Egal wie groß oder klein das neue Auto sein mag, wenn man den Wunsch nach einer Einparkhilfe äussert, wird sie auch geliefert. Bei den immer kleineren Fenstern und unübersichtlichen Karosserien ist das Verlangen nach etwas Unterstützung leicht nachvollziehbar. Charlie geht es mit ihrem Golf ganz ähnlich, besonders nachts ist rückwärts Einparken mit getönten Heckscheiben keine leichte Aufgabe. Wie gut das es eine passende Lösung im Zubehörhandel gibt.
Die Frage ist nur noch welches System soll es sein und wo wird es montiert; eine Rückfahrkamera wie damals im Fabia wäre sicherlich praktisch, aber ohne vorhandenes Doppel-DIN Radio mit Display müsste irgendwo ein externer Monitor installiert werden - nicht sehr elegant und darum keine Option. Stattdessen wird mit Ultraschallsensoren gearbeitet die vorne und hinten in die Stoßfänger eingelassen werden und über einen wechselnden Ton und zusätzlich auf der LCD Anzeige den verbliebenen Abstand in Metern anzeigt.
Vermutlich würde auch die Minimallösung ausreichen, nur zwei Sensoren in der Heckschürze und ein versteckter Lautsprecher für den Piepton. Aber wo wäre da der Spaß? Der hintere Stoßfänger muss in jedem Fall demontiert werden und so groß ist die Preisdifferenz nun auch wieder nicht. Wobei sich die Frage stellt ob dieser Aufwand bei einem Kompaktfahrzeug gerechtfertig ist. Alles in Allem ist man leicht einen ganzen Tag mit der Installation beschäftigt und je nachdem wie man die Leitungen durchs Auto bekommt, wird es in Zukunft ähnlich lange dauern die Stoßfänger wieder abzunehmen.
Das ist meiner Meinung nach wirklich der große Nachteil der billigeren Nachrüstsysteme; es gibt keine weiteren Stecker zwischen Sensor und Steuergerät. Um den Sensor einzubauen wird er von aussen nach innen durch die Stoßstange gezogen und eingerastet, das Kabel verläuft quer durchs Auto und wenn der Wagen nicht wirklich kurz ist, reicht es gerade so bis zum Ziel. Dadurch kann die Stoßstange nun nicht mehr so einfach abgenommen werden. Bei besseren (oder originalen) Systemen sind die Sensoren entweder von innen eingesetzt oder haben am Sensor eine Steckverbindung. Aber wir haben auch dafür eine halbwegs tragfähige Lösung parat.
Fürs erste muss aber der vordere Stoßfänger weichen. Dazu sind links und rechts im Radlauf je vier Schrauben gelöst werden, dann die Motorhaube öffnen und den Kühlergrill ausbauen. Dieser ist nur mit zwei Plastikdübeln oben festgemacht und unten eingesteckt, (wenn der Grill ganz abgenommen werden soll muss zusätzlich der Haubengriff abgenommen werden). Dahinter verbergen sich fünf Schrauben mit Torx T30 Kopf, diese müssen auch entfernt werden. Zu guter Letzt befindet sich noch eine Schraube links und rechts hinter den Blenden wo normale Autos ihre Nebelscheinwerfer haben. Auch diese können einfach fest gepackt und rausgezogen werden um an die Schrauben zu gelangen.
Idealerweise kann der Stoßfänger nun vorsichtig vom Auto abgenommen und auf einer weichen Unterlage platziert werden. Der Rasen im Garten eignet sich dafür wunderbar und wenn gleich die Löcher für die Sensoren gebohrt werden, kann man auch unbesorgt ins Gras beißen. Da der Golf IV vom Werk nicht für eine vordere Einparkhilfe ausgelegt ist, muss man sich selbst Gedanken machen wo die Sensoren platziert werden könnten. Die Einbauanleitung ist dabei nur bedingt hilfreich. Ich habe mich am BMW E38 orientiert (der Stand passend rum und hat vorne Parksensoren) und die Teile jeweils auf der äußersten Ecke und ungefähr mittig zwischen Kühlergrill und Scheinwerfer positioniert. Die schwarze Scheuerleiste bietet sich dafür an. Falls man sich hier verbohrt kann man die Leisten auch einzeln auswechseln.
