Freitag, 17. Februar 2017

Bremsenausfall im Omega


Angerostete Bremsleitungen sind bei vielen älteren Autos ein beliebter Mangel in jedem Hauptuntersuchungsbericht. Meistens reicht ein Hinweis und die Ermahnung alles gründlich zu entrosten und mit Schutzwachs einzusprühen. Schließlich soll es nicht so weit kommen dass die Leitung platzt, wenn es doch passiert kann es ganz schön hektisch werden. 


Rückblick; Dienstag Nachmittag auf einer Landstraße ohne Verkehr. Der Omega fährt mit erlaubter Geschwindigkeit in den Ort und auf eine Fußgängerampel zu, an der ein paar Schulkinder stehen. Natürlich springt genau jetzt die Ampel um und ich muss anhalten, also Fuß auf die Bremse und zu treten. Ohne besonderen Grund wollte ich mal lieber etwas früher zum stehen kommen und nicht erst an der weißen Haltelinie, also fester zu treten. Die Wagenfront senkt sich etwas (trotz der stärkeren Federn) und das Auto wird langsamer. Doch irgendwie packt die Bremse heute nicht so wirklich gut zu, also noch fester rein hauen - mittlerweile sind es keine fünf Meter mehr bis zur Haltelinie und das Bremspedal wandert langsam Richtung Bodenblech.


Da stimmt irgendwas ganz und gar nicht und es ist kaum Zeit für Alternativen. Erstmal Blickkontakt zu den Kindern aufnehmen, die schauen zu mir rüber, das ist gut, dann bleiben sie hoffentlich stehen auch wenn sie das grüne Licht bekommen. Und jetzt? Handbremse ziehen, keine Chance die ist schon überfordert den Wagen am Wegrollen zu hindern, aus der Bewegung klappt das niemals. Also Finger auf die Hupe, bereit halten und nochmal Fuß von der Bremse und neu drauf hämmern. Jetzt bleibt der Omega endlich stehen. Die Hinterachse schon auf Höhe der Ampel, hinter mir ist alles frei und ich setzte ein paar Meter zurück. Währenddessen stehen die Kinder noch immer am Straßenrand und schauen etwas verdutzt, so wie ich auch gerade. Auf der Fahrbahn sind mehrere kleine Pfützen zu sehen. 


Die Wartezeit an der Ampel nutze ich für eine kurze Analyse der Symptome. Wenn die Bremse ein paar Mal getreten wird baut sich zumindest etwas Druck auf, aber wenn man länger und fester zu tritt wird das Pedal weich und sackt ab. Da muss irgendwo eine Leitung oder Schlauch undicht geworden sein. Bis zur Stadt sind es vielleicht noch drei Kilometer und da gibt es auch eine Opel Vertragswerkstatt. Bis dorthin soll es wohl noch funktionieren und wenn es nur im Schritttempo ist. 


Ohne weitere Vorkommnisse und minimalen Schweißausbruch ist das Autohaus erreicht und ich kann vor dem Schaufenster zum stehen kommen. Wenn man nur fest genug am Handbremshebel reisst, ist tatsächlich ein bisschen Verzögerung möglich. Das sollte man wirklich öfter überprüfen wie gut die Handbremse im Notfall noch funktioniert. Doch dafür habe ich jetzt keinen Nerv, erstmal muss geschaut werden wo das Problem liegt. Gemeinsam mit dem Werkstattmeister schaue ich den Wagen auf der Hebebühne an. In der Zwischenzeit hat der Omega sein Revier draußen vor der Tür schon mit einer kleinen Pfütze markiert.


Von unterm Auto lässt sich der Schaden deutlich besser überblicken als von oben, die Bremsleitung ist im Radhaus durchgerostet. Genau dort wo Steine und Streusalz immer hin fliegen und die Ummantelung beschädigen. Die angrenzenden Leitungen sehen bei Licht betrachtet auch nicht mehr wirklich gesund aus, da muss wohl oder übel großzügig Ausgetauscht werden. Der Meister muss gleich noch eine schlechte Nachricht verkünden; es sind keine vorgefertigten Bremsleitungen vom Hersteller mehr verfügbar - das heißt händisch Nachbauen ist angesagt. Bei dem Stundenlohn einer Vertragswerkstatt absolut kein billiges Vergnügen. Mindestens 500€ lautet die erste grobe Schätzung.


Auch wenn der Omega deswegen natürlich nicht gleich verschrottet wird, muss man doch überlegen wie sinnvoll eine derartig teure Reparatur in Anbetracht des Gesamtzustandes ist. Wenn der Wagen bloß näher an der Heimat stünde, da kennt man die Werkstätten und kann im Zweifel selbst alles erledigen. Stattdessen soll der Opel hier im Umkreis repariert werden. Aber wo? Der Super-Bekanntenkreis aus Kfzettis liefert die Antwort! Kaum einen Kilometer von der Pannenstelle (natürlich in entgegengesetzter Richtung) befindet sich eine kleine freie Werkstatt die sich dieser Aufgabe annehmen würde ohne ein allzugroßes Loch in die Finanzen zu reissen. 


Am Telefon gibt es die unberbindliche Zusage die Leitungen für rund 250€ zu tauschen. Da klingt doch schon gleich viel besser. Jetzt muss nur noch irgendwie das Auto von der einen zur anderen Werkstatt. Selbst fahren scheidet aus, abschleppen mit Seil oder Stange ist um diese Uhrzeit nur eingeschränkt empfehlenswert. Bleibt nur noch der Abschleppwagen oder Autoanhänger. Ersteren hat die Werkstatt nicht, zweiten könnte man kostenlos zur Verfügung stellen. Das klingt nach einem Plan, der Autogas-Siebener ist schon unterwegs um mich samt Gepäck aufzulesen, damit ist der Transport eigentlich kein Problem mehr. Schon merkwüdig, sonst zieht mein Wagen immer den Autotransporter hinter sich her.

Abgesehen von der Herrausfoderung ein Fahrzeug welches sich kaum bremsen lässt auf den Anhänger zu fahren und am Ziel wieder abzuladen, klappte alles wie erhofft. Nun steht der Omega bei der Werkstatt und wartet auf ein paar Meter neue Bremsleitungen. Hoffentlich ist er bald fertig und das Problem tritt nie wieder auf. In Zukunft wird trotzdem noch gründlicher geschaut wie es um den Rostbefall an diesem wichtigen Bauteil steht.

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