Montag, 29. Februar 2016

Inkontinente Servolenkung im Siebener BMW


Egal welches Auto zur Zeit auf den Hof fährt, jedes von ihnen markiert sein Revier. Manche mehr, manche weniger und keiner so viel wie der weiße 730i des Nikografen. Oder fast doch, jedenfalls tut ein gewisser orientblauer E38  gerade alles um in seine öligen Reifenspuren zu fahren. An allen Ecken und Enden sifft es im Motorraum, das wird eine Menge Arbeit für uns. Beginnen wir erstmal mit den einfachen Dingen wie der Servolenkung.

Nichtnur wegen der in zwei Jahren wiedermal fälligen Hauptuntersuchung und den Spuren im Hof wollen wir nun endlich mal die hydraulische Lenkkraftunterstützung vollständig trockenlegen. Bei der letzten Pegelkontrolle fiel uns auf dass sich im Servoölbehälter nur noch eine winzige Pfütze ATF befindet und was passiert wenn man mit zu wenig Öl im Hydrauliksystem herumfährt haben wir bereits in der Vergangenheit erleben müssen. Einfach den Behälter auffüllen ist jetzt nicht mehr ausreichend, wir wollen es lieber gleich richtig machen und das Problem an der Wurzel bekämpfen.


Da die Leitungen vom Ausgleichsbehälter hinunter zum Kühler und zur Servopumpe vollkommen verölt sind und wir sonst keine offensichtlichen Undichtigkeiten finden können, tauschen wir erstmal nur diese beiden Schläuche und hoffen das es einen Unterschied macht. Im E38 mit V8 Benzinmotor ist dieses Vorhaben schon ein bisschen fummelig, doch beim V12 wäre es sicherlich nochmal ein ganzes Stück schwieriger.

Bevor man auch nur einen Blick auf die Pumpe werfen kann muss erstmal die vordere Unterbodenverkleidung abgenommen werden. Diese ist lediglich mit ein paar Torxschrauben festgemacht die sich (hoffentlich) einfach lösen lassen. Wenn nicht wie in unserem Fall noch ein elektrischer Marderschutz daran befestigt ist, kann man die Wanne einfach abnehmen. Nun sieht man zumindest schonmal alles. Wirklich viel Platz zum arbeiten besteht dennoch nicht.


Wir stehen für diese Operation auf der Arbeitsgrube und können so bequem unterm Auto hantieren. Anderenfalls würde ich diese Aktion nicht durchführen wollen. Man hat das Öl sonst ganz schnell nichtmehr nur an den Händen sondern auf dem Kopf oder im Gesicht. Schutzbrille und Gummihandschuhe sind ab diesem Zeitpunkt wirklich notwendig, denn nun wird die Ablassschraube an der Pumpe mit dem 10mm Inbusschlüssel herrausgedreht. 

Mit einer kleinen Auffangwanne kann man den dünnen Strahl Hydraulikflüssigkeit gut erwischen. Allzu viel Öl befindet sich ohnehin nicht in der Leitung - besonders wenn die Anlage von Anfang an fast trocken war.  An der Pumpe sind zwei Schläuche angeschlossen; der untere dicke Schlauch zum Ausgleichsbehälter und der obere dünnere Schlauch zum Lenkgetriebe. Wir befassen uns dieses Mal nur mit dem kurzen Schlauch zum Behälter da die andere Leitung noch akzeptabel aussieht und wir vorläufig nicht noch mehr Geld für die nicht ganz billigen Ersatzteile ausgeben wollen. 


Mit einem Ringschlüssel und minimalem Krafteinsatz lässt sich die Hohlschraube lösen und ein weiterer Strahl Servoöl läuft aus. Nun begeben wir uns zurück an die Oberfläche und lösen den Schlauch der vom Kühler zum Ausgleichsbehälter läuft. Dazu muss die Schraube aus dem Niederhalter gelöst werden welche die Zu&Rücklaufleitung fixiert. Und wieder läuft ein kleiner Sturzbach aus der offenen Leitung in die Grube. (Zum Ende der Operation war sogar die Hupe verölt)

Ab jetzt halten nur zwei Muttern den Servoölbehälter an seinem Platz. Sind diese auch gelöst kann man zu zweit die Schlange aus den tiefen des Motorraumes ziehen. Auf der Werkbank lässt es sich bedeutend einfacher Arbeiten und die Sauerei ist nur unwesentlich größer. Die beiden Oetiker-Schlauchschellene lassen sich einfach mit der Kneifzange öffnen und schon sind die Schläuche ab.


Auf der Werkbank und im hellen Licht erblickten wir den (vermutlich) Grund für den starken Ölverlust; eine der Leitungen am Behälter ist fast drei Zentimeter weit eingerissen. Wenn der Motor läuft und die Flüssigkeit zirkuliert, kann sie hier austreten und verteilt sich im ganzen Motorraum. Natürlich tauschen wir jetzt trotzdem beide Schläuche, nicht dass wir die Arbeit ein zweites Mal machen müssen.

Bevor wir voreilig die neuen Oetiker Schellen aufpressen, bringen wir das ganze Gerödel zurück zum Auto und bringen alle Leitungen an den richtigen Platz. So sollten die Schläuche spannungsfrei und ohne Verdrehung sein, dann können wir den Behälter anschrauben und die Schellen festmachen. Solange man noch oben am Motor steht bietet es sich an direkt mal die Leitung zum Kühler anzubringen.


Nach ein paar Kraftausdrücken hat auch die zweite Leitung ihren korrekten Platz wieder eingenommen und kann mit einer neuen Hohlschraube und neuen Kupferscheiben festgeschraubt werden. Gerade bei Hohlschrauben ist das korrekte Anzungsmoment von großer Wichtigkeit; zu wenig und die Leitung ist undicht, zu viel und die Schraube reisst ab. Wir belassen es nach Vorgabe bei 35NM.

Zum Abschluss der Operation können wir jetzt einen Liter neues Servoöl einfüllen und den Motor starten. Nach ein paar Lenkbewegungen von Anschlag zu Anschlag sollte sich das System selbsttätig entlüftet haben. Währenddessen kontrollieren wir nochmal von unten ob alles trocken bleibt wie es soll. Vor der anschließenden Probefahrt wird alles nochmal abgeputzt und die Motorverkleidung installiert. Gute Fahrt!

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