Freitag, 31. Oktober 2014

Grande Malheur im Citroen Traction Avant


Das Großstadtleben hat manchmal auch seine Vorzüge. Daheim im Dorf würde ich auf dem Weg zur Tankstelle wohl keinen gestrandeten Oldtimer auf einer vierspurigen Straße erleben. Allein schon weil es dort weniger Oldtimer und keine vierspurigen Straßen gibt.



Auf den ersten Blick und noch aus einiger Entfernung schien der Wagen mit leichter Schlagseite am Straßenrand nur eine normale Reifenpanne zu haben. Das Warndreieck stand vorschriftsmäßig hinterm Auto und der Fahrer stand auf dem Bürgersteig und telefonierte hastig. So weit so gut, nur handelt es sich hierbei nicht um irgendeinen Wagen sondern einen Citroen 11CV-B von 1952. Besser bekannt ist dieses Modell als Traction Avant oder schlicht "Gangsterlimousine".

Der Name und der besondere Ruf dieses Fahrzeugs stammen von seiner für damalige Zeiten (gebaut seit 1934) fortschrittlichen und sehr fahrdynamischen Konstruktion. Das Auto hat Vorderradantrieb und eine selbsttragende Karosserie, der damit einhergehende niedrige Schwerpunkt und die gute Traktion machte den Citroen (angeblich) besonders für Verbrecher als schnelles Fluchtauto attraktiv.

 

Dieser nicht verbrechertypisch cremeweiß lackierte 11CV kann im Moment jedoch nichtmal einer Politesse davonfahren. Wie bei genauerem Betrachten auffällt, steht das rechte Vorderrad schief im Radkasten. Beim Abbiegen auf der Kreuzung ist die Aufhängung gebrochen und die Schleifspuren auf dem Asphalt verdeutlichen das irgend etwas am Auto nun das Gewicht tragen muss, was normalerweise nicht dafür zuständig ist.

In diesem Zustand ist es nicht einmal mehr möglich den Wagen ein paar Meter an den Straßenrand und aus der Schusslinie zu bewegen ohne weiteren Schaden anzurichten. Was macht man in solch einem Fall? Man ruft seine Werkstatt des Vertrauens an!


An einem Freitag Nachmittag zum Berufsverkehr will man sicher keine Minute länger als nötig an dieser Stelle bleiben. Der ADAC könnte sicherlich auch ausrücken, aber aus eigener Erfahrung weiß ich das die heutigen Mechatronikergesellen und Meister nicht mehr das Wissen vermittelt bekommen was notwendig ist um ein 62 Jahre altes Auto wieder flottzumachen. Dann lieber die eigene Werkstatt anrufen und hoffen, das der Meister so gnädig und talentiert ist das gute Stück soweit zusammenzuflicken bis es wieder rollfähig ist.

Während er auf professionelle Hilfe wartete, geriet ich mit dem Fahrer ins Gespräch. Der Wagen und der feine Anzug (und die Mütze auf dem Armaturenbrett) ließen die Vermutung zu, das er nicht nur zum Spaß einen Oldtimer fährt sondern als Chauffeur damit Geld verdient. Wenn ich die Wahl hätte würde ich auch lieber solch ein Taxi haben als die aktuellen Leasing-Skodas. Besonders wenn es sich um ein solches Topexemplar handelt. Das der Zweiton-Lack noch der Erste sein soll kann ich kaum glauben, so markellos wirkt er.




Nach einger guten halben Stunden waren der Meister samt Verstärkung endlich vor Ort. Den Autoanhänger hatten sie gleich mitgebracht. Und zwei Wagenheber, Rollbretter, Spanngurte und etwas Werkzeug. Damit sollte es doch möglich sein das Auto wieder auf die Räder zu bekommen. Während der Wartezeit fuhr mindestens sechs Mal ein Streifenwagen am Havaristen vorbei ohne sich groß daran zu stören, erst beim zweiten Versuch blieb ein Polizist stehen und fragte nach ob es einen Unfall gegeben hätte.

Mit dem Rücken auf der Straße und Schmierfett an den Händen begann der Kampf ums Vorderrad. Als erstes musste das Auto wieder in normale Fahrthöhe gebracht und die Lenkung am Achsschenkel befestigt werden. Das Problem bestand nur darin das hier mehrere Komponenten zueinander und in einander finden müssen. Erst nach mehreren Anläufen gelang es dem Meister doch noch die Achse zusammenzubauen, nur war der Wagen jetzt antriebslos und musste geschoben werden.



Währenddessen kam auch der Chef vom Geschäft vorbei (natürlich auch mit einem Citroen Oldtimer) und übernahm das Blumengesteck und die Fuhre vom ersten Wagen. Er hatte auch den etwas stärkeren Sechszylindermotor und knapp 78PS. Dann ging es wieder zurück an die Arbeit. Nach fast 90 Minuten konnten die Reifen wieder auf den Asphalt gestellt werden.



Zu dritt schoben wir das Auto zum Anhänger wo die Seilwinde die Arbeit übernahm und die rund 1100kg auf den Trailer zog. Mit genügend Gurten gesichert ging es dann auf direktem Wege in die Werkstatt. Bevor die eigentliche Reparatur beginnen kann, muss allerdings erstmal das richtige Ersatzteil aufgetrieben werden. Und das ist manchmal doch leichter als gesagt. 

1 Kommentar:

  1. Monsieur Monsieur31. Oktober 2014 um 19:29

    Quelle merde aussi. Et bien sûr , quelque chose doit toujours se faire dans les mauvais moment .
    Heureusement , mais pas dans une poursuite en voiture. Puis la police les criminels serait certainement heureux , mais triste mort .
    Mais qui est la vie.

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