Ich hatte große Ideen von einem Schrottplatz und irgendwie war es so ganz anders. Mein Bild von einem Schrottplatz war von den Ludolfs geprägt, doch statt riesigen Haufen war alles ordentlich in Regalen gestapelt. Latzhosen und dreckige Hände gab es aber wirklich jede Menge. Doch die zwar langsame aber freundliche Bedienung, die einem im TV vorgegaukelt wurde war wohl doch den Kameras und den Scheinwerfern geschuldet, ist nicht Branchen üblich oder dieser Schrotti ist einfach nur einer, der den Ruf einer ganzen Branche zerstört.
Der Weg war schlecht beschildert, aber Comickus war schon einmal dort und konnte den Weg so gut erklären. Zu unserer großen Freude waren sogar noch freie Parkplätze vorhanden. Im Auto konnten wir so bequem das defekte Teil aus dem Audi ausbauen. Mal wieder ließ sich das Schiebedach nicht mehr öffnen oder schließen. Der Schalter ließ sich ohne Widerstand in jede beliebige Richtung drehen und so war es mit dem Reinigen der Kontakte in diesem Fall nicht mehr getan. Einfach die Abdeckung über der Lampe entfernen, zwei Schrauben entfernen, vorsichtig raushebeln und noch zwei Kabel lösen, fertig.
Mit dem ausgebauten Teil als Muster ging es los. Zunächst noch nett und freundlich wurden wir quer über den Hof in die dritte (VW) und vierte (Audi) Reihe geschickt um unser Glück zu versuchen. In langen Gängen und rings um der Schrottplatz herum lagen die Wagen zu sechst übereinander, aber jeder auf seinen eigenen zwei Haltern in hohen Regalen. So hatte ich mir das wirklich nicht vorgestellt. In den unteren zwei Ebenen machten wir uns auf die Suche. Zunächst brauchten wir ein Auto mit Schiebedach, denn alle anderen haben ja keinen Schalter. Dann musste es eine helle Innenausstattung sein, denn ein schwarzer Schalter im cremefarbenen Dachhimmel ist nun wirklich keine Lösung.
Schnell war der perfekte Kandidat gefunden. Ein Passat, der neben dem Schalter und der zugehörigen Lampe auch noch mit zwei Leselampen auftrumpfen konnte, die unserem Audi fehlen. Auch die Farbe passte. Mit ein wenig Suchen fanden wir einen Gabelstaplerfahrer, der uns das Auto aus dem Regal heben konnte. Irgendwie schien er sich in seinen Regalen nicht auszukennen, denn die Bezeichungen standen auf den hinteren Kotflügeln und er wollte uns zunächst das falsche geben. Kann mal passieren.
Mit den Schraubenziehern aus der Handtasche - jaha, aus der Handtasche - ging der Ausbau in Rekordzeit von statten und bis auf den Fleck auf dem Sitz war es recht angenehm zu arbeiten. In einem der weiteren Regale entdeckten wir noch einen grünen A4 mit einem großen "GB" Aufkleber. Da stand der Außenspiegel in greifbarer Nähe, aber grün passte nun wirklich nicht, lackieren lassen kostet Geld, mit einem Spiegel wäre es nicht getan und generell ist der Audi nicht mein Audi und sollte auf Dauer ausgetauscht werden.
Was wir jedoch noch entdeckt haben war eine Gurtführung. Diese war bei einem der letzten Werkstattbesuche zerbrochen. Der Meister hat es wohl nicht bemerkt und so oft ist man ja auch nicht zu viert unterwegs. Doch wo er die Führung jetzt schon mal da war wurde sie auch gleich noch mitgenommen.
Auf dem Weg zur Kasse haben wir uns dann überlegt, wie teuer es wohl werden soll. Das Bedienelement für das Schiebedach sollte laut Ebay zwischen 20 und 25 Euro plus Porto kosten, diese waren aber z.T. in sehr schlechtem optischen Zustand. Die Gurtführung kostet neu und komplett ebenfalls um die 20 Euro, wir hatten aber nur einen Teil ausgebaut, da die Befestigung in der Hutablage ja heile war und vor allem beige und nicht schwarz sein sollte.
