Schon beim Kauf des Polos zu Beginn des Jahres, fiel uns die selfmade "HiFi-Anlage" auf. Fliegende Leitungen und eine mit Verstärker und Lautsprechern bestückte Spanplatte anstelle der werksmäßig verbauten Hutablage, sind dabei wohl die auffälligsten optischen Merkmale. Auch wenn die Fahrerin mit dieser technischen Fuscherei leben kann, so sind die Akkustik und der Bedienkomfort die Merkmale, die den vermeintlichen Genuss verleiden. Zeit, hier vorzuarbeiten und hinter die Kulissen zu schauen.
Normalerweise verfügen Radios über eine Zündschlüssellogik. Entsprechend schaltet sich das Radio mit Drehen des Schlüssels in die erste Raststellung mit ein und beim Abziehen entsprechend wieder aus. Beim Polo funktionierte dies jedoch nicht. Ob da wohl alle Kabel richtig verlegt wurden? Immer scheint ja in diesem Wagen beim Vorbesitzer nicht alle mit Sorgfalt erfolgt zu sein. Deshalb fiel die erste Wahl auf ein Herausziehen des Radios und einer Begutachtung der Verkabelung.
Was soll ich sagen? Beim Anblick der Verkabelung blieb mir der Atem stehen. Mit Lüsterklemmen und Quetschverbindern wurde hier Schabernack und Unfug betrieben. Der Originalkabelbaum ziemlich weit gekürzt, so dass man nur schlecht damit hantieren kann. Schließlich fällt auch auf, warum das Radio beim Drehen des Schlüssels schwieg: Das Klabel, das vom Zündschloss den Strom an das Radio weiterleiten soll (Klemme 15), ist abgerissen. Noch deutlich kann man die Überreste im Steckergehäuse erkennen. Der Grund für den Abriss war auch schnell gefunden. Durch die angebrachten Quetschverbinder am Massekabel ist das Kabel länger geworden im Vergleich zum Zündpluskabel. Weil sich das Massekabel durch die starre Quetschverindung jedoch nicht mehr biegen kann, stand das Zündpluskabel unter hoher Spannung und ist letztenldich gerissen. Pfusch vom Allerfeinsten.
Hier hilft alles nichts, das Zündpluskabel muss verlängert werden. Mit dem Ausdrückerwerkzeug habe ich zunächst das Kontaktfähnchen aus dem Steckergehäuse geborgen und mit einem kleinen Schraubendreher die Klemmen aufgebogen und das Kontaktfähnchen von Altkabelresten befreit. Das neue Stückchen Kabel, dass nun als Verlängerung dient, habe ich jedoch nicht nur an das Kontaktfähnchen geklemmt, sondern gelötet. Hierdurch ist gewährleistet, dass das Kabel sicheren Kontakt hat und vielleicht auch etwas besser hält.
Da ich mit so einem verheerenden Ausmaß nicht gerechnet hatte, galt das Motto der heutigen Operation vorrangig der Schadensbegrenzung. Die Audioanlage dieses Polos schreit förmlich nach einer Kernsanierung. Darum habe ich der Einfachheit geschuldet provisorisch auch das abgerissene Zündpluskabel mit einer Lüsterklemme angeschlossen, so dass die Zündschaltlogik wieder funktioniert. Allerdings musste ich hierfür noch Zünd- und Dauerplus tauschen, da die vorverkabelte VW-Norm und die Radio-Norm voneinander abweichen. Zeitgleich verbaute ich testweise das neue Radio, das demnächst im Polo seine Arbeit verrichten soll.
Beim Probelauf ohne Verstärker stellte sich dann heraus, dass nur die beiden hinteren, nachträglich verbauten Lautsprecher über den Verstärker versorgt werden und nicht die beiden vorderen Lautsprecher. Angesichts der Tatsache, dass der Verstärker ein hohes Grundrauschen mit sich bringt und eigentlich für diese Pfuschlösung völlig fehl am Platze ist und ohne großartige Umbauaktionen keine zufridenstellende Lösung gefunden werden kann, stellt sich die Frage ob er überhautp nocht noch eine Zukunft im Auto finden kann. Doch das ist wieder eine andere Geschichte. Als nächstes wird der Antennenempfang mit dem Einbau eines Phantomspeisadapters (hoffentlich) verbessert. Mir scheint, dies wird noch eine lange und weitreichende Baustelle werden . . .
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