Freitag, 17. Oktober 2014

Der BMW mit Jodeldiplom - Das mysteriöse Geräusch Teil I

Als ich neulich Heim kam, wartete mein Vater bereits auf mich, und in Anlehnung an Loriot empfing er mich mit jenen verhängnisvollen Worten: "Das Auto quietscht!". Das ist ja schön. Ganz viele Autos quietschen, dachte ich noch so für mich und mir fielen direkt die Bremsen vom Passat ein die hin und wieder auch quietschen. Doch hier schien das ganze komplizierter, denn das Geräusch schien aus dem Motor zu kommen. Doch als er mir das Quietschen schließlich zeigen wollte, war es natürlich nicht mehr existent - Vorführeffekt. Es dauerte einige Tage, bis das Geräusch wieder auftrat und ich es auch hören konnte. Tatsächlich. Es war laut, ohrenbetäubend grell und hoch und schien wirklich aus dem Motor selbst zu kommen. Soweit so schlimm, aber welches Ausmaß dieses Quietschen annehmen sollte, das wurde dann erst im Laufe der letzten Wochen ersichtlich!


Nachdem wir anfänglich nicht wussten, wann genau das Quietschen entstand, ließ es sich zum Schluss immer leichter reproduzieren. Immer wenn das Auto warm war und man einige Kilometer fuhr, fing es zunächst eher leise und unterschwellig an zu "quietschen" und wurde zunehmend lauter und blieb dann auch konstant. Außer beim Gasgeben bzw. Beschleunigen. Also immer dann, wenn die Drosselklappe mehr Luft verarbeiten muss und sich das Auto in einem anhaltenden Beschleunigungszustand befand, verstummte das Geräusch. Aber richtig lokalisieren konnte man das Geräusch nicht. Es schien aus dem ganzen Motor her zu kommen und immer wenn man mit dem Ohr entlang des Motors gewandert ist, hörte sich die neue Stelle viel authentischer an als die alte. Ganz klar, dass hier etwas nicht stimmt und definitiv mit dem Motor bzw. mit der Drosselklappe zu tun haben muss. Zudem nebelte der BMW seit Neustem beim Kaltstart am Morgen die gesamte Nachbarschaft in eine dicke Abgaswolke. 

Angesichts der Tatsache, dass wir momentan eher wenig Zeit haben und in diesem Fall auch eher planlos vor dem Problem standen nicht zu wissen was zu tun ist, sollte es die Werkstatt richten. Zumindest schadet es ja nicht hier eine Meinung einzuholen. Also brachten wir den BMW in unsere Werkstatt um die Ecke. Doch diese konnte nach drei Stunden Fehlersuche nur feststellen, dass alles funktioniert und war auch eher ratlos. Das Geräusch haben sie zwar nicht reproduzieren können, haben es bei unserer Ankunft jedoch gehört. Die halbe Belegschaft hatte sich vor dem Wagen versammelt. Letztendlich sollten wir den BMW wieder mitnehmen und nochmal wiederkommen, wenn das Geräusch auftritt. Doch bereits auf dem Nachhauseweg trat das Geräusch wieder auf und zeitgleich lief der Wagen schlecht. Er schien nicht mehr auf allen Zylindern zu laufen und bockte vor sich hin. Auch im Stand merkte man das sehr deutlich. Schlagende Aussetzer, die sich in der gesamten Karosserie bemerkbar machten.


Wenn die Werkstatt schon nicht weiter weiß, dann müssen wir halt selbst ran. Und wie geht eine gute Werkstatt vor? Heutzutage wohl doch mit dem Auslesen des Fehlerspeichers. Doch das brachte auch nicht viel. Mehrmals war dort der Fehler "LR-Anpassung" hinterlegt, was nicht sehr aussagekräftig ist. Warum die Anpassung des Leerlaufs scheitert kann viele Gründe haben und dass er es nicht schafft, merkt man ja eindeutig an den Aussetzern. Aber warum kommen die jetzt auf einmal so plötzlich und nicht vor einigen Tagen zusammen mit dem Geräusch? Merkwürdig! Vielleicht doch zwei Fehler? 

