Freitag, 22. Juni 2012

Ladungssicherungsspezial


Die sommerliche Reisezeit beginnt bald wieder, aber nicht nur dann stellt sich die Frage nach der Ladungssicherung. Es wird sich wohl jedem erschließen, dass die schweren Koffer oder die gewichtigen Einkäufe aus dem Baumarkt gesichert werden müssen. Durch eine familiäre Vorbelastung bin ich dabei doch recht pedantisch. Im Kofferraum wird alles von hinten an die Lehnen der Rücksitzbank geschoben, kleine Teile kommen in eine Klappbox, die Handtasche kommt in den Fußraum und nicht auf den Sitz. Ist der Kofferraum voll und es muss doch mal etwas auf die Rücksitzbank, so nutze ich die Anschnallgurte auch um einen Korb oder einen Rucksack zu sichern. Sicher ist nicht jeder so gnadenlos, doch wer denkt schon daran, dass der Hund, als geliebtes Familienmitgleid, im Auto im Prinzip Gepäck ist?

Auch wenn das Video nicht das Neueste ist, so verdeutlicht es das Problem doch sehr gut.


Im § 23 StVO heißt es zu den sonstigen Pflichten des Fahrzeugführers: "(1) Der Fahrzeugführer ist dafür verantwortlich, dass seine Sicht und das Gehör nicht durch die Besetzung, Tiere, die Ladung, Geräte oder den Zustand des Fahrzeugs beeinträchtigt werden. Er muss dafür sorgen, daß das Fahrzeug, der Zug, das Gespann sowie die Ladung und die Besetzung vorschriftsmäßig sind und dass die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs durch die Ladung oder die Besetzung nicht leidet."

Hieraus lässt sich also ableiten, dass der Fahrer zur Ladungssicherung verpflichtet ist. Jedoch sollte einem dies nicht nur der Gesetzgeber sondern auch der gesunde Menschenverstand oder auch der Physikunterricht sagen.

Menschenverstand: Ich schnalle mich an um mich im Auto um mich im Falle des Falles zu schützen. Meine Mitfahrer schnallen sich auch an. Wenn ich Kinder im Auto habe, so schnalle ich sie an oder helfe ihnen dabei. Warum also sichere ich meinen Hund nicht adäquat?

Physik: F = m*g Gewicht ist also Masse mal Beschleunigung. Gehen wir mal von einem Hund mit 10 kg aus, der auf der Rückbank liegt. Bei einer Geschwindigkeit von 10 km/h (Spielstraße) wird er also bereits mit 100 kg auf die vorderen Sitze oder die Windschutzscheibe auf. In der 30-Zone sind es schon 300 kg und im Stadtverkehr 500 kg. Doch welcher Hund wiegt schon 10 kg. Dies ist bei Hunden der Größe "S" der Fall. Ein Labrador hingegen bringt bereits zwischen 25 und 35 kg auf die Wage. Die Folgen wird sich jeder ausrechnen können.

Je nach Auto bieten sich verschiedene Orte an, die der Hund während der Fahrt nutzen kann. Zudem gibt es die verschiedensten Sicherungsmöglichkeite, die genau wie die Aufenthaltsorte Vor- und Nachteile haben.

Auf dem Schoß des Fahrers wird er sich sicher wohlfühlen, doch stellt dies natürlich keine Option dar. Zu groß ist die Behinderung des Bewegungsfreiraumes, aber auch die Ablenkung ist nicht zu verachten. Also: NICHT NACHMACHEN!!!



Der Beifahrerfußraum bietet sich an, weil man den Hund im Blick hat, doch lenkt dies natürlich auch ab. Zudem kann er schnell auf den Sitz springen oder ähnliches, was schnell zu kleinen Kämpfen führen kann. Solange er dort unten liegt gefährdet er zumindest andere Insassen nicht. Für den gelegentlichen Transport auf Kurzstrecken kann auf diese Möglichkeit also zurück gegriffen werden,  sollte aber nicht die erste Wahl sein und schon gar nicht der Normalfall sein. Mit Beifahrer oder auch bei Taxifahrten kann sich der Fahrer auf den Verkehr konzentrieren und der Beifahrer kümmert sich um das Tier.


Auf der Rückbank können gerade große Hunde bequem liegen und über den Rückspiegel hat man den Hund im Blick. Bei einer starken Bremsung fliegt der Hund jedoch als Geschoss durchs Auto. Um Dies zu verhindern gibt es die verschiedensten Sicherungs- und Rückhaltesysteme.
Zunächst einmal wären die sehr beliebten Schutzdecken zu erwähnen, welche an den Kopfstützen befestigt werden und somit ein langgezogenes "U" bilden, in dem der Hund liegt. Diese Konstruktion schützt zwar den Innenraum vor Verschmutzungen bietet aber weder für den Hund noch für die Insassen einen Schutz. In die gleiche Kategorie fallen Polster, die zwischen Sitzen und Rückbank angebracht werden um die Liegefläche zu vergrößern. Diese machen es bequemer aber ganz sicher nicht sicherer. Diese Möglichkeit kostet zwar nicht die Welt, bringt aber auch fast nichts.


