Montag, 15. Januar 2018

Audi A4: Kotflügel nach 7 Jahren durchgerostet


In jedem zweiten Dezember sind traditionell unser Audi und der gelbe Anhänger zusammen zur Hauptuntersuchung eingeplant. Bis dato sind die beiden immer als Team aufgetreten und gemeinsam durch die Prüfung gekommen. Auch wenn es manchmal knapp war und im Vorraus Teile getauscht werden mussten - die Plakette gab es am Ende des Tages immer. Nur heute nicht, denn beim Audi ist ein Kotflügel glatt durchgerostet und die HU damit vergeigt. Wie konnte das passieren?



Angefangene hat das Problem vor ziemlich genau sieben Jahren. Am 28. November 2009 waren der Nikograf und ich mit dem Audi auf dem Heimweg von der Essen Motor Show. Dabei kam es zu einem unfreiwilligen Audi Treff auf dem Standstreifen in folge einer kleinen Kotflügel-Verbiegeaktion im Bereich der Autobahnauffahrt. Um die anschließenden Reparaturkosten zu senken wurde kein neuer originaler Kotflügel installiert sondern ein Nachbauteil. Auf den ersten Blick sieht das Teil genau so aus wie das Originalteil. Der Lackierer leistet ebenfalls ganze Arbeit und vom Unfall bleiben keine Spuren zurück.


Kaum zwei Jahre später beginnt der Lack im Bereich um den Radlauf und hinter dem Schmutzfänger erste Blasen zu werfen - offenbar hat sich Rost gebildet. Die Werkstatt bzw ihr Lackierer übernehmen auf Kulanz die Neulackierung des Kotflügel. So haben wir wieder ein paar Jahre Ruhe, bis der Rost wieder durchkommt und das Blech immer weiter angreift. Langsam wird Zeit sich um eine Lösung zu kümmern. Leider bleibt es vorerst bei diesem frommen Wunsch. Irgendwie steht die Optik bei diesem Audi nicht mehr ganz so hoch auf der Prioritätenliste wie es sein sollte. Es passiert erstmal nichts. Drei weitere Unfälle in den folgenden Jahren, darunter ein Wildunfall, bestätigen diese eher pragmatische Entscheidung.


Dem entsprechend wurde weiterhin alles getan um den Audi technisch topfit zu halten. Neue Querlenker bei der letzten HU vor zwei Jahren und erst im letzten Monat vier neue Winterreifen auf Alufelgen sind hier zu nennen, ganz zu schweigen von dem wiederkehrenden Ärger mit der Zündanlage die uns einige Besuche in der Werkstatt des Vertrauens bescherte. Für die aktuelle Hauptuntersuchung beschränkten sich die Vorbereitungen dementsprechend auf die Fahrt zur Waschanlage und das Radlager am rechten Hinterrad nachzustellen. Und natürlich einmal kurz die Beleuchtung zu testen. Alles fit soweit, die Prüfung kann losgehen.


Wie erwartet machen die Bremswerte keine Probleme, das Abblendlicht ist wie immer ein bisschen verstellt und auch die Abgasuntersuchung läuft nach ein bisschen gut zureden (also viel Gas geben damit der Katalysator endlich arbeitet) zufriedenstellend. Rauf geht die Hebebühne und die Spannung steigt mit. Die Querlenker und Traggelenke sind schon mal gesund, ebenso die Bremsschläuche und Beläge. Am Auspuff ist alles dicht, nur der Motor schwitzt ein bisschen Öl raus. Nur ein geringer Mangel, damit könnte die Prüfung immer noch bestanden werden. Ein einziger beherzt aufgedrückter Plakettenschaber macht alle Hoffnung zunichte - jetzt haben wir ein 2cm großes Loch im Kotflügel und rundherum bröselt das Blech ebenfalls weg.


