Montag, 5. Oktober 2015

#600: Hinterbänklerwochen beim Normalpassat

Wie wir schon vor ein paar Wochen beim Austausch der vorderen Stoßdämpfer feststellen mussten, war von der ursprünglichen Wirkungs- und Entfaltungskraft der inzwischen zwanzig Jahre alten Dämpfer nichts mehr zu spüren. Sehr matschig wirkte das alte Fahrwerk und in forcierten Kurvenfahrten mit leicht erhöhter Geschwindigkeit brachten wir an den Tag, dass mit den neuen Stoßdämpfern wieder ausreichend Straßenhaftung vorhanden ist und die Fahrt wieder straff vorwärts gehen kann. Allerdings gibt es an unserem Passat - wie wir feststellen mussten - neben einer nun aufgeforsteten Vorderachse auch eine stark hilfebedürftige Hinterachse mit Poltergeräuschen. Höchste Zeit hier Abhilfe zu schaffen und dem Heck etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Doch das gestaltet sich nicht so einfach, wie bei der Vorderachse . . . 



Bei jeder größeren, harten Unebenheit merkte und hörte man, wie vom Heck des Passats ein Schlag durch die Karosserie zog. Bei Kurvenfahrten merkte man dann doch ein wenig, wie das Heck etwas unmotiviert nachzog und mit einer gewissen Trägheit die Fahrstabilität negativ beeinflusste. Es ist jetzt also dringend an der Zeit gewesen auch die hinteren Stoßdämpfer zu tauschen. Doch dieses vermeintlich höllische Projekt, haben wir bislang erfolgreich prokastinieren können. Den VW-Ingenieuren sei Dank, muss man nichts weniger als die gesamte Kofferraumverkleidung ausbauen, um an die Verschraubung der Stoßdämpfer zu gelangen. Vielfach kann man daher in der Community lesen, welch ein Heidenaufwand dahinter steckt. 

Zunächst scheint sich dieser Eindruck auch zu bestätigen. Direkt das erste Bauteil das wir ausbauten, waren die Gurtführungen. Diese sind aus "massivem" Kunststoff und einfach eingeklipst. Mit einem Hebelwerkzeug sollte es also kein Problem darstellen, diese aus ihrer Position zu hebeln. Dachten wir zumindest, doch diese Gurtführungen sind hartnäckiger als gedacht. Es war nicht gerade sehr motivierend derartig viele Versuche und entsprechend viel Zeit für zwei schnöde eingeklipste Kappen zu benötigen, doch letztendlich hielten wir sie triumphierend in unseren Händen. Unzählige Schrauben später, war der Abbau der Kofferraumverkleidung dafür sehr zügig und Unfallfrei vorangeschritten. Mit freier Sicht auf die Innereien, konnte man unter den Anschnallgurten der Rückbank schon die Befestigungen der Stoßdämpfer erahnen. Aus der Innenperspektive, steht dem Ausbau nichts im Wege. Der äußere Ausbau des Stoßdämpfers am Achsträger zeigte sich hingegen bereits von Anfang an kooperativer, auch wenn hier die im Achsrohr befindlichen Muttern nur mit erhöhtem Geschick mit dem Maulschlüssel in Position gekontert werden konnte. Hier half uns ein kräftiger Sprühstoß aus der Kriechölflasche. Ein paar Augenblicke später, konnten wir die alten Stoßdämpfer mit einer Viertelumdrehung aus der Arretierungsaufhängung herausdrehen und dem Fahrwerk entnehmen. Ein Test der beiden Dämpfer bestätigte, dass hier jede Hilfe notwendig war: Die Dämpfer blieben zusammengedrückt. Eigentlich sollten diese - wenn auch langsam - sich wieder ausdehnen. Doch auch einige Tage danach verharren diese zusammengekauert in ihrer Position. 


Sowohl beim Ausbau, als auch beim folgenden Einbau, haben die neuen zweiarmigen Federspanner wiedermal wahre Wunder bewirkt. Anders als bei der Vorderachse, haben die Hinterachsfedern kaum Vorspannung. Nach wenig Drehaufwand, war die Fahrwerksfeder zusammengestaucht und bereit für den Austausch der erforderlichen Komponenten. Doch hier drin lag die eigentliche Schwierigkeit. Wie unser Standardteilelieferer im Dorf uns mitteilte, sind über den freien Teilehandel keine Austauschteile für die Hinterachse des Passats zu bekommen. Hier musste also der VW-Teiledienst bemüht werden, was sich von den zu befürchteten Mehrkosten jedoch in Grenzen hielt. Daher war das Federbein im Nu wieder zusammen- und eingebaut. Etwas in Geduld mussten wir uns jedoch üben, die genaue Einrastposition in der Arretierungsskulisse der Federbeinaufhängung zu finden. Hier war es sehr hilfreich, dass oben im Kofferraum jemand lotste und ansagte, wie das Federbein gedreht werden muss. 



Doch die mühselige Kleinstarbeit stand noch bevor: Die Kofferraumverkleidung muss noch wieder eingebaut werden. Wer beim Ausbau aufgepasst hat, ist klar im Vorteil. Aber auch so finden die Schrauben allesamt zu ihrem Vorbestimmten Ort zurück. Schlussendlich testen wir das Fahrwerksverhalten auf einer kleinen Probefahrt, ebenfalls mit forcierten Kurvenfahrten. Das Ergebnis ist verblüffend. Man merkt deutlich den Unterschied, so dass das Heck weniger passiv und träge als vielmehr unterstützend zum Halt der Straßenlage beiträgt. Ich als Fahrer bin jedenfalls sehr glücklich, diese Arbeit in Kauf genommen zu haben, denn das Ergebnis ist es Wert.

 

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