Manchmal ist es gar nicht verkehrt wenn im eigenen Hinterhof ein kaputtes Auto zum ausschlachten steht. Noch besser wird es wenn gleich zwei identische Modelle im Bekanntenkreis unterwegs sind und auf diesem Weg günstig mit Ersatzteilen in gutem Zustand versorgt werden können. Der Nikografen Siebener hat nach einer kleinen Kollision auf dem Parkplatz dringend eine kleine Auffrischung nötig.
Der Motorschaden am grauen 740i liegt mittlerweile schon über ein Jahr zurück und noch immer sind wir nicht fertig mit dem Ausschlachten. Entweder kommt etwas andere dazwischen oder es finden sich noch mehr Teile die doch noch mal brauchbar sein könnten und deshalb ebenfalls gerettet werden müssen. Immerhin sind die meisten Karosserie-Anbauteile an der Wagenfront schon demontiert.
So wandert ein linker Kotflügel in den Kofferraum und wird zum Lackierer des Vertrauen überstellt wo Anthrazit Grau zu Orient Blau umgespritzt und ein paar kleine Macken ausgebessert werden. Wenigstens brauchen wir uns nicht mit Rost oder alten Unfallreparaturspuren herumärgern. Für knappe 80€ brauchen wir uns nicht selbst die Mühe machen und versuchen den Kotflügel zu lackieren. Hinterher soll kein Unterschied zum restlichen Lack sichtbar sein und dieses Finish erreicht man nur mit dem richtigen Werkzeug und Knowhow.
Neben dem Kotflügel hat die Stoßstange den größten Schaden abbekommen und sitzt nun schief vorm Auto. Dank der Pralldämpfer sind trotz allem nur ein paar kleine Schrammen und die zerbrochene Abdeckung zwischen Stoßstange und Scheinwerfer zu beklagen. Wirklich ein schlaues Design; die Stoßstange kann sich ein ganzes Stück eindrücken ohne teure Karosserieverformung, lediglich die Dämpfer müssen erneuert werden. Zwei gebrauchte Exemplare vom Verwerter gibt es für unter 30€ frei Haus.
Nun sollen die neuen und weniger neuen Teile endlich ihren neuen Platz am Auto finden, doch dazu müssen die beschädigten Teile erstmal weg. Den Anfang macht der vordere Stoßfänger, anderenfalls kommt man nicht an die Schrauben des Kotflügels herran. Also rein mit der Hand in den Radkasten und beidseitig zwei Schrauben lösen, dann nochmal zwei etwas größere Exemplare links und rechts unterhalb des Kennzeichens und die Stoßstange ist lose. Sollte sie noch widerspenstig sein hängt vermutlich die Radhausschale noch fest, diese ist nur eingesteckt.
Da dieser E38 sowohl Parktronic als auch eine Scheinwerferreinigungsanlage besitzt, hängen noch einige Kabel und Schläuche am Stoßfänger. Wir haben uns die Demontage etwas vereinfacht und die Stoßstange einfach mit zwei Spanngurten vorne am Auto festgebunden damit die Leitungen nicht unter Spannung stehen und trotzdem alle Schrauben erreichbar sind. Das sind im einzelnen die drei Schrauben am Pralldämpfer und zwei Schrauben hinter und unterhalb der Blinker, diese werden mit einer Schraube festgeklemmt welche sich unter winzigen Plastikstopfen versteckt.
Neue Pralldämpfer können direkt eingesteckt und festgeschraubt werden, für die Kotflügel brauchen wir noch ein bisschen Geduld. Leider sind die Kotis relativ früh in der Montagestraße ans Auto gekommen und viele Karosserieteile hängen darauf und daran. Als der graue Siebener ausgeschlachtet wurde konnten wir uns selbst ein Bild davon machen wie verschachtelt manche Teile an diesem Auto sind. Mit diesem Wissen im Hinterkopf gehen wir behutsam an die Arbeit und versuchen keine Schraube zu vergessen.
Oberhalb der Längsträger sind die Kotflügel mit einer Reihe Schrauben festgemacht und am hinteren Ende stehen die Haubenscharniere ebenfalls auf ihnen. Also muss die Haube runter - zumindest das Scharnier komplett gelöst und dann vorsichtig angehoben werden. Aber Achtung! Die kleine Gasdruckfeder welche die Haube offen hält hat ordentlich Druck und will die Haube Richtung Windschutzscheibe drücken.
