Freitag, 26. September 2014

Die Kontrolle nicht verlieren - das ABS im Passat

Bei der Probefahrt mit dem Passat fiel auf, dass die beiden Kontrollleuchten für Airbag und ABS beide nicht leuchten, auch nicht während der Selbstkontrollphase. Zusammen mit dem Verkäufer konnten wir noch einen Wackelkontakt an den Lämpchen feststellen, der bei Berührung wieder verschwand und die Lampen zum Leuchten brachte. Allerdings bedeutet dies auch, dass die Leuchten wirklich die gesamte Fahrt über leuchten und demzufolge ein Fehler vorliegt. Ein unhaltbarer Zustand, der zulasten der Sicherheit geht. 


Erstmal ein großes Dank an den Spezialpassatfahrer, denn der hatte noch sein altes funktionsfähiges Kontrollleuchtenmodul übrig. Nach dem Austausch war klar, alle Lampen leuchten. Die Fehler sind akut. Wir testeten das ABS auf regennasser Fahrbahn aus. Schnell festhalten und in die Eisen steigen. Die Reifen quietschen und das Heck des Passats rutscht leicht aus. Eindeutig: Das ABS-System funktioniert tatsächlich nicht. Nun bestehen keine Zweifel mehr, es liegt ein Fehler im System vor. Fragt sich nur, welcher. Hätte ich jetzt noch einen Opel, so hätte man den Fehler sicher und bequem ausblinken können, der im System hinterlegt ist. Da es sich hier allerdings um einen Passat handelt, müssen wir schon härtere Geschütze auffahren und in eine echte Werkstatt mit Diagnosecomputer fahren um den Fehlerspeicher auszulesen. Also ab ins Auto und auf zur Werkstatt. Kaum angekommen war binnen weniger Minuten der Speicher auch schon ausgelesen und die Fehlersituation klar:  


Das Airbagsteuergerät erkennt sporadische Fehler im Zündkreis des Fahrerairbag. Der Mechaniker meint, dass dies durchaus an der geringen Bordspannung liegen kann, da die Starterbatterie beim Kauf ja bereits tot war, die Starthilfe Stromschwankungen im System verursacht und einige Steuergeräte hierdrauf zum Teil sehr empfindlich reagieren. Er löschte den Fehler raus und gab mir den Auftrag das Ganze weiter zu beobachten, ob der Fehler wieder auftaucht. Eindeutiger war hingegen der Fehler, der im ABS-System hinterlegt ist. Sowohl der Radzahldrehsensor hinten links als auch hinten rechts gaben laut Computer ein permanentes Signal aus. Der Geselle war zuversichtlich und meinte, dass mit Bestimmtheit beide Sensoren hinten hinüber sind und ausgetauscht werden müssen. 


Wieder zuhause angekommen wurde diese Vermutung direkt überprüft und bestätigt. Schnell die Rückbank hochgeklappt, die Steckverbindung auseinandergesteckt und gemessen. Die Widerstandsmessung ergab einen unendlichen Widerstand. Eindeutig defekt. Am selben Tag habe ich dann noch neue bestellt. Nachdem mir meine Werkstatt die Firma Metzger empfohlen hat, fiel die Wahl dann auch tatsälich auf deren Sensoren. Der Preis war auf jeden Fall attraktiver als eine Originalbestellung bei VW. Kaum zu glauben, aber am nächsten Tag waren die neuen Sensoren bereits da und warteten auf den Einbau. Doch dazu müssen erstmal die alten Sensoren ausgebaut werden und das hört sich wohl nur in der Theorie einfach an. Theoretisch müsste nur die Halteschraube gelöst und der Sensor herausgezogen werden. Allerdings ist über die vergangenen 19 Jahre der Sensor ziemlich festgegammelt und der Sensorsockel beim Versuch ihn zu lösen abgebrochen. Grandios. Also muss man die Sensorüberreste nun behutsam aus dem Loch heraushämmern. Doch durch die Löcher der Bremsscheibe, war der Sensor nicht zu finden. Also blieb uns keine andere Wahl als den Bremssattel zu demontieren und die Bremsscheibe abzubauen um dann an den Sensor zu gelangen. Doch hier fangen die Probleme erst an.  


