Gestern noch in der Waschstraße gewesen und anschließend gründlich von innen gereinigt soll der Kobold am nächsten Morgen eigentlich einen kleine Ausflug unternehmen. Doch schon beim ersten Schlüsseldreh ist der Wurm drin: der kleine Motor ist ungewohnt laut und Dreht bis 4000 Umdrehungen hoch! Wenn man selbst Gas gibt bricht die Drehzahl zusammen und die Maschine schafft es kaum den Leerlauf zu halten. Nach ein paar Sekunden beginnt es aus dem Auspuff zu knallen und ploppen als würde er jeden Moment platzen. Was ist da nur los?
Der gründliche Blick unter die Motorhaube bringt direkt den ersten Anhaltspunkt; an der Lichtmaschine ist ein Kabel abgefallen. Nicht bloß der Stecker sondern das komplette Teil vom Gehäuse ist ab und hängt nun lose im Motorraum herum. Kann das schon alles gewesen sein? Probeweises aufstecken und festhalten sorgt zumindest dafür das die Ladekontrollleuchte wieder ausgeht und der Motor gefühlt minimal ruhiger läuft. Vielleicht auch nur wegen dem erhöhten Widerstand des nun wieder funktionierenden Generators. Mit einem Klacks Zweikomponentenkleber ist der Anschluss wieder fest.
Die Fehlzündungen und der hundsmiserable Leerlauf bei starken Vibrationen sind noch immer vorhanden. Augenscheinlich entweichen beim Krümmer die Abgase und somit auch Fremdluft in den Krümmer. Kurz dahinter folgt die Lambdasonde und misst nun falsche Werte, vielleicht reicht das schon aus um den Motor so schlecht laufen zu lassen und sorgt für die lauten Fehlzündungen. Dann schauen wir doch mal unter das Hitzeschutzschild und prüfen den Abgaskrümmer.
Vom Omega war/bin ich es gewohnt das dieser 1. regelmäßig krumm wird und 2. beim Ausbau immer ein oder zwei Stehbolzen abreißen - IMMER. Entsprechend wenig Lust bestand diese Arbeit nun am Renault durchzuführen. Ein erster Blick auf die äußeren beiden Kanäle brachte leider keine guten Neuigkeiten: der Krümmer ist von mehreren Rissen durchzogen und teilweise schon fast komplett durchgebrochen. Auf der Innenseite vom Hitzeschutz kann man gut die Spuren vom Abgas erkennen. Da muss Ersatz her.
Bis der neue Krümmer mit der Post angekommen ist, können wir uns schon mal darum kümmern das alte Teil abzubauen. Nach den festgegammelten Muttern vom Hitzeschutz bin ich besonders vorsichtig und mit dem WD40 nicht sparsam. Unter Zuhilfenahme eines 10mm Ringschlüssel und einem Zweiten Schlüssel als Hebelverlängerung ließen sich tatsächlich alle 7 Muttern ohne große Probleme lösen. Nun steht nurmehr die Verschraubung am Hosenrohr unserem Vorhaben im Weg. Doch mit ein paar langen Verlängerungen und Winkelgelenken klappt auch das - wobei wir schon ziemlich tief in die Trickkiste greifen mussten. (tiefe 10mm Nuss, Adapter von 1/4' auf 3/8', Adapter von 3/8' auf 1/2', Winkelgelenk, lange Verlängerung, 1/2' Knarre)
Zusammen mit dem neuen Krümmer orderten wir auf Verdacht auch neue Zündkerzen und Auspuffmontagepaste. Niemand weiß wann Erstere zuletzt erneuert wurden und die Paste könnte helfen die konische Verbindung am Krümmer dicht zu bekommen. Ein paar Tage später fanden sich alle Teile ein und die Reparatur konnte fortgesetzt werden. In der Zwischenzeit waren die offenen Auslasskanäle mit Putzlappen verschlossen damit nichts in den Motor gelangen kann.
Der Einbau des neuen Krümmers verlief ähnlich reibungslos wie schon der Ausbau. Im Vergleich zum ersten Ölwechsel bei diesem Auto eine echte Kleinigkeit. Alle Stehbolzen sind heile geblieben und so bleibt nicht viel mehr zu tun als die neuen Muttern gleichmäßig von innen nach außen mit 25NM anzuziehen. Nur beim Hosenrohr brauchte es zwei Anläufe und die Montagepaste bis der Krümmer auch wirklich ganz dicht war. So wurde der Motor zwar schon deutlich leiser, aber wirklich gut lief er immer noch nicht.
Also weiter mit den Zündkerzen, auch wenn das Motorsteuergerät keine Probleme mit der Verbrennung meldet. Die vier Funkenspender kosten keine Unsummen und wären wohl früher oder später routinemäßig ersetzt worden. Bei (wieder) kaltem Motor lassen sich die Kerzen leicht herrausschrauben, aber nicht bevor der umliegende Bereich gründlich mit Pressluft ausgeblasen wurde! Ohne den Hitzeschutz sind die Kerzen leicht zugänglich und entsprechend schnell lief der Wechsel. Zündkabel wieder aufstecken und Probelauf; immer noch nicht richtig - aber der Motor nimmt besser Gas an. Kein Wunder bei den verrusten Kerzen, wobei die Zündkabel auch mal ersetzt werden könnten.
So langsam gingen uns wirklich die Ideen aus und der Transport in die Werkstatt des Vertrauens stand zur Debatte. Doch halt! Eine Möglichkeit gibt es noch: offene Socken! Mit anderen Worten, der Motor zieht irgendwo Nebenluft an die vom Lufmassenmesser nicht registriert wurde. Ähnlich wie im Auspuff kann auch hier durch ein Luftleck die Motorsteuerung aus dem Konzept gebracht werden. Meist entstehen diese Lecks durch undichte Vakuumschläuche und Anschlüsse der Ansaugbrücke. Doch dieser Renault ist mal wieder etwas spezieller als andere Autos.
Der Luftfilterkasten und die Drosselklappe bilden eine Baugruppe die zusammen abgenommen werden kann, die Ansaugbrücke verbleibt am Motor. Beide Hälften werden ineinander gesteckt und sollten dann eigentlich dicht sein. Eine Verkettung von Umständen sorgte nun dafür das hier Luft eindringen konnte. Grund 1: doofes Design, Grund 2: fehlende Schraube am Luftfilterkasten, Grund 3: (stärkere) Vibrationen des Motors nach dem das Kabel der Lichtmaschine abgefallen ist.
Mit ein paar Handgriffen ist alles wieder passend zurecht gerückt und Vorläufig scheint alles wieder zu funktionieren. Das war wirklich keine ganz einfache Fehlersuche, aber wir haben es geschafft und nebenbei noch die eine oder andere mittelfristig fällige Wartung vorgezogen. Jetzt müssen wir erstmal abwarten ob das Problem nochmal auftritt. Bis dahin haben wir schon wieder einen anderen Patienten auf dem Hof stehen.
Ursprung von "Zieht er Nebenluft?"
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