Da im Lieferumfang auch ein passender Bohrer enthalten war, muss man sich keine Sorgen machen das Loch zu weit aufzubohren. Die Sensoren werden dann von aussen eingefädelt und so gedreht dass sie senkrecht zur Karosserie stehen. Alle Kabel werden mit Kabelbindern gesichert und auf der linken Seite vom Stoßfänger zusammengeführt. Damit das Ganze irgendwie reparaturfreundlich bleibt, kommen die vier Sensorkabel in ein Wellrohr und werden aussen am Unterboden nach hinten geführt. Falls der Frontstoßfänger nochmal runter muss, sind lediglich einige Kabelbinder zu lösen und natürlich die Stecker am Steuergerät zu trennen und schon ist der Stoßfänger frei. Zugegeben keine perfekte Lösung, aber es sollte funktionieren. Und so oft muss man da eigentlich auch nicht dran.
Beim hinteren Stoßfänger laufen die Arbeitsschritte im Grunde gleich ab. Hier müssen erstmal beide Rücklichter ausgebaut werden um an die versteckten Schrauben zu gelangen. Anleitung hier Im Radlauf befinden sich wieder je drei Schrauben pro Seite und mittig zwei Stück unterhalb der Kennzeichenaussparung. Im Heckstoßfänger hat VW die Sensoren bereits eingeplant und die entsprechenden Stellen sind leicht zu finden. Einfach von innen mittig Vorbohren und von aussen durch bohren. Sensoren einsetzen und ausrichten, Kabel verlegen und fixieren. Die Kabelstränge von vorne und hinten können relativ bequem durch die Gummistopfen unter dem linken Rücklicht in den Kofferraum gezogen werden. Hier, am Rücklicht können wir auch schon drei der vier Kabel anschließen. Das rote Kabel an den Rückfahrscheinwerfer, das orange Kabel ans Bremslicht und das schwarze Kabel an Masse. Freundlicherweise sind beim Golf IV passende Flachsteckerzungen auf dem Lampenträger so dass man hier ohne viel Pfusch an die entsprechenden Stromkreise kommt.
Finaler und fummeligster Arbeitsschritt ist die Installation des Display auf dem Armaturenbrett und verlegen der Leitung zum Steuergerät im Kofferraum. Da sich im Kofferraum auch keine Quelle für geschaltetes Plus (Klemme 15 bzw 75X bei VW) finden lässt, wird im selben Gang von der Zentralelektrik unterm Lenkrad ein Kabel nach hinten gezogen. Eine fliegende Sicherung mit 3Ampere sollte ausreichend sein für die geringe Stromaufnahme. Unter der Einstiegsleiste entlang und durch die Seitenverkleidung über den Federbeindom ließ sich das Kabelbündel recht gut durchziehen. Abschließend muss jetzt nur nochmal durchgespielt werden welcher Sensor an welchen Eingang vom Steuergerät muss. Obwohl die Kabel für die vorderen Sensoren fast 5m lang sind, wird es am Ende doch recht knapp und das Steuergerät muss wohl oder übel hinter der Verkleidung auf dem Boden vom Kofferraum leben. Aber solange das Auto nicht voll Wasser läuft dürfte das keine Probleme bereiten.
Beim ersten Parkmanöver funktionierte jedenfalls alles wie es soll; im Rückwärtsgang geben die hinteren Sensoren den verbliebenen Abstand an und wenn man die Bremse tritt bekommt man zehn Sekunden lang eine Meldung von der Front. Nur der Piepton ist verdammt laut und wurde direkt mal mit etwas Klebeband gedämmt.
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