Jetzt heißt es schnell eine Entscheidung zu treffen; Auto verkaufen/verschrotten, alten Kotflügel irgendwie zurecht braten damit es nochmal für die HU reicht oder einen neuen Kotflügel besorgen der hoffentlich länger hält. Möglichkeit 1 wird direkt ausgeschlossen, der Audi begleitet uns nun schon seit 8 Jahren und hat noch lange nicht ausgedient. Da im näheren Umkreis kein passender Ersatz angeboten wird, soll der Alte nochmal durchgeschweißt werden. So war jedenfalls der Plan bis wir mal genauer geprüft haben wie weit der Rost fortgeschritten ist; sehr weit wie sich zeigt. Am vorderen und hinteren Ende fehlen unten schon mindestens 10 Zentimeter vom Blech. Da kann man nichts mehr flicken, es muss Ersatz her. Wie gut das der SZK weitreichende Verbindungen hat, so konnte Allan in Schleswig-Holstein das perfekte Ersatzteil zum kleine Preis ergattern und direkt mitbringen. 


Der Einbau war im Prinzip keine schwere Arbeit. Erstmal muss die vordere Stoßstange runter und dann der Kotflügel. Wie die Stoßstange (theoretisch) demontiert wird, haben wir hier schon mal beschrieben. Ist das erste Hindernis beseitigt, müssen drei Schrauben an der A-Säule, zwei an der Vorderkante, ein bis zwei unterm am Schweller, eine am Radlauf und sechs von oben entfernt werden - und die Blinker müssen ebenfalls ab. Dafür braucht es Torx-Bits in Größe 25 und 30 sowie einen 10mm Steckschlüssel. Der Wechsel kann auch mit montiertem Vorderrad erfolgen, dann muss man nur ein bisschen mehr auf dem Boden rum kriechen und ab und zu den Reifen in die andere Richtung drehen. Fast alle Schrauben sind direkt zugänglich, nur an der A-Säule wird es kniffelig. Erst die Radhausschale (in unserem Fall samt Schmutzfänger teilweise abschrauben und aus dem Weg drücken, danach den Seitenblinker abstöpseln und aushaken, dann die zwei Schrauben vom Aktivkohlefilter der Tankentlüfung und dahinter eine Schraube in der Kunststoffabdeckung. Hier verstecken sich die zwei Schrauben die es zu lösen gilt. Vom Türeinstieg aus ist noch eine Schraube ganz oben am Kotflügel zu lösen. Jetzt noch die Klammer vom vorderen Blinker lösen und das Teil ebenfalls abstöpseln.


Jetzt sollte sich der Kotflügel mit etwas Geruckel eigentlich vom Auto lösen lassen. In unserem Fall ist die untere Hälfte mehr oder weniger direkt abgebrochen und leistete keine Widerstand. Jetzt gilt es die vordere Stoßstangenaufnahme an den neuen Kotflügel umzubauen und alles wieder ans Auto zu setzen. Bei der Gelegenheit wird der Bereich hinter dem Kotflügel noch mit reichlich Rostschutzwachs eingesprüht und am linken Frontscheinwerfer die gebrochenen Halterungen festgeklebt - kein Wunder das wir ständig verstelltes Licht am Auto haben wenn das Teil nur lose an seinem Platz hängt. Sobald der Kleber trocken und der Kotflügel wieder am Auto sitzt, kommt die Stoßstange wieder drauf und alles wird final ausgerichtet und festgeschraubt. Ein bisschen Bremsenreiniger und Werkstattputztücher sind alles was nun noch fehlen um den letztem Mangel vom Prüfbericht abzustellen. 

So präpariert geht es wieder zurück zur Prüfstelle und endlich können wir unsere frische HU Plakette für freie Fahrt bis Ende 2019 in Empfang nehmen. Jetzt ist der Audi endlich wieder komplett Rostfrei - zumindest an der Karosserie - und das will schon was heißen bei einem 23 Jahre alten Auto.

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