Freitag, 24. Oktober 2014

Der BMW mit Jodeldiplom - Das mysteriöse Geräusch Teil III

Nachdem die Öllachenproblematik beseitigt war, kam nun der wahrscheinlich schwerste Einsatz bei dem Unterfangen. Die Membrane (bei BMW Deckel genannt) musste ausgetauscht werden. Das Problem ist innerhalb der BMW-Gemeinde bekannt und sehr oft thematisiert worden. Allen Forenbeiträgen und Tausch- bzw. Reparaturanleitungen gemeinsam ist jedoch die Aussage aller, dass es eine friemelige Strafarbeit ist, um es gelinde auszudrücken. 



Der Deckel befindet sich gegenüber der Drosselklappe. Also unmittelbar mittig unter der Windschutzscheibe. Bis zur Spritzwand bleibt kaum eine Hand breit Platz zum Agieren und sorgt in allen Anleitungen für Probleme. Wahrscheinlich hat BMW deswegen in der originalen Reparaturanleitung auch empfohlen, das Getriebe abzusenken um von hinten die Schrauben zu lösen. Andererseits hat sich deswegen wohl die so genannte Zehnminutenreparatur etabliert, in der der Decke im eingebauten Zustand geöffnetund die Gummimembrane einzeln ausgetauscht wird. Doch hier brachte sich bei uns keine Besserung. Das Pfeifen/Quietschen/wasauchimmer war in veränderter Form immer noch vorhanden. Auch die Abgasschwaden hingen dick in der Luft. Unsere Zehnminutenmethode ist daher wohl gescheitert. Es hilft wohl doch nichts, außer den kompletten Deckel zu tauschen. Also Augen auf und Zähne zu!

Allerdings muss ich nun sagen, dass ihr das Wasser heißer gekocht wird als ich es empfunden habe. Klar gibt es günstigere Arbeitspositionen, aber so schlecht sind die Torxschrauben, die den Deckel halten nicht erreichbar. Die oberen vier waren nach wenigen Augeblicken mit der 1/4 Zollratsche herausgedreht. Schwieriger war es da schon an die unteren verbliebenen drei zu gelangen. Ein Schlauch der zum Wärmetauscher führt versperrt den Zugang. Allerdings haben auch hier schon fleißige Schrauber getüftelt und rumprobiert und haben dabei herausgefunden, dass man ohne Bedenken und Gefahren den störenden Schlauch abschrauben kann. Dieser führt im kalten Zustand kein Wasser. Maximal einige Tropfen fanden den Weg in die Freiheit. Dafür lies sich nun die Ratsche ansetzen und mit ein wenig Fingerspitzengefühl waren auch die letzten verbleibenden drei Schrauben gelöst. Endlich konnte der Deckel abgenommen werden. 


Der Anblick brachte nicht viel Neues ans Licht. Erst, als wir den Deckel öffneten sahen wir, dass die Gummimembrane wie erwartet gerissen war. Alles klar, hier war unser Eingreifen alles andere als überflüssig. Zu unserem Erstaunen, brachte aber der Blick in den Deckel noch weitere Überraschungen an den Tag. Im Deckel lagen verhärtete und spröde gebrochene Reste eines Gummis.Wahrscheinlich blockiert hier irgendwo noch ein Pfropfen den Durchfluss. Doch woher kommen diese Brocken. Angesichts der Tatsache, dass die Brocken zu groß sind um durch die vorhandenen Öffnungen in den Raum der Membrane gekommen zu sein, bleibt nur eine mögliche Überlegung im Raum bestehen: Hier hat schon mal jemand Hand angelegt und vielleicht die Zehnminutenreparatur durchgeführt. Folglich müssten dies die Reste der alten Membrane sein.


