Freitag, 8. April 2016

Rundum Bremsenservice am Golf Teil 1


Auch das zuverlässigste Auto braucht mal ein bisschen Zuwendung. So wie dieser VW Golf IV von 2003, nach jahrelangem Pendelverkehr sind die eine oder andere Servicearbeit fällig. Damit auch in Zukunft alles richtig funktioniert und die Hauptunersuchung gelingt, machen wir uns ans Werk.


Auf dem Plan stehen heute neue Scheibenwischer vorne und hinten, eine neue Radioantenne und die Bremsen an der Vorderachse. Die Beläge sind ziemlich weit abgenutzt und auch die Bremsscheibe hat keine ausreichende Dicke für eine Wiederverwendung - also einmal das komplette Set bestellen und einbauen.


Dieser Golf 1J1 hat den kleinen 1.4L Motor mit 75PS und eine entsprechend kleine Bremsscheibe (256mm Durchmesser), die grundlegenden Arbeitsschritte sind auch für andere Modelle mit dieser Bremsanlage verwendbar. Ausser einem Radkreuz, 7mm Inbusschlüssel, Kreutzschlitzschraubendreher und Kolben-Rücksteller braucht es kein besonderes Werkzeug. 

Mit angezogener Handbremse und gelockerten Radschrauben bocken wir die Vorderachse auf und sichern danach alles mit Unterstellböcken. Der Bremssattel wird von zwei Führungsbolzen an seinem Platz gehalten, um sie zu entfernen müssen die Staubkappen auf der Rückseite entfernt und anschließend mit einem 7mm Inbusschlüssel rausgedreht werden. Zusätzlich ist der Sattel unten am Träger eingehakt, ein bisschen Hebeln mit dem Schraubendreher zwischen Scheibe und Sattel sollte ihn dennoch befreien.


Sobald der Sattel aus dem Weg (und fixiert) ist wird die Bremscheibe rund um die Radnabe mit reichlich Rostlöser eingesprüht. Nach jahrelangem Alltagsbetrieb ist die Scheibe bombenfest angerostet und kann nur mit Hammerschlägen gelöst werden - und nachdem die kleine Halteschraube entfernt wurde! Mit der Drahtbürste kann nun die gesamte Radnabe entrostet werden um einen planen Sitz der neuen Scheibe zu gewährleisten.

Auch die Auflageflächen der Bremsbeläge (grün Markiert) müssen penibel entrostet und gesäubert werden, anderenfalls verklemmen sich nach einiger Zeit die neuen Beläge im Träger. Im Anschluss kommt auf die Kontaktflächen von Belag und Träger für optimale Schmierung ein bisschen Keramikpaste.


Dankenswerterweise hat VW den Bremssattelträger so konstruiert das die Scheiben gewechselt werden können ohne ihn abzubauen. So kommt die neue Bremsscheibe nach einer Dusche mit Bremsenreiniger an ihren Platz und wird angeschraubt, mehr als Handfest ist nicht notwendig, die Scheibe wird später von den Radschrauben gesichert.

Jetzt geht es weiter mit den Bremsbelägen, diese sind jeweils spezifisch für die Innenseite (mit Kolben) oder Aussenseite im Sattel. Die große Klammer gehört zur Kolbenseite und auf der Fahrerseite hat dieser Belag zusätzlich noch ein Kabel für die Bremsbelagverschleißwarnung. Damit die neuen Beläge überhaupt über die Scheibe passen muss der Kolben zunächst zurückgedrückt werden. 


Dafür haben wir ein spezielles Rückstellwerkzeug, in der Not tut es auch eine Schraubzwinge mit Holzklotz, wichtig in jedem Fall ist eine Kontrolle des Bremsflüssigkeitspegel im Ausgleichsbehälter - dieser sollte nicht überlaufen wenn der Kolben eingedrückt wird. Die dann austretende Flüssigkeit schädigt den Lack und muss undbedingt gründlich abgewaschen werden.

Nachdem der Sattel neu bestückt ist und seine Haltenase wieder richtig auf dem Träger sitzt kümmern wir uns noch kurz und die Führungsbolzen. Der Schaft wird von alten Ablagerungen befreit und mit neuem Schmierfett eingeschmiert, auf die Gewinde kommt ein bisschen Schraubensicherungskleber. Nun die Bolzen einfädeln und mit 30NM anziehen, Staubkappen drauf und fertig.


Zur abschließenden Probefahrt lassen wir den Golf zurück auf den Boden und betätigen ein paar Mal das Bremspedal im Stand bis die Kolben richtig anliegen und ein fester Druckpunkt im Pedal spürbar ist. Die erste Fahrt erfolgt mit größter Aufmerksamkeit für etwaige Schleifgeräusche oder klappern von losen Teilen. Dann folgt eine Reihe von gefühlvollen Bremsungen aus niedrigen Geschwindigkeiten (30-20, 40-50, 60-70kmh) bis kurz vor Stillstand. Gewaltbremsungen sollte man die ersten 200km vermeiden.

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