

Mit dem Versprechen, dass sie sich spätestens am Montag mit ihrer Versicherung in Verbindung setzt verabschiedeten wir uns. Im Nachhinein: Warum ist sie denn nun nicht weg gefahren sondern ist auf dem "Behindertenparkplatz" stehen geblieben und ist mit ihrer Beifahrerin im Bahnhofsgebäude verschwunden. Auf mich wartete zum Glück eine nervenberuhigende Lieferung von Lindt. Schokolade wirkt echt Wunder!

Was bleibt und was haben wir gelernt?
Erstmal sollte man nicht rückwärts fahren, wenn die Scheibe komplett beschlagen ist und man nichts sieht. Wenn schon ein Beifahrer dabei ist, darf man den auch bei 4 °C noch nach draußen schicken um ihn (oder sie) einen Blick auf die Abstände halten zu lassen und einem bei Gucken zu helfen. Dazu kommt, dass beschlagene Scheiben sich auf lange Sicht mit der Heckscheibenheizung entfernen lassen, bei akuten Ausparksituationen jedoch sehr viel schneller mit einem entsprechenden Schwamm oder auch einfach einem Handtuch, Taschentuch oder allem was man eben sonst so zur Hand hat. Für die Zukunft sollten sich Autobauer Gedanken über einen Seitwertsgang machen, der das Ausweichen ermöglicht, wenn nach vorne und hinten kein Platz mehr ist. Stift und Papier sollten dringend im Auto sein und bevorzugt einen festen Platz haben.

So soll er später hoffentlich wieder aussehen!

Wünsche für das nächste mal?
Erstmal hoffe ich sehr, dass mir keine Unfälle mehr passieren. Es ist ärgerlich und überflüssig, aber da ich wohl noch mehrere Jahrzehnte lang fahren werde stehen die Chancen wohl eher schlecht, dass mein Wunsch in Erfüllung geht. Alternativ wünsche ich mir eine Druckvorlage, die ich ausdrucken und ins Auto legen kann und auf der alles steht an das ich denken muss, sodass ich keine Sorge haben muss etwas wichtiges Vergessen zu haben.

2 Kommentare:

  1. Jetzt hat jeder im Schlagzeilenkäfer schon mindestens eine kleine Kotflügel-Verbiege-Aktion gehabt. Wenns mehr nicht ist können wir ja zufrieden sein. Wie wöre es den A4 mit Seitenmarkierungsleuchten zu bestücken, dann kann man ihn nichtmehr übersehen...
    Comickus

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  2. Bei null Rücksicht (im wörtlichen, wie im übertragenen Sinne) würden die aber auch nichts bringen. Da bräuchte man dann doch eher eine Flutlichtanlage, die dem Blindfisch das Gucken vollständig abnimmt. Wo keine Sicht ist, da sieht man auch keine Seitenmarkierungsleuchten.

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