Zunächst stellten wir uns an eine der "Kassen", doch hier wurden wir einfach nicht beachtet, also eine weiter zur nächsten, denn dort hatten wir zu beginn schon eine Auskunft bekommen. Hier heiß es dann 25 Euro plus 5 Euro für die Garantie für den Schalter inkl. Lampe. Da der Zustand wirklich klasse war zwar kein Schnäppchen aber irgendwo noch okay. Das Telefon klingelte und so gab es die Auskunft für die Gurtführung erst auf Nachfrage. Muss ich nicht stutzig werden, wenn Leute nach dem Bezahlen einfach stehen bleiben? Beim HPS offensichtlich nicht. Schließlich bekamen wir die Gurtführung ohne Garantie für 5 Euro.
Also ins Auto und die Errungenschaften testen. Bei der Gurtführung waren wir uns ja sicher, also ab damit in den Fußraum. Anders sah es da mit dem Bedienelement fürs Schiebedach aus. Er stammte aus einem Passat und nicht aus einem Audi. Form und Farbe waren passend, die zusätzlichen Leselampen ein echter Gewinn und der Zustand ein Klassenaufstieg. Leider besaß das neue Element keine Massebrücke sondern eine Platine um die Lampen mit Energie zu versorgen. So kam es dazu, dass es zwar in das Loch im Dachhimmel passte, aber oben ans Dach anstieß und auch mit Drücken einfach nicht passen wollte.
So mussten wir schweren Herzens die Garantie nutzen. 25 Euro zurück in die Geldbörse und 5 Euro dafür, dass wir es ausbauen durften und dem HPS arbeit abgenommen haben. Dafür haben wir ihm dann ehrlicher Weise gesagt, dass das Element zuletzt in einem Audi A4 gesessen hat. Manche Nettigkeiten werden eben belohnt, gelle?
Zurück zu den Autos und erneut nach Dachfenstern ausschau halten. In einem völlig zugesifften Modell fanden wir dann noch einen passenden Schalter. Leider war der Wagen so zugemüllt und verunstaltet, dass ein bedenkenloses arbeiten im Sitzen nicht möglich war. Flaschen mit zweifelhaftem Inhalt, Lichterkette, halbvolle Chipstüten und viel undefinierbares flog dort herum. Verrenkt und verletzt gelang es Comickus jedoch den Schalter auszubauen. Pottendreckig, aber funktionstüchtig.
An der Kasse dann die Ansage: Schalter ist Schalter und kost somit das gleiche. Erschreckend, wenn man bedenkt, welcher Zustandsunterschied und auch Funktionsunterschied zwischen den zwei Teilen besteht. Ohne zu Fragen quackelte der (un)nette Herr schon auf dem Teil herum. Ob wir eine Garantie wollten wurde wir gar nicht mehr gefragt. Durchstreichen war wohl auch nicht möglich, also noch einmal 30 Euro zahlen.
Im Auto dann die Probe aufs Exempel. Tatsächlich passte der Schalter nicht nur sondern funktionierte auch noch. Obwohl wir bekommen haben was wir wollten war aus der Vorfreude keine Freude geworden. Einfach nur überheblich und unfreundlich waren sie dort. Wer seine Monopolstellung so ausnutzt, dem bleibt nur zu wünschen, dass ganz ganz schnell Konkurrenz kommt und die Quittung nicht zu lange auf sich warten lässt.
Sollte ich nochmal einen Schrottplatz besuchen, so sicher nicht diesen. In einem anderen Teil unserer Heimatstadt gibt es noch einen weiteren. Dieser ist jedoch sehr viel kleiner und so sind die Erfolgschancen entsprechend geringer. Aber lieber so, als anders herum!!
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