Groß in Mode sind seit einiger Zeit Sicherheitsgurte für den Hund. Diese bestehen aus einem Geschirr, das wie ein Anschnallgurt funktioniert und auch genauso befestigt wird. Diese können in den "besseren" Ausführungen zwar die Insassen schützen, doch sind sie für den Hund sehr gefährlich, da er bei einem Aufprall beschleunigt und stark abgebremst wird. Gerade bei den Versionen für den Anschnaller ist der Bewegungsfreiraum noch recht groß, bei Isofixmodellen sieht es schon besser aus, da diese auf beiden Seite einrasten. Auch wenn die Handhabung sehr einfach ist, gibt es gerade aus Sicht des Hundes bessere Lösungen.
Besondere Gurtgitter können direkt hinter der ersten Sitzreihe befestigt werden und schützen so Fahrer und Beifahrer. Der Hund fliegt jedoch immer noch durch den Innenraum und auch die Rückbank kann nicht mehr genutzt werden. Auf- und Abbau sind zudem umständlich. Demnach alles andere als Ideal, aber gerade für Limousinen eine Möglichkeit den "unbrauchbaren" Kofferraum zu ersetzen.


Der Kofferraum bietet sich gerade bei Kombis und Vans an. Oft wird er einfach so genutzt, was wiederum die Gefahr des fliegenden Hundes birgt. Schon lange sind jedoch Trennnetze oder Gitter beliebt. Diese können jedoch gerade von großen Hunden durchschlagen werden. Greift man auf diese Lösung zurück sollte man unbedingt ein Gitter verwenden, dass vom Boden bis zum Dach geht, da die gerade geteilte Rücksitze und solche älterer Modelle beim Aufprall nachgeben können. Es ist jedoch zu bedenken, dass der Hund den Kofferraum zwar nicht verlässt, aber trotzdem schwer verletzt werden kann, da er zu viel Platz hat.
Transportboxen sieht man immer wieder in Kofferräumen. Dort fallen sie meist in Form großer Metallboxen auf, die den gesamten Kofferraum blockieren. Zwar brauchen sie viel Platz, doch bieten sie einen großen Schutz. Der Raum für den Hund ist begrenzt, sodass die Verletzungsgefahr reduziert wird. Je nach Kraft der Rückenlehne kann der Einsatz eines zusätzlichen Gitters sinnvoll sein. Statt einer massiven Gitterbox kann aber auch eine Flugbox verwendet werden. Diese muss jedoch ebenfalls gesichert werden. Zu bedenken ist hier, dass diese Boxen auf der Rücksitzbank Gefahrenpotenzial bergen, da die Seitenwände weniger stabil sind und somit besonders gesichert werden müssen oder gleich in den Kofferraum sollten. Flugboxen aus Kunststoff sind somit zwar leichter zu handhaben und könne auch als Schlafhöhle dienen, was für den Hund weniger Stress bedeutet, jedoch sind die massiven Boxen stabiler. Von Faltlösungen, die an Babyreisebetten erinnern ist abzuraten, da diese unzureichend stabil sind und keinen ausreichenden Schutz bieten.



Für kleine und/oder junge Hunde bietet sich ein spezieller Hundesitz an. Je nach Quelle gibt es diese für Hunde bis 9 kg aber auch für größere. Er wird entweder umständlich mit dem Anschnallgurt oder einfach mit Isofix auf dem Rücksitz befestigt. Der Hund wird dann ganz einfach mit einem Geschirr befestigt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Hund ist gut gesichert und zwar so, dass es zu Gunsten von Mensch und Tier geschieht, das Auto wird vor Verschmutzungen geschützt und die Kunststoffschale schützt das Tier vor einem Absturz. Auf Reisen ist zudem gleich ein fester Platz dabei, auf den der Hund geschickt werden kann. Da der Bewegungsfreiraum (aus Sicherheitsgründen) sehr stark begrenzt ist sollte dieses System von klein auf verwendet werden und eignet sich somit in aller Regel nicht für ausgewachsene Hunde, die dies nicht gewöhnt sind.

Die verschiedenen Rückhaltesysteme wurden ausgiebig vom ADAC aber auch von vielen anderen Institutionen und auch Fernsehsendungen getestet. Eine ausführliche und fachlich kompetente Beratung gibt es in Tierhandlungen und Fachgeschäften. Der Hund sollte in jedem Fall dabei sein, da die beste Sicherung nichts bringt, wenn er Stress hat, leidet und randaliert. Da es um ein Familienmitglied geht sollte an dieser Stelle also auf keinen Fall gespart werden! 

Der ADAC empfiehlt als Abschluss seiner Testreihe:
- Am sichersten ist die Transportbox mit richtiger Platzierung im Fahrzeug.
- Aus der Vielzahl der angebotenen Hundegurte ist das am massivsten gestaltete System gerade gut genug. Es sollte dem Tier eine nur geringe Vorverlagerung erlauben. Wesentlich ist hier auch eine feste Verbindung mit dem Gurtschloss auf der Rücksitzbank bzw. mit den Isofix-Haken zur Kindersicherung. .Die Hundegurt –Länge sollte sehr knapp bemessen sein und dem Tier nicht mehr Freiraum als bis zur Vorderkante der Sitzbank erlauben. 

1 Kommentar:

  1. Die Fotos sind alle gestellt. Wir packen den Hund natürlich nicht in den Kofferraum oder setzen ihn in ein Weidenkörbchen. Nur die Fußraum-Variante kommt für uns durch fehlende Alternativen in Frage. Vielleicht wäre dieser Hundesitz "Doggy Safe" eine Möglichkeit.

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