Es hat ja auch immer positive Seiten einen gebrauchten BMW zu fahren: in den meisten Fällen hatten andere Fahrer bereits vor dir das selbe Problem und haben eine Lösung erarbeitet. Wie gut, dass es für den Siebener so eine gute Community gibt. Bei der Recherche stießen wir auf viele Probleme mit Geräuschen. Viel schlimmer war allerdings die Frage, wie man dieses Geräusch beschreiben soll. Ein richtiges Quietschen war es ja auch nicht. Die Suchergebnisse nach komischen Geräuschen konnten wir also mit Ausnahme von Fahrwerkskompontenten und Bremsen nicht weiter filtern. Doch schließlich gab es doch noch eine Verknüpfung zwischen beiden Problemen. Ein User postete, dass "LR-Adaption" häufig bei undichten Schläuchen oder defekten Luftmassenmessern auftritt, aber auch bei Problemen mit dem Kurbelgehäuse. Einige Beiträge behandelten ebenfalls das Quietschgeräusch und schuld war jedes Mal die Kurbelgehäuseentlüftung. 



Die Kurbelgehäuseentlüftung ist mir vom Omega her noch sehr präsent. Die Blow-By-Gase arbeiten sich an den Kolbenringen vorbei durch die Ölwanne hindurch und werden dann von dort auf Umwegen wieder zur Drosselklappe geführt, um diese mit zu verbrennen. Soweit, so einfach. Doch BMW hat hier weitausmehr konstruiert als einfach nur ein Rohr- und Schlauchleitungssystem zur Drosselklappe. Über einen Ölabscheider gelangen die Gase zu einem Gehäuse mit einer Gummimembrane, die wiederum die Abgase über ein Rohr zur Drosselklappe führt. Doch sollte bei uns etwa diese Membrane ebenfalls defekt sein? Liegt es überhaupt an der Kurbelgehäuseentlüftung? Es gibt eine einfache Möglichkeit dies herauszufinden. Als das Geräusch das nächste Mal auftrat, zogen wir den Ölpeilstab heraus und belüfteten den Motor quasi zwanghaft und so prägnant und penetrant das Geräusch eben noch erklang, war es mit dem Ziehen des Peilstabes auch sofort wieder verschwunden. Also eindeutig: Es liegt an der Kurbelgehäuseentlüftung. 




Doch wir standen nun vor dem nächsten Problem. Die Aussetzer wurden schlimmer und wurden schließlich so schlimm, dass der BMW garnicht mehr fahrbar war. Erst jetzt zeigten sich die Ausmaße, die die defekte Membran in den letzten Tagen mit sich brachten. Viele hatten in den Beiträgen bereits davor gewarnt, doch bei uns war es bereits zu spät. Wie sich herausstellte nachdem wir den Motor entkleideten und den Zündkerzenkanal aufschraubten, standen die gesamten Zündkerzen und Zündspulen zentimetertief im Öl. Jede Fritöse wäre stolz gewesen. Durch den höheren Druck der nun im Motorraum herrscht, hat sich das Öl an der 16 Jahre alten, verhärteten und spröden Ventildeckeldichtung vorbei gedrückt und hierbei - bedingt durch die Schwerkraft - den Weg in den Zündkerzenkanal gesucht. Das solch ölnasse Zündkerzen nicht mehr Zünden ist verständlich. Hier kann kein Funken mehr überspringen. 

Alles klar: Neben der Membran, die mit aller Wahrscheinlichkeit defekt sein wird, müssen definitiv auch die Ventildeckeldichtungen und die Zündkerzen ausgetauscht werden. Doch von diesem Abenteuer berichten wir im zweiten Teil, wenn verlorene Klammern und Klimaanlagennupsis einem die Haare zu Berge stehen lassen.

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