Montag, 23. Januar 2012

Erste Ergebnisse: Auf Suche in der Familiengeschichte

Die Familiengeschichte aufzuforsten, geschieht oftmals in der Form, das Fotoalben durchblättert werden, die zuvor sorgfältig mit höchster Genauigkeit und Liebe zum Detail gestaltet worden sind, oder Dokumente betrachtet werden, die in irgendeiner Weise Aufschluss und Klärung über die Vergangenheit bringen. Das Schwelgen in Erinnerung kommt dann hinzu, wenn es sich um die eigene Lebensgeschichte handelt. Eher zufällig fanden sich nun auf dem Dachboden (fein säuberlich in einem Umzugkarton mit Überbleibseln aus dem Jugendzimmer meiner Mutter) ein Ordner wieder, in dem auch die automobile Vergangenheit deutlich wird.Feinsäuberlich in einer Klarsichtfolie abgeheftet, fanden sich zwei VAG Servicehefte des ersten Autos meiner Mutter - dem Käfer aus dem Hause Volkswagen. 


Meine Mutter hatte ihn von ihrer Schwester abgekauft - einen hellblauen Volkswagen Käfer. Ich hatte schon viele Geschichte rund um den Käfer gehört. Irgendwo in den Untiefen unserer Bilderalben und Fotokisten existiert ein relativ unscharf geschossenes Foto. Zusehen ist der VW Käfer von hinten, in der Hofeinfach des Elternhauses meiner Mutter stehend. Dies war bisher der einzige Nachweis, der mir - abgesehen von den vielen Geschichten rund um besagtes Auto - die Existenz dieses Autos bestätigte. Doch nun hatte sich das geändert. In den vergangenen Jahren ist der Ordner mitsamt Inhalt in Vergessenheit geraten. Von der Existenz dieser Servicehefte wusste keiner mehr. Auch nicht meine Mutter, die sie damals dort abgeheftet hatte. Grund genug herauszufinden, um welchen Typ Käfer es sich wohl wirklich gehandelt hat. 

Eine wichtige Frage lieferte direkt zu Beginn die Eintragung der Erstzulassung im Serviceheft unseres Käfers. Am 02. Oktober 1970 wurde unser Käfer das erste Mal für den Straßenverkehr zugelassen. Unzählige Rechnungen, Belege, Bescheinigungen und Berichte, machen den Durchblick in die Geschichte dieses Fahrzeuges nicht einfach. Dass hier ein Wartungsstau aufgekommen ist, kann man nicht behaupten. Eine Service-Inspektions-Rechnung vom 06. Juni 1973 belegt die Tätigkeiten des 10.000 Kilometer Wartungspaketes bei einem Kilometerstand von 29.200 Kilometern. Ein Bremsflüssigkeitswechsel für 15,70 DM, ist der teuerste Posten. Der Rechnungsposten "Kupplung: Spiel einstellen" für 3,40 DM - verrät viel über die Zeit. Heutzutage lässt sich am Kupplungsspiel nahezu garnichts mehr einstellen.

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Erstaunlich zu beobachten ist allerdings auch, dass bereits 1 Jahr und 1 Monat nach der Erstzulassung bereits der Entopf der Auspuffanlage defekt war und fachmännisch in der VW-Werkstatt ausgetauscht werden musste. Diese Kosten tauchen als Rechnungsposten ebenfalls auf der Rechnung auf und werden nicht unter Kulanz oder Rückruf behandelt. Ein sehr ärgerliches Unterfangen. Ob man hier vond er guten VW-Qualität sprechen kann? 

Gleich auf mehreren Rechnungen findet sich der "Austausch der Bremsleitungen" wieder. Nachezu in jedem TÜV-Intervall findet sich dieser Posten wieder. Etwas typisches Merkmal für den Käfer oder doch ein Montagsfabrikat? Zumindest hat sich das Problem mit den Bremsleitungen mit in die Zeit hineingezogen, als meine Mutter den Käfer gefahren hat. Eine dieser berühmten Geschichten handelt von einer Fahrt, bei der meine Mutter mit dem zwanzigmaligen Betätigen des Bremspedales erst zum Stehen an der Ampel kam. Die Anzahl an Tritten auf das Bremspedal werden von Mal zu Mal mehr, dass sie jedoch pumpen musste, um das Auto zum Stillstand zu bewegen, bleibt außer Frage. Ein sehr gefährliches Spiel mit dem Leben. Mehrere Rechnungen weisen die Reparatur der Bremsleitungen nach. Doch von langer Dauer, kann man hier nicht sprechen.

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 Schließlich war dies auch das ausschlaggebende Problem, weswegen sich meiner Mutter von dem Käfer trennte. Die Verkerhssicherheit war nicht mehr gewährleistet. Ständig war trotz Reparatur wieder ein Defekt am Käfer, der das Fahren nicht ermöglichte. Als zweites Abschiedskriterium vom Käfer war der immer weiter aufblühende Rost, der letztendlich soweit die Substanz vom Käfer aufgefressen hatte, dass bei einer Fahrt über Kopfsteinpflaster die Scheinwerfer vorne rausgefallen sind und auf der Straße hin und herkullerten. Der Rost hatte sich soweit durchs Blech gefressen, dass die Scheinwerfer hier keinen Halt mehr finden konnten. Mit dem verbleibenden Rest-TÜV, verkaufte ihn meine Mutter dann noch weiter. Inzwischen dürfte vom Käfer nicht mehr viel übriggeblieben sein. 

Doch die Servicehefte geben einen Anhaltspunkt über das einstige Leben als Prachtexemplar aus dem Hause VW über die Straßen rollen zu dürfen. In den kommenden Wochen wird sicherlich noch mehr über unseren himmelblauen Käfer zu lesen sein. Doch dazu müssen die unzähligen Dokumente, die dem Serviceheft beiligen katalogisiert und geordnet werden.

2 Kommentare:

  1. Ich glaube ich werd auch mal die Dokumente durchwühlen und schauen ob was von den letzten 35Jahren Familien-Autogeschichte auftaucht.
    Comickus

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  2. Na dann bin ich mal gespannt. Ob der Käfer dann immer noch einer deiner Traumwagen sein wird, wenn du dich da durch gewühlt hast. Lassen wir uns überraschen. Aber die Idee den vergangenen Autos hier ein kleines Denkmal zu setzten finde ich richtig schön.

    Lg Jakaster

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