Freitag, 1. Februar 2013

Assoziative Problemanalyse: Die Selbstlautbarkeit des Autos!


"Na?", fragt der Arzt das Kind und versucht mit einem freundlich aufgesetzten und lockeren Blick die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und dem kleinen Patienten die Angst zu nehmen. Dieser schaut jedoch nur verstummt und gebannt auf den weißen Kittel und so setzt der Arzt in vollpädagogisierter Betonung seinen Satz fort. "Wo tut es denn weh?" und anstatt - am Ende seiner Frage angelangt - die Betonung nach oben zu ziehen, verhallt der Ton seiner Stimme im Bodenlosen. Schließlich stellt er die Tatsache, dass dem Kind etwas geschehen ist nicht in Frage. Ansonsten wäre das Kind (natürlich in Begleitung der Eltern) wohl kaum in die Praxis gekommen. Abgesehen davon, dass man bei starken Schmerzen wahrscheinlich auch noch an den verweinten Augen des Kindes ablesen kann, dass etwas passiert ist. 

Wenn es beim Auto doch auch bloß so einfach wäre. Wenn ein Auto doch bloß sprechen könnte, dann wären manche Probleme sicherlich weniger problematisch. Doch hier verhält es sich nahezu umgekehrt. Nicht das Auto weint, sondern der Fahrer, der sich in rührvoller Sorge nachts im Nichtschlaf von einer Seite auf die andere bettet. Nicht selten steht man oft vor dem eigenen Auto (zumindest ergeht es dem Autor öfter so) und fragt sich, wo der Hase begraben liegt. Wo kommen diese Geräusche bloß her? Was für Symptome sind das und was zum Kuckuck sind die Ursachen?


Unverhofft kommt oft und im Zweifel auch noch öfter. So war es also nicht verwunderlich, dass das Quietschen des Siebeners wieder auftauchte. IEKU, IEKU bei jedem Huckel. IEKU, IEKU bei jeder Unebenheit. IEKU, IEKU immer dann, sobald das Fahrwerk sich horizontal bewegt. Was das wohl wieder sein kann? Lange habe ich mich gefragt, woher es kommt. Ganz klar, es muss irgendwo vom Fahrwerk kommen. Aber was genau am Fahrwerk kann solche Gräusche verursachen? Und zudem noch in so unterschiedlichem Coleur. Mal ein trockenes Knarzen und mal ein feuchtes IEKU. Ist es vielleicht wetterabhängig? Wohl kaum. Es zeigte sich bei jeglichem Wetter die gleiche Symptomatik.


Nachdem der Siebener nun auf dem Stoßdämpferprüfstand des TÜV Nord und beim Safety-Check der Dekra war, ließen sich die Probleme eingrenzen, allerdings hat dies auch nicht viel gebracht. "Hier steh ich nun ich armer Thor und bin so klug, als wie zuvor", sprach Faust schon in Goethes gleichnamigen Opus. Nahezu jedes Bauteil des Fahrwerks ist defekt. Die Hinterachse hat es am schlimmsten getroffen. Von hier aus ist auch das Quitschen und Knarzen zu vernehmen. Die Hinterachsaufhängung gibt den Geist auf, die Stoßdämfer haben den Kampf schon aufgegeben und das Achsgelenk hat so viel Spiel, wie es sich eine Truppe anarchistischer Kinder im laissez-fairen Nachtgewand der kleinbürgerlichen Engstirnigkeit nur wünschen kann. Da hier nun scheinbar alles aus dem Ruder läuft, kann auch so ziemlich alles für das Quietschen verantwortlich sein. Ein schwacher Trost. Zumal das finanzielle Ausmaß für eine Reparatur ungewiss ist. Wer weiß, wass sich auf den laubigen Schichten des Unterbodens noch für Überraschungen finden lassen?


Diese Schäden sind nicht in einer Nacht entstanden. Sie sind die Auswirkungen jahrelanger Witterung als Laternenparkfahrzeug, dem Alter und damit einhergehenden Verschließerscheinungen und einem Servicestau der letzten Jahre. Die Selbstverlautbarung des Autos sind also nur die Spitze des Eisberges und sind vielleicht schon die Hilfeschreie. 

Wir sollten uns alle ein Ohr nehmen, horchen und achten, ob unser Auto uns etwas mitzuteilen hat. Ein Wimmer kann man überhören, ein Schreien hinterher jedoch nicht mehr. 

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