In diesem Fall scheint allerdings die Martkpolitik von BMW uns gerettet zu haben, da die Membrane nicht ohne Deckel geliefert wird. Es ist eine zusammenhängende Einheit unter einer Bestellnummer. Ein Umbauen war nun nicht mehr notwendig. Wir tauschten daher das komplette Teil. Doch beim Aufstecken des Deckels ist dann das unfassbare passiert, das als Nachteil einer solchen "Großwechselprozedur" immer auffallend häufig erwähnt wird. Das Rohr, das im Inneren der Ansaugbrücke vom Ausgang des Deckels die Entlüftungsgase nach vorne zur Drosselklappe führt hatte sich nicht nur gelöst und war aus der Führung gerutscht, sondern ist vor Freude über den Lichtblick im dunklen Tunnel gleich in der Mitte durchgebrochen. Das musste auch ausgerechnet jetzt noch passieren. Aber was soll es, teiletechnisch war diese Reparatur schon eh nicht günstig, der Teilevertrieb beim BMW-Service im Ort kennt uns schon mit Namen und auf einen Tag mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an. Bei der Gelegenheit können wir auch noch eine neue Drosselklappendichtung mitbestellen und ebenfalls austauschen. Am nächsten Tag waren die bestellten Teile bereits eingetroffen und es konnte weiter gehen. 
Mit Mühe und Not bekamen wir durch gekonntes Buchsieren des Rohres mit Adapterplatte den Aufsatz an die richtige Stelle. 


Bei der Gelegenheit bot sich ein Frühjahrsputz im Ansaugtrakt an. Diese ölverschmierten schwimmenden Pfützen am Boden müssen nun nicht zwangsläufig sein. Ziemlich eng der Ansaugtrakt. Aber mit einer zur Wurst geformten Tuchwickel konnte man grob die meisten Ecken erreichen. Auch die Drosselklappe hatte es bitter nötig. Ein ziemlich fester Ölschmier hatte sich an den Flächen festgesetzt. Doch mit einem Drosselklappenreiniger-Spray war auch dieser bald vergangen. Nun bloß aufpassen, dass beim erneuten Ansetzen des Deckels nicht wieder das Rohr bricht. Doch soweit kam es nicht. Alles verlief dieses Mal glimpflich und es konnte nun alles wieder zusammengebaut werden.


Der Rohr mit Ansatzplatte und der Deckel hinten sitzen und waren mit etwas Fingerspitzengefühl wieder leicht festzuschrauben. Nun konnte die gesamte Aufmerksamkeit vorne liegen. So bekam die Drosselklappe noch eine neue Dichtung und zur Sicherheit der Membrandeckel hinten neue Unterdruckschläuche, da die alten bereits Anzeichen von porösen Spannungsrissen an den Tag legten. Nicht, dass uns in den kommenden Tagen wieder eine derartige Operation bevorsteht.


Schlussendlich muss ich sagen, dass das Auseinandernehmen der vielen Komponenten am Motor das schlimmste an diesem Reparaturplan ist. Ungefragt würde ich jedoch zu jeder Zeit betonen, dass das Erneuern der Ventildeckeldichtungen viel aufwändiger ist, als der Austausch der Membrane. Ich empfand es zumindest als viel schlimmer. Entgegen der vielen Aussagen in den Anleitungen zum Tausch der Membran, sah man schnell ein Fortkommen. Bei den Ventildeckeldichtungen hingegen hatte ich stets das Gefühl auf einer Stelle stehen zu bleiben. Irgendwo war immer noch etwas, wovon man aufgehalten wurde. 

Der Testlauf verlief übrigens positiv. Es ist nun kein Geräusch mehr zu hören und der Wagen fährt super! Der Leerlauf ist ganz ruhig bei etwa 600 Umdrehungen und auch im Fahrbetrieb läuft der Motor unter allen Lastzuständen butterweich. Kaum zu glauben, dass ein solch kleines Stückchen Gummi eine derart große Auswirkung hat. Insgesamt hat die Reparatur - mit präventivem Austausch von alterbedingt "verbrauchten" Teilen- etwas mehr als 400 Euro gekostet und einige Nerven.

1 Kommentar:

  1. Spezialpassatfahrer24. Oktober 2014 um 14:06

    Wenn es nicht so teuer wäre....

    Wenn es nicht so teuer wäre, wäre ich ja dafür einen Motor nach einer gewissen Zeit immer genneral zu überholen.
    Aber da es nun leider so teuer ist, kommt es eigentlich nur bei Motorschaden oder einigen ausgewählten Oldtimern vor.
    Schade eigentlich.

    Vielleicht findet sich ja einmal ein Wagen mit einfacher Technik, der nicht viel Kostet und bei dem es auch nicht schade wäre wenn es mit der Überholung nicht klappt, den man mit Zeit, viel Eigenarbeit und nicht all zu viel Geld selbst generalüberholen könnte.

    Was kostet eigentlich so ein alter Polo 2F?

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