Wie die beim Kauf angehängten Rechnungen belegen, hat der Passat zur letzten Hauptuntersuchung hinten neue Scheiben und Bremsen bekommen, sowie eine Entrostung des Bremssattels. In der Tat sahen Scheiben und Bremsen annehmbar neu aus, doch die Imbusschrauben waren alles andere als neu. Total abgenudelt und rund - hier hält kein Imbusschlüssel mehr. Grandios. Wie kriegt man nun die Schrauben los? Was war der bloß für eine Schrauberkaschemme, wo man solch verhunzte Schrauben wiederverwendet. Mit der Zange war uns ebenfalls kein Erfolg vergönnt. Die Schruabe musste wohl mit Schraubenkleber arretiert worden sein. Kein Wunder, wahrscheinlich hatte die Bude beim Anblick der Schrauben schon selbst ein schlechtes Gewissen und arge Bedenken und Probleme sie fest genug anzuziehen und entschloss sich hier nachzuhelfen. Letztendlich half nur ankörnern, und schlagen. Nach langer Überwindungskunst war die Schraube runter. DIE, können wir nicht mehr wiederverwenden. Also schnell noch bei VW anrufen und neue Schrauben bestellen, damit es morgen weitergehen kann. 


Der alte Sensor an sich war dann mit ein paar gezielten Schlägen doch draußen. Ein Kinderspiel. Nun musste allerdings noch mit der Rundfeile das Loch etwas geäubert werden, damit der neue Sensor fluffig-fest, aber geschmeidig reingeht. Über die Zeit oxidiert auch in solchen Ecken das Material. Eigentlich war nun alles fertig und wartete darauf wieder zusammengebaut zu werden, wenn da nicht noch die bestellten Schrauben von VW waren. Ohne diese können die Bremsen nicht zusammen gebaut werden. Dafür bleibt jetzt noch nug Zeit das neue Sensorkabel zu verlegen und in den Innenraum unter der Rücksitzbank durchzuführen. Also einfach das Alte aus der Führung raus und das neue eingebaut. Der Gummideckel für das Loch passte prima. Oben angekommen folgte jedoch das böse Erwachen. An den neuen Sensoren sind ja ganz andere Stecker als an den alten. Die neuen Sensoren haben runde Stecker und die alten Eckig. Wie kann das denn sein? Warum habe ich da nicht aufgepasst?! Sind das etwa doch nicht die Sensoren für meinen Passat? 

 

Doch, allerdings die vom Vorgängersystem, denn hier liegt eine Verwechslungsgefahr verborgen. Bis zum Modelljahr 1995 wurde im Passat das sogenannte Mark04 ABS-System verbaut. Zum Modelljahr 1996 wurde bei VW jedoch das neurere Mark20 ABS-System verbaut und im Zuge dessen auch die Anschlüsse geändert. Da mein Passat mit Baujahr September 1995 bereits zum Modelljahr 1996 zählt, ist hier nahezu um Haaresbreite bereits das neue ABS-System vom TYP Mark20 verbaut und benötigt die eckigen Stecker. Nun ist guter Rat teuer bzw nur einen Mausklick entfernt. Der Vorteil in dieser Hinsicht ist, dass sich vor mir bereits andere Leuchte ebenfalls Gedanken über diese Problematik gemacht haben und in einschlägigen Foren heiß darüber diskutiert haben. Letztendlich stand fest, dass die Sensoren an sich elektrisch gleich sind und nur der Stecker ein anderer ist. Dies brachte mich dann auf die Idee die Stecker einfach umzulöten. Mit den Steckern der alten Sensoren bastelte ich mir eine entsprechende Verlängerung, die ich dann an das Kabel des neuen Sensors lötete und mit Schrumpfschlauch gegen die Feuchtigkeit und Kurzschlüssen sicherte. Die Widerstandswerte liegen jetzt bei den funktionstüchtigen Sensoren (sowohl vor als auch nach dem Löten) bei etwa 1050 bis 1080 Ohm.

Nach einigen zittrigen Minuten, in denen das Lotzinn dampfte, war es dann geschafft und die vorletzte Hürde überwunden. Eine kurze Kontrolle? Nach dem Einschalten der Zündung blieb die ABS-Konrollleuchte noch an. Das ABS-System überpürft die Fehler wohl nur bei einer Fahrt, wenn die Impulse übereinstimmen. Doch Fahren ist ohne Bremse nicht möglich. Also heißt es jetzt nur warten, bangen und hoffen dass die Bestrebungen und Strapazen der letzten Stunden und Tage nicht vergebens waren. 


Am nächsten Tag Ernüchterung. Ähnlich dem Ereignis in der letzten Woche beim Vectra hatte VW meine Beschreibung der Schrauben am Telefon nicht richtig verstanden und die falschen Schrauben bestellt. Mit etwas Glück hat vielleicht unser Metallfachbetrieb im Industriegebiet die passende Schraube mit Spezialgewinde. Doch dort bekamen wir nur ein ratloses Gesicht und einen dezenten Rausschmiss. Er gab uns zu verstehen, mit solchen Sondermaßen nicht am Hut zu haben und er nur Schrauben mit metrischem Gewinde führt. Resigniert fuhren wir zu einem anderen VW-Händler und wollten die Schrauben bestellen. Es half ja nichts und sollte der Passat schnell wieder fahren, so war es das Beste die Schrauben besser heute als morgen zu bestellen. Zu unserer aller Verwunderung musste der Teilemeister die Schrauben jedoch garnicht bestellen. Er hatte sie auf Lager! Das nenne ich mal Lagerlogistik. Wissen welche Teile der Kunde beabsichtigt zu kaufen. Ich bin immernoch begeistert. Niemals im Leben hätte ich damit gerechnet, dass der jetzt die Schrauben auf die Theke legt. Ich bin schwer beeindruckt und gedenke dort öfter einzukaufen.

Wieder zuhause angekommen, nahm alles doch noch ein gutes Ende. Die Schrauben passten, die Bremse saß wieder und nach einigen Metern Probefahrt erlosch die ABS-Kontrolleuchte. Die Sensoren funktionieren - auch mit der Löterei. Und wieder einmal war diese Aktion ein Beweis dafür, dass alles anders kommt als man denkt und aus einer theoretischen halben Stunde praktisch drei Tage mit Wartezeiten für die Bestellungen wurden. 

Die Airbagleuchte leuchtet übrigens weiterhin - trotz neuer Batterie und gleichbleibender Bordspannung. Der Fehler muss also woanders liegen, doch das ist ein weiteres Kapitel in der Geschichte des zweiten SZK-Passats.

2 Kommentare:

  1. Aha, Fahrerairbag, unterbrechungen. Da würde ich erst mal auf das Kabel des Airbags im Lenkrad tippen.
    Der Airbag wird nämlich nicht per Schleifkontakt versorgt, sondern besitzt eine spezielle Leitung, ähnlich eines Flachbandkabels.

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  2. Wir wollen die Fahrerseite auch nicht vergessen. Da half auch kein Anbohren und mit dem Dorn gegen Kopf schlagen mehr. Stattdessen musste mit der Schruppscheibe auf dem Winkelschleifer der Schraubenkopf weggeschliffen werden. So konnte die Bremssscheibe samt Rahmen des Bremssattels abgezogen werden.
    Und zum Abschluss wurde natürlich das Radlagerspiel wieder korrekt eingestellt.
    Comickus

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