Weiter geht es an der A-Säule hier kann man viel Glück haben (so wie bei der Demontage am Schlachtauto) und die versteckten Schrauben mit Geduld und Winkelgelenken lösen ohne(!) die Tür abzunehmen, oder man hat Pech (so wie wir bei der Demontage am blauen Siebener) und die Tür muss runter. Das ist immerhin keine Strafarbeit - wie bei vielen Autos - sondern einfach nur schwer, da die Tür mindestens 30Kilo wiegt.
**** Exkurs: BMW E38 Türen ausbauen ****
Mit einem bereitstehenden Helfer und einem kleinen Hocker um die Tür kurzzeitig abzustellen steht einer Erfolgreichen Demontage nichts im Weg. Ausser Geduld und etwas Fingerfertigkeit braucht man kein spezielles Werkzeug.
Die Tür öffnen und das Fenster herrunter fahren. Mit einem Splintetreiber den Stift vom Türfangband an der A-Säule herrausschlagen. Die kleinen Schrauben im Türscharnier oben und unten herrausdrehen. Am oberen Scharnier muss mit einem Schlitzschraubendreher gegengehalten werden.
Praktischer weise kann die Tür nicht einfach herausfallen solange sie noch in den Angeln hängt. Man sollte bloß darauf achten sie nicht zu weit aufzureißen und auf den Kotflügel zu hauen. Nun kommen der Helfer und Hocker zum Einsatz. Zu Zweit die Tür anheben und auf den Hocker stellen, aber nur so weit wie es die Kabel zulassen! Um völlig losgelöst zu sein muss nun noch die Schraube des Kabelkanals entfernt werden und der große Stecker in der A-Säule (kommt mit samt dem Kabelkanal raus) abgezogen werden.
Zum Einbau einfach alles in umgekehrter Reihenfolge zusammensetzen. Eine neue Einstellung der Tür ist nicht erforderlich, solange die Scharnierböcke nicht verändert wurden sollte alles wieder passen.
**** Exkurs Ende ****
Mit der Tür aus dem Weg sind die zwei Schrauben an der A-Säule gut zugänglich und schnell gelöst. Das selbe gilt für den Seitenblinker welcher nur aus seinem Sitz in der Zierleiste herrausgehebelt und abgestöpselt werden muss.
Natürlich sind wir jetzt noch immer nicht fertig. Beim E38 sind die Kotflügel bis unter den Schweller gezogen und dort nochmals mit zwei Schrauben festgemacht. Diese erreicht man nur wenn die Kunststoff Schwellerverkleidung abgenommen wird. Ausser einer Schraube in der Radhausschale halten nur eine Menge Plastikklammern alles zusammen. Einfach mit dem passenden Maß roher Gewalt dran ziehen und ausklipsen. Kaputtgehen sollte dabei nichts, auch wenn man schon ziemlich dran rum biegen muss um mit der Hand an alle Schrauben zu kommen.
Jetzt ist es endlich (fast) geschafft! Mit einem Helfer der uns die Motorhaube anhebt können wir endlich den Kotflügel abnehmen und gegen unser frisch lackiertes Ersatzteil tauschen. Natürlich möglichst ohne Kratzer zu verursachen und mit gleichmäßigen Spaltmaßen rundherum. Das kann zwar einige Versuche kosten, aber wir haben es auch hinbekommen.
Für den Zusammenbau mussten wir in diesem Fall noch alle Zierleisten vom alten auf den neuen Kotflügel umtauschen und die Schweller-Befestiungsklipse einzeln wieder richtig zusammensetzen. Dafür hält alles wie es soll und abgesehen vom (im Vergleich zum restlichen Auto) makellosen Kotflügel ist kein Unterschied zum Ausgangszustand sichtbar. Viel Spaß beim Nachmachen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem Absenden eines Kommentars bestätigst du, die Datenschutzerklärung (https://schlagzeilenkaefer.blogspot.com/p/impressum.html) zur Kenntnis genommen zu haben.
Mit Absenden deines Kommentars werden Name, E-Mail, Kommentar, URL, IP-Adresse und Zeitstempel in einer Datenbank gespeichert. Du kannst Deine Kommentare natürlich später jederzeit wieder löschen lassen
Indem du mir einen Kommentar hinterlässt, erklärst du dich AUTOMATISCH mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden!
Dieser Blog ist mit Blogspot erstellt und wird von Google gehostet.
